0822 - Flüstern, schreien, töten
Umgebung.
So ein Schuppen lockte immer – und natürlich auch einen Mann wie ihn, der auf der Jagd war.
Finden würde er den Schuppen schon. Oft befanden sich diese Discos auch am Ortseingang, und ihre Reklame leuchtete grell und bunt bis weit in die Nacht hinein.
Er hielt schon jetzt Ausschau, aber es waren noch einige Meilen zu fahren.
Vor dem Ort nahm der Verkehr zu. Der Killer fuhr langsamer. Er ließ sich bewusst überholen, um einen Blick in die Fahrzeuge werfen zu können. Die meisten von ihnen waren mit jungen Leuten besetzt. Und wo die hinwollten, lag auf der Hand.
Er brauchte den anderen Wagen nur nachzufahren, sie würden ihn von selbst zum Ziel bringen.
Die Disco lag tatsächlich außerhalb des Ortes. Er musste sogar von der normalen Landstraße ab und einen schmaleren Weg fahren, der sich in zahlreichen Kurven dem Ziel entgegenwand.
Sehr bald war es zu sehen. Der Dunst schluckte einen Teil des grellen Reklamelichts.
Man hatte zwar eine Disco gebaut, aber keinen Parkplatz angelegt. Man parkte also auf der grünen Wiese.
Das tat auch Falco. Nur suchte er sich für seinen Austin einen günstigen Platz aus. Er stellte ihn dicht neben der Straße ab und drehte ihn noch, dass das Heck des Wagens gegen die Disco zeigte.
Er stieg aus.
Das Innenlicht hatte er ausgeschaltet. Niemand sollte ihn jetzt schon sehen.
Dann stieg er aus. Aus dem viereckigen Haus dröhnten die Klänge harter Rockmusik. Der Eingang stand weit offen wie ein Maul. Dahinter lag eine rote lichterfüllte, zuckende Hölle, in der sich nur junge Leute wohl fühlen konnten.
Falco war zwar noch nicht alt, aber auch kein junger Spund mehr. Deshalb zögerte er auch. Eine einsame Raststätte wäre ihm lieber gewesen, doch der Drang, ein Dankopfer zu bringen, war stärker.
Deshalb ging er auf die Disco zu.
Wer ihn beobachtet hätte, der hätte in ihm einen hoch gewachsenen Mann gesehen, dessen dunkles Haar glatt nach hinten gekämmt war. Ein kantiges Gesicht, ein durchtrainierter Körper ohne ein Gramm Fett zu viel und eine ebenfalls dunkle Lederjacke, die leicht glänzte, dazu eine graue Jeanshose.
Die Gäste waren scharf darauf, endlich wieder tanzen zu können. Des Öfteren wurde er von Gruppen überholt, und er hörte das Gelächter der jungen Frauen und Männer. Die Gespräche drehten sich einzig und allein um die Musik und natürlich um das Tanzen, das vielen so gefehlt hatte.
An der Tür drückte er sich zur Seite, blieb stehen und gönnte sich einen ersten Überblick.
Ein riesiger Raum schluckte die Gäste. Das Stroboskoplicht zuckte kreisförmig von der Decke. Seine wechselnden Rotfarben erreichten jeden Winkel der Bude und auch jedes Gesicht. Es machte die Gäste zu märchenhaften Gestalten oder ließ sie manchmal aussehen wie knallbunte Gespenster.
Eine große Theke sah er. Stühle und Tische hätten nur Platz weggenommen, also hatte man sich beholfen und an der Wand einfache Sitzbretter befestigt, auf denen die vom Tanz ermüdeten Gäste ihren Ausruhplatz finden konnten.
Falco überlegte, wie er sich verhalten sollte. Niemand hatte von seinem Eintreten Notiz genommen, er war nicht beachtet worden, weil sich die meisten Gäste erst einmal in der renovierten Disco umschauten und ihre Kommentare über die Erneuerung abgaben.
Das kam dem Killer sehr gelegen. Er schlenderte auf die lange Theke zu, hinter der zwei junge Männer und zwei Mädchen bedienten. Kellner gab es nicht, wer sein Bier auf der Sitzbank trinken wollte, musste es sich abholen.
Das Personal hatte alle Hände voll zu tun, um den Durst der Besucher zu löschen. Auf der Tanzfläche bewegten sich nur wenige Typen, was sich im Laufe des Abend ändern würde. Zunächst einmal kippte man, was es zu kippen gab.
Mit einer geschmeidigen Bewegung wich Falco drei jungen Stoppelbartträgern aus und fand einen freien Platz am schmalen Rand der Theke, wo ihn das Licht nicht zu sehr blendete.
Er blieb sitzen und hob den Arm, als eines der Mädchen zu ihm hinschaute. Sie war eine pummelige Blondine mit großem Busen. Als sie sich nach Falcos Wünschen erkundigte, starrte er auf ihr prall gefülltes weißes T-Shirt und bestellte ein Bier.
»Sonst noch was?«
»Nein.«
Sie brachte ihm eine Dose. Er zahlte sofort, bedankte sich mit einem Nicken und knickte die Lasche um. Das Bier war gut gekühlt. Als eisiger Strom rann es in seine ausgedörrte Kehle, und nach dem ersten Schluck wischte er seine Lippen ab.
Er stellte die Dose auf den Tresen und schaute sich um. Falco
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