0822 - Flüstern, schreien, töten
nicht.
Niemand sollte ihn angreifen, und niemand würde ihn einsperren, das hatte er sich geschworen. Sie alle sollten leiden, sie würden noch von ihm hören. Immer und immer wieder, das stand für ihn fest.
Obwohl er innerlich erregt war, lag kein einziger Schweißtropfen auf seiner Haut. Er fühlte sich super, und er würde die Kirche jetzt verlassen, um die Dankbarkeit auf seine Art und Weise auszudrücken. Die andere Macht sollte wieder ein Leben bekommen, eine Seele, und er wollte das Blut fließen sehen.
Nahezu lautlos bewegte er sich durch die Kirche. Seine Schritte waren nicht mehr als ein Schleifen auf dem glatten Boden. In seinem Gesicht regte sich kein Muskel. Die Augen waren starr, der Blick einzig und allein nach vorn gerichtet.
Wieder stoppte er neben dem Taufbecken. Er schaute auf das Wasser, mit dem er sich früher oft gesegnet hatte. Aber das lag lange zurück. Heute dachte er anders darüber und stellte sich vor, dass es Blut sein würde.
Diesmal beherrschte er sich nicht.
Er klatschte die Hand in das Weihwasser und fegte es dann aus dem Taufbecken. Die Tat war von seinen wütenden Triumphschreien begleitet, die in der Kirche gespenstisch laut hallten.
Erst als sich nur mehr einige Tropfen im Becken befanden, hörte er auf damit. Sein Mund hatte sich verzerrt. Das Gesicht war zu einer bösen Fratze geworden. Der Druck in seinem Innern stieg. Er wollte und würde ihn nicht zurückhalten.
Dann ging er.
Diesmal öffnete er die Tür kraftvoll. Der Sprühregen traf das Gesicht des Mannes wie kalte Säure. Tief atmete er ein. Plötzlich hasste er die Luft in der Kirche. Sie hatte ihm zu stark nach Weihrauch und Kerzenduft gerochen. Er brauchte jetzt etwas anderes, er hatte dieses Gemäuer besiegt, und nur darauf war es ihm angekommen.
Mit raumgreifenden Schritten bewegte sich Falco über den Kirchplatz hinweg. Dann nahm er den schmalen Fußweg, den er allerdings sehr bald wieder verließ, um auf dem kürzesten Weg zu seinem Fahrzeug zu gelangen. Er wollte jetzt unter Menschen sein, denn an diesem Abend, in dieser Nacht, musste es passieren.
Immer hatte er nach seinem Sieg jemanden gefunden.
Der Tod sollte leben.
Hochleben!
Flüstern, schreien, töten!
Er würde es genießen und der verdammten Person, die er so hasste, die bösen Träume bringen. Solange bis sie fast wahnsinnig war und er endlich zu ihr kommen konnte…
***
Ich war wieder zurück ins Büro gefahren und hatte Kate Duvall im Hotel zurückgelassen. Mit meinem Freund Suko sprach ich über das Problem. Er hörte zu, nickte einige Male und deutete mir damit an, dass er das Gleiche getan hätte, wie er mit seinen Worten bestätigte, als er sagte: »Ja, ich hätte es auch so gemacht.«
»Das kannst du immer noch.«
»Wie meinst du das?«
»Du könntest dich ebenfalls im Hotel einquartieren. Die Gefahr ist vorhanden, auch wenn wir sie noch nicht konkret zu spüren gekriegt haben.«
»Dann glaubst du der Frau?«
»In allem.«
Suko erkundigte sich nach dem Grund.
»Das kann ich dir nicht genau sagen. Wenn du mit ihr geredet hättest, wärst du zu derselben Einstellung gekommen. Das schwöre ich dir, Alter.«
»So scheint Abe Douglas auch gedacht zu haben.«
»Eben. Sonst hätte er sie uns nicht geschickt.«
»Sieht sie wenigstens gut aus?«
Da Suko grinste, konnte ich ebenfalls ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ja, sie ist nicht übel.«
»Das sag Glenda mal lieber nichts.«
»Sind wir verheiratet?«
»Nein, aber du weißt ja, wie sie ist. Und Jane Collins würde ich auch raushalten.«
»Ich werde mich bemühen.«
»Wie willst du denn vorgehen?« fragte Suko.
»Wenn ich das wüsste.«
»Also keine Idee?«
»Noch nicht. Aber Kate ist der springende Punkt. An sie werde ich mich halten müssen.«
»Das denke ich auch«, meinte Suko. »Nach allem, was du mir erzählt hast, wird es für dich wohl eine lange Nacht werden. Wenn sich diese Killerbestie in Kates Träumen meldet, müsstest du am Bett der Kollegin sitzen und ihren Schlaf überwachen.«
»Daran habe ich auch gedacht.«
»Dann solltest du im selben Zimmer sein«, sagte Suko breit grinsend.
»Hör auf damit. Ich werde so reagieren, wie es die Lage erfordert. Ist das klar?«
»Jawohl, Herr Lehrer. Darf ich trotzdem etwas vorschlagen?«
»Bitte.«
»Wie wäre es, wenn wir mit Abe Douglas in New York telefonieren, damit er uns mehr Informationen über deine neue Freundin gibt. Sie hat dir zwar viel erzählt, aber ich frage mich, ob sie dir alles gesagt
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