Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0822 - Flüstern, schreien, töten

0822 - Flüstern, schreien, töten

Titel: 0822 - Flüstern, schreien, töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
diesem Kaff bin ich aufgewachsen. Es ist zum Kotzen, glaub mir das.«
    Er runzelte die Brauen. »Verdammt, das lässt sich ändern. London ist eine irre Stadt. Da lernst du blitzschnell Leute kennen, andere als hier. Die öden dich nicht an. Vor allen Dingen siehst du dort unbekannte Gesichter.«
    »Das stimmt.« Edda stand auf, setzte sich sofort wieder hin, und zwar so, dass sie ihn anschauen konnte. »Sag mal, du interessierst dich wohl für mein Schicksal?«
    »Jetzt schon.«
    »Warum das?«
    »Wir sind zwei einsame Tiere, die einfach nur irgendwohin gehen. Die ansonsten keinen Kontakt haben. Wir streifen durch die Gegend. Ich ebenfalls…«
    Edda unterbrach ihn. »Jetzt leg mal ’ne Pause ein. Du sprichst wie einer, der ein Buch schreiben will. Ich bring’s mal auf den Punkt. Du bist nicht happy. Auch dein Leben ist beschissen. Du hast keine Lust, irgendwas zu tun. Dich kotzt alles an.«
    »Richtig.«
    »Und du machst mich hier an.«
    »Auch richtig.«
    Seine Direktheit überraschte Edda. Ihre Augen funkelten. »Ehrlich bist du.«
    »Stimmt, und das ist eine meiner negativen Eigenschaften. Mit Ehrlichkeit kommst du nämlich nicht weit. Denk immer daran, dass die anderen dich versuchen zu bescheißen. Wenn es dir dann zu viel wird, kannst du entweder resignieren und dich verkriechen oder versuchen, deinen eigenen Weg zu gehen. Habe ich mich klar und deutlich genug ausgedrückt?«
    »Nein, das hast du nicht.«
    »Schade.«
    Er hob die Dose an, trank wieder und ärgerte sich, weil das Bier zu warm geworden war. Er beobachtete die Fahlblonde, die sich ziemlich nervös und gleichzeitig nachdenklich gab. Die Unterhaltung hatte sie aus der Bahn gebracht. Sicherlich ging ihr einiges durch den Kopf. Er überlegte, ob er nachhaken oder ihr den Coolen vorspielen sollte. Die letzte Möglichkeit war besser.
    Lässig warf er einen Blick auf seine Uhr, nickte dem Zifferblatt zu und erhob sich mit einer lässigen Bewegung.
    »Tja, dann werde ich mal…« Er ließ die weiteren Worte unausgesprochen und bewegte schaukelnd die Bierdose.
    »Du willst weg?«
    »Ja.«
    Sie fasste ihn an. Ihre Hand lag plötzlich auf seinem Oberschenkel. »Warum denn so plötzlich?«
    »Hab ich dir das nicht erklärt? Das ist doch hier nichts für uns Individualisten.«
    Eddas Augen wurden groß. »Scheiße, das hat noch keiner zu mir gesagt.«
    Falco grinste. »Jetzt frage mich nur nicht, was das ist? Dann krieg ich ein Horn.«
    »Keine Sorge, ich habe meine Schule durchgezogen. Willst du nach London?«
    »Ja.«
    »Bei dem Wetter?«
    »Hier gehe ich ein.«
    Edda nickte und lachte. »Das stimmt, hier gehst du ein.« Sie stand jetzt auf. Ihre Augen hatten sich verengt, das Gesicht hatte einen noch schärferen Zug angenommen, die Lippen waren sehr schmal geworden. An den Enden zuckten sie.
    »Hast du was?«
    »Also«, sie tippte ihm mit der Fingerspitze gegen die Brust, »du willst noch London?«
    »Ja, das sagte ich schon.«
    »Könntest du einen Beifahrer gebrauchen?«
    Innerlich jubelte er, äußerlich blieb er gelassen und schaute Edda von oben bis unten an. »Kommt ein bisschen plötzlich, wie?«
    »Überhaupt nicht. Wir haben davon gesprochen.«
    »Aber nicht davon, dass ich dich mitnehme.«
    »Nur bis London. Du setzt mich irgendwo ab, und ich werde mich durchschlagen. Hast du nicht selbst gesagt, dass man dort schnell Leute kennen lernt?«
    »Klar doch.«
    »Ich schaffe das.«
    Er hob die Schultern. »Na ja, wenn du willst. Mein Wagen steht vor der Bude. Hier bin sich sowieso falsch. Außerdem muss ich unterwegs noch irgendwas essen. Der Abend ist jung, wir schaffen es locker, aber du musst bestimmt packen.«
    »Nein.«
    »Was? Du willst so…?«
    »Ja, ich will so. Ich haue ab.«
    »Was ist mit deinem Job, deiner Familie?«
    Wütend und gleichzeitig verächtlich winkte Edda mit beiden Händen ab.
    »Ich habe hier nichts zu verlieren, auf meinen Job spucke ich. Ich schlage mich als Spülerin in einer Großkantine durch. Immer in dieser beschissenen Luft stehen, immer von Dämpfen und dem Klappern von Geschirr umgeben, von keifenden Weibern, die auch keine Lust haben… ist das das Leben?«
    »Nein.«
    »Eben, und deshalb will ich mit.«
    Er schaute sie an. In der dunklen Umgebung konnte Edda die Augen des Mannes nicht genau erkennen, sie kamen ihr aber ziemlich hell vor, als hätte sich eine andere Farbe über die Pupille gelegt. »Es ist deine Entscheidung, Edda.«
    »Du hast nichts dagegen?«
    »Nicht mehr.«
    »Toll.« Sie rieb sich die

Weitere Kostenlose Bücher