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0822 - Nomaden der Hölle

0822 - Nomaden der Hölle

Titel: 0822 - Nomaden der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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für sie war Mirjad jetzt hier.
    Warum kommst du hierher, noch ehe man dich ruft?
    Mirjad wirbelte herum, fasste den Griff des langen Messers mit beiden Händen. Doch hinter ihr gab es nichts und niemanden, den sie hätte attackieren können. Das war nur die kreideweiße Mauer, nichts sonst. Oder doch?
    Mirjad kniff die Augen zusammen. Etwas bewegte sich an der Einfassung. Die vagen Umrisse eines Gesichts, das sich wie ein Relief aus der Mauer schälte. Details waren nicht zu erkennen, nur Augenhöhlen, Nase, Mund. Die Stimme klang leise, einschmeichelnd, doch die Korsin ließ sich nicht täuschen. Die Spitze der Klinge war keine drei Zentimeter von dem Gesicht entfernt; eine kurze Bewegung mit dem rechten Arm würde ausreichen. Doch Mirjad hielt sich noch zurück.
    »Wer sollte mich rufen?«, verlangte sie zu wissen. »Wer oder was bist du überhaupt?«
    Sind dir denn Namen so wichtig? Ich bin ich. Du jedoch bist die erste Seele, die noch vor dem Ruf ihrer Flamme nach Armakath kommt. Sei willkommen. Doch ich fühle, dass du nicht deine Flamme suchst. Das ist falsch - du solltest alles andere vergessen.
    »Du redest wirres Zeug.« Mirjad verstand kein Wort. Sie hatte nicht vor, sich von ihrem Ziel abbringen zu lassen. »Es sind andere in der Stadt, die wie ich sind. Zeige mir den Weg zu ihnen. Kannst du das?«
    Das Gesicht ließ sich Zeit mit der Antwort. Ich weiß von ihnen. Sie sind nicht willkommen. Niemand rief nach ihnen. Doch die Flammen werden sie richten.
    Mirjad wurde ungeduldig. »Das interessiert mich nicht. Sage mir nur, wie ich sie finde.« Mirjads Klinge berührte die Mauer. Eindruck schien sie damit aber kaum zu machen. Das Relief benötigte lange, ehe es zu einer Antwort ansetzte.
    Suche sie bei der Pyramide. Aber bedenke bei allem was du tust, dass du willkommen bist. Schon bald wirst du alles wissen.
    Das Gesicht verschwand übergangslos. Für einen Moment glaubte Mirjad, dass ihre überreizte Phantasie ihr nur einen Streich gespielt hatte. Doch dazu war das alles zu real gewesen - inklusive dem Kratzer, den Mirjads Messer in der Mauer deutlich sichtbar hinterlassen hatte. Als das Gesicht verschwand, hatte sie instinktiv den rechten Arm nach vorne schnellen lassen.
    Die Pyramide. Die Augen der Korsin suchten vergeblich danach. Kurzerhand erklomm sie erneut die Mauerkrone. Von oben war es kein Problem, das gesuchte Gebäude zu erspähen.
    Mirjad setzte sich in Bewegung.
    Schon bald wirst du alles wissen… Die Worte hallten in ihrem Kopf nach.
    Was gab es zu wissen, zu erfahren? Warum war sie hier willkommen? Vor allem - wer sollte Mirjad hierher rufen?
    Sie würde das alles nur herausfinden, wenn sie handelte.
    Und Handeln bedeute für die Korsin, dass sie Morano fand und tötete.
    Mirjad begann zu laufen. Je eher sie bei dieser Pyramide ankam, desto schneller würde alles vorbei sein…
    ***
    Zamorra sah den Wahnsinn in Tan Moranos Augen.
    Mehr war nicht nötig, um dem Parapsychologe zu beweisen, dass dies dort nicht der Morano war, den er kannte und seit Ewigkeiten bekämpfte. Die Krone hatte die volle Kontrolle über den alten Vampir übernommen.
    Laertes schrie eine unnötige Warnung. »Vorsicht! Er greift an.« Ein breitgefächerter Strahl löste sich aus der Spitze der Holzkrone, breit genug, um Zamorra und Laertes gleichzeitig zu vernichten. Der Professor machte einen raschen Schritt auf Laertes zu, damit auch der im Bereich des Abwehrschirms von Merlins Stern lag. Wirkungslos prallte der Angriff an der magischen Kuppel ab, die das Amulett um die beiden Männer geformt hatte.
    Wirkungslos, doch äußerst beeindruckend!
    Zamorra kannte die Abwehrmaßnahme seines Amuletts so genau, dass er an Kleinigkeiten die Heftigkeit eines schwarzmagischen Angriffs einzuordnen verstand. Das grünliche wabernde Feld knisterte, es veränderte in Nuancen seine Färbung - alles das zusammen ließ eine Einstufung zu.
    Und dieser Angriff lag am oberen Rand dieser Skala. Die Dunkle Krone verfügte über eine magische Energie, die ihresgleichen erst einmal finden musste. Im Normfall wäre es nun an Merlins Stern gewesen, einen heftigen Gegenangriff zu starten. Doch die Silberscheibe schien genug damit zu tun zu haben, die Passivabwehr aufrecht zu erhalten. Mehr war nicht möglich. Zamorras Besorgnis wuchs sprunghaft an.
    Dalius Laertes schien zu den gleichen Ergebnissen in der Einschätzung ihrer Lage gekommen zu sein. So würden sie die Krone und ihren Träger nicht besiegen können. Zudem hatte er kühl

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