0822 - Nomaden der Hölle
Gesteinsmassen nach. Sie würden sich zweifellos ihren Weg bahnen. »Lauf! Nicht umsehen - nur laufen!«
Der Vampir zerrte seine Geliebte hinter sich her, mit festem Griff um ihr Handgelenk, dem sie sich nicht entwinden konnte. Da verlor die Wand ihren Kampf gegen die Kraft, die sie attackierte! Auf einer Länge von fast zehn Metern brach das Unheil in den Gang, den Sabeth und Tahum mit der Kraft der Angst entlanghetzten.
Tahum wusste, dass sie es nicht schaffen würden.
Nur wenige Schritte vor ihm konnte er ein schwaches Licht erkennen, das aus einem halb zugewucherten Seitenweg kam. Sie würden dieses Schlupfloch nicht mehr erreichen…
In diesem Moment stürzte aus der sich ständig vergrößernden Öffnung der geborstene Stamm eines Urwaldriesen auf sie herab. Langsam, beinahe aufreizend in seiner behäbigen Bewegung, senkte sich der Baum nieder. Tahum blieb wie angewurzelt stehen. Sabeth war mit ihren Kräften nun bereits so am Ende, dass sie von all dem nicht mehr viel mitbekam. Vielleicht war es besser so, denn in der nächsten Sekunde schon würden sie beide wie Wanzen von dem unzählige Tonnen schweren Stamm erschlagen werden.
Der junge Krieger schloss die Augen…
»Bleibt nicht stehen! Weiterlaufen, hierher!« Die Stimme schien aus einer anderen Welt zu kommen, doch Tahum wurde schlagartig bewusst, dass er durchaus noch lebte. Aus dem Seitenlauf winkte ihm eine Frau zu, die er sofort erkannte - es handelte sich um die Frau, die zu diesem Professor Zamorra gehörte, der zusammen mit Dalius Laertes schon einmal hier gewesen war, kurz nachdem die drei Asanbosam hier Zuflucht gesucht hatten. Für Tahum schien das alles in weiter Vergangenheit zu liegen.
Dann sah Tahum Zamorra. Der Mann stand breitbeinig mitten im Gang. Von seinen Lippen kam ein leiser Singsang in einer Sprache, die der Krieger nie zuvor gehört hatte. Seine Hände hatte er beschwörend erhoben, und er zeichnete mit den Fingern seltsame Figuren in die Luft, die sich dort in einen filigranes Gespinst verwandelten. Silbrig glänzend, wie das Netz einer Spinne, hingen sie im Raum… und sie bewegten sich, veränderten ihre Form und wurden zu Symbolen, die dem dunkelhäutigen Vampir Angst einflößten.
Weiße Magie!
Als Tahum die Auswirkung dieser Luftbilder auf den Stamm erkannte, der ihn eben noch zerquetschen wollte, reagierte er mit dem Instinkt eines Kämpfers, der seine allerletzte Chance erkannte. Er hob Sabeth von Boden hoch, warf sich die junge Königin kurzerhand über die Schulter. Kalter Schweiß rann ihm von der Stirn, aber noch einmal riss er sich zusammen. Mit weiten Sätzen erreichte Tahum den Nebengang.
Sein Blick ging zurück zu dem Menschen, der noch immer das Kunststück vollbrachte, die Masse des Baumes am Sturz zu hindern. Der Stamm bewegte sich nach wie vor in Richtung Boden, doch er schien in einer anderen Zeitebene gefangen zu sein; seine Bewegung war mit dem bloßen Auge kaum auszumachen.
»Alles klar, Chéri. Sie sind in Sicherheit.« Auf diese Bestätigung hatte Zamorra nur gewartet. Mit raschen Schritten brachte auch er sich in Deckung. Nur einen Atemzug später vergingen die Luftsymbole im Nichts - und mit unwiderstehlicher Kraft knallte der hölzerne Koloss nach unten.
Tahum ließ sich erschöpft zu Boden sinken. Viel wäre von Sabeth und ihm nicht übrig geblieben, wenn der Stamm sie erwischt hätte.
Zamorra kniete sich neben dem Krieger nieder. »Stellt jetzt keine Fragen. Erholt euch ein wenig. Aber viel Zeit bleibt euch nicht. Wir müssen weg von hier. Das da«, er deutete auf den Baum, der verheerende Zerstörungen angerichtet hatte, »war erst ein kleiner Anfang.«
»Wir müssen Assunta suchen. Sabeth wird ihn nicht seinem Schicksal überlassen.« Tahum registrierte zufrieden, dass sich Zamorras Frau - deren Namen Tahum einfach nicht mehr einfallen wollte - um die Königin kümmerte. Der Krieger hatte die Aasfresser sofort bemerkt, die sich ängstlich im Hintergrund hielten; ebenso dieses eigentümliche Kind, das nervös mit etwas spielte, das Tahum für einen abgebrochenen Speer hielt. Woher hätte er auch die Funktion eines Klappmessers kennen sollen?
»Assunta wird sein Reich nicht verlassen wollen«, sagte Zamorra. »Etwas anderes als das hier ist ihm nicht geblieben. Die Krone beherrscht sein Denken.«
Er wusste, dass diese Argumente zwar logisch waren, doch zwischen den drei Asanbosam herrschte nach wie vor ein Band, das mit Logik kaum zu durchtrennen war.
Erstaunt blickten Zamorra und
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