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0825 - Böse kleine Elena

0825 - Böse kleine Elena

Titel: 0825 - Böse kleine Elena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spielen, John. Elena glaubt noch immer, ein Kind zu sein. Sie möchte mit der Mutter spazieren gehen und eine Bootsfahrt auf dem Fluss unternehmen.« Sein Mund verzerrte sich. »Verdammt noch mal, was tun wir denn jetzt?«
    »Sie muss hier weg.«
    »Und wohin?«
    »Zu Kabanek.«
    »Ja«, murmelte der Detektiv, »das ist wohl die einzige Möglichkeit, die uns bleibt.«
    »Eben.«
    »Was ist, wenn sie sich wehrt?«
    »Wir sind zu zweit, Harry.«
    Er wischte durch sein Gesicht. »Verdammt noch mal, John, das gefällt mir gar nicht.«
    »Mir auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Aber ich weiß keine andere Möglichkeit.«
    »Okay, versuchen wir es.«
    Die vor uns kniende Elena Scott hatte ihre Haltung verändert und die Arme über die Leiche hinweggestreckt. Es sah so aus, als wollte sie den Kopf der Toten streicheln, und ihr Blick richtete sich direkt gegen die hässliche Knochenfratze.
    Auch ich schaute noch einmal hin.
    Die Augen »lebten«. Wieder einmal waren sie mit den dunklen Pupillen gefüllt, eingelagert in einer blassen Masse. Als ich dies sah, hatte ich das Gefühl, als würde die Leiche mir eine Botschaft oder auch eine Warnung aus dem Reich der Finsternis zusenden, dass ich mich zurückhalten sollte.
    Ich wurde unsicher.
    War es richtig, wenn ich Elena hier wegholte? Wenn ja, wie würde die tote Mutter reagieren?
    Dass sie nicht mehr lebte, stand fest.
    Nur steckte ihr Schädel voll mit einer fremden unheimlichen Kraft oder Magie, gegen die ich noch kein Mittel hatte. Mein Kreuz wollte ich nicht nehmen, es hätte den Schädel vielleicht zerstört. Ich wollte Rücksicht nehmen auf Elena Scott, denn so etwas konnte ihren Zustand noch verschlimmern.
    Sie musste mich sehen, wie ich neben ihr stand, aber sie nahm mich nicht wahr. Ich war Luft für sie. Stattdessen griff sie nach den Blumen, sie bewegte dabei beide Hände zugleich, nahm sie links und rechts weg und drapierte sie vorsichtig auf die verweste Leiche der Mutter.
    Elena war derartig in ihre Arbeit vertieft, dass sie mich nicht zur Kenntnis nahm. Sie schaute noch immer starr geradeaus über das Grab hinweg, und sie fing wieder an zu summen.
    »Bitte…«
    Das Summen verstummte. Dafür drang ein unwilliger Laut aus ihrem Mund.
    Beim nächsten Versuch fasste ich härter zu. Meine Finger gruben sich in ihre linke Schulter. Elena zuckte. Zumindest hatte ich etwas gespürt. Ihre Haltung veränderte sie trotzdem nicht, dafür aber schwieg sie. Ich hatte meine Hand auf der Schulter liegen gelassen, festigte den Griff, nahm auch die andere zu Hilfe und schob sie unter die Achselhöhle, wo ich den dicken Stoff des Mantels fühlte. Nur so konnte ich sie auf die Füße stellen.
    Sie kam auch hoch.
    Sehr schwerfällig, als hätte sie sich bewusst noch schwerer gemacht, als sie eigentlich war. Sie tat noch immer nichts, um mich davon abzuhalten, nur den Kopf hatte sie so weit gedreht, dass sie einen Blick auf die tote Mutter werfen konnte.
    »Komm, Elena…«
    Ich zog sie weg.
    Das heißt, ich hatte es vor, aber in diesem Augenblick zerriss bei ihr der Bann.
    Innerhalb einer Sekunde verwandelte sich die apathische Person in eine Furie. Sie schien von einem Stromstoß erfasst worden zu sein, sie riss den Mund weit auf, sie brüllte, und es hätte mich nicht gewundert, wenn sich ihre Haare in die Höhe gestellt hätten.
    Das Brüllen tanzte durch den Gang, es dröhnte in meinen Ohren, es übertönte jedes andere Geräusch, es klang hoch, kreischend und völlig disharmonisch.
    Brüllen, nur Brüllen – so brach es wie ein Strom aus ihr hervor, und ich schaffte es nicht mehr, sie zu halten, denn dieses Brüllen hatte ihr die nötige Kraft verliehen, um sich loszureißen. Endlich war sie frei, nutzte dies sofort aus und schlug wie wild mit den Armen um sich.
    Eine Hand erwischte mich im Gesicht, fuhr daran entlang. Zwei spitze Fingernägel hinterließen unterhalb der Lippe rote Schrammen.
    Elena aber war frei. Nichts anderes hatte sie gewollt, und sie ließ sich nicht aufhalten.
    Harry versuchte es.
    Sie schlug ihm ins Gesicht.
    Er fluchte, als Elena an ihm vorbeihuschte und einen Vorsprung gewann.
    Wir sahen sie als schattenhafte Gestalt in den Gang laufen, wo sie sehr rasch von der Dunkelheit verschluckt wurde. Harry schaltete seine Lampe ein und schickte den Strahl hinter ihr her.
    Der lange Lichtfinger erwischte Elenas Rücken, aber er holte noch mehr aus der Dunkelheit hervor.
    Zwei Personen.
    Kabanek und Wilbur Scott!
    In diesem Augenblick platzte so etwas wie

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