0822 - Nomaden der Hölle
war sicher.
***
Mirjad traf am Kampfort ein, als Zamorra und Laertes bereits in das Gebäude gestürmt waren.
Sie hatte den magischen Kampf als Wegweiser nutzen können - die energetischen Entladungen, mit denen Tod und Verderben zwischen Freund und Feind, Gut und Böse hin und her geschleudert worden waren, konnte man ganz einfach nicht verfehlen. Auch jetzt, nachdem der Kampf wohl beendet war, hatte Mirjad das Gefühl, in brennender Luft zu laufen. Nach wie vor knisterte die Atmosphäre rund um den Ort, an dem die Gegner aufeinander getroffen waren.
Mirjad ließ jede Vorsicht fallen. Entschlossen betrat sie den Kampfplatz.
Das alles beherrschende Weiß ließ jeden auch noch so kleinen Farbkontrast beinahe schmerzhaft deutlich erscheinen. Die Krone sprang regelrecht in Mirjads Aufmerksamkeit. Wie achtlos fallen gelassen lag sie dicht bei einem der Häuser zu Mirjads Linken. Die Korsin schenkte dem Relikt keinerlei Beachtung. Ihre Augen hatten sich bereits an einem anderen Punkt des Platzes festgefressen.
Ein Körper lag dort am Boden. Tot? Zumindest doch ohne Besinnung, denn Arme und Beine des Mannes waren vollkommen entspannt. Mirjad näherte sich mit langsamen Schritten.
Konnte es sein, dass ihr hier auf dem Präsentierteller gereicht wurde, was seit langen Zeiten ihr gesamtes Denken beherrschte? Jeder Meter, den sie sich näherte, brachte mehr und mehr Gewissheit. Ja, Mirjad war am Ziel angelangt.
Tan Morano - der Maitre - lag hilflos vor ihr. Beinahe enttäuscht realisierte die Korsin, wie leicht der Rest doch nun war. Hätte sie ihn lieber im Kampf getötet? Vielleicht. Dennoch war sie nur zu bereit, dieses unerwartete Geschenk anzunehmen.
Das Vendetta-Messer war gut geschärft. Es würde die erfahrene Vampirkämpf erin nur einen einzigen Schlag kosten, Moranos Kopf vom Rumpf zu trennen. Mit beiden Händen umfasste sie den rauen Griff der Waffe, hob sie über ihren Kopf. Noch immer stellte sich keine Emotion ein, die sie diesen Triumph auskosten ließ. Dann musste es eben kühl und ohne jedes Gefühl geschehen.
Mirjad schlug zu!
Kleines, was tust du da? Dazu habe ich dich nicht gerufen.
Mirjad stoppte die wuchtige Abwärtsbewegung der Klinge, wirbelte herum. Doch da war niemand - nicht einmal dieses Reliefgesicht, das sie vorhin an der Mauer gesehen hatte.
»Verdammt, wer stört mich da? Zeig dich!«
Kleines, du weißt, wer ich bin. Du hast nicht vergessen. Komm, komm her zu mir.
Die Korsin spürte, wie die Verwirrung sich ihrer bemächtigen wollte. Nein, nicht jetzt! Wer da auch immer nach ihr rief, er musste warten. Erst wollte sie beenden, was ihre verwundete Seele so sehr brauchte. Nur so konnte sie hoffen, einmal so etwas wie ein normales Leben führen zu können. Sie musste ihre ganz persönliche Rache beenden. Erneut hob sie die lange Waffe hoch über den Kopf und ließ sie mit aller Kraft nach unten sausen.
Mirjad schrie auf, als sich zwei Hände wie Schraubstöcke um ihre Handgelenke krallten. Tan Moranos Hände!
Und der Kraft des Vampirs hatte Mirjad nichts entgegenzusetzen. Es war vorbei, ehe es wirklich begonnen hatte. Ein Fußtritt Moranos hebelte die Korsin von den Beinen. Im nächsten Augenblick war Morano über ihr.
Er erkennt mich nicht!
In seinen Augen stand ein Irrsinn, wie Mirjad ihn zuvor noch nie gesehen hatte. Er war nicht er selbst, nicht mehr der eiskalte und souveräne Herr, den er so gerne spielte.
Gleich mussten sich seine Zähne in Mirjads Hals bohren. Ihre Waffe war ihren taub gewordenen Fingern entfallen, lag viel zu weit von ihr entfernt -nutzlos, so nutzlos wie Mirjads Gegenwehr, die Morano im Keim erstickte.
Das Gesicht des Vampirs nahm Mirjads Sichtkreis nun vollends ein. Sie schloss die Augen und erwartete den Tod. Ihren Tod, den sie bereits vorher erahnt hatte.
Nur jetzt kam er noch nicht zu ihr. Der Schlag traf ihre Schläfe und schaltete Mirjads Denken auf Null…
***
Es gab ein Treppenhaus.
Dalius Laertes hatte sich so erstaunlich rasch erholt, dass er Zamorra schon bald eingeholt hatte. Der Parapsychologe fragte sich, woher der Vampir seine Kräfte bezog. Als er vorhin den Angriff Moranos abgewehrt hatte, war er scheinbar ungeschützt in dessen Attacke geraten. Er hatte das nicht nur überlebt, sondern auch weggesteckt, als wären die Strahlen der Dunklen Krone nur ein harmloser Sommerregen gewesen.
Das Rätsel Dalius Laertes wurde immer größer.
Zamorra gestand sich ein, dass er den hageren Vampir nicht gerne zum Feind gehabt hätte. Und was
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