0825 - Böse kleine Elena
Beide hingen noch zusammen, und das konnte ich auf keinen Fall akzeptieren. Ich musste den Körper finden, aber das tat jemand anderer für mich.«
»Stimmt.«
»Und damit habe ich gewonnen!« keuchte Scott. »Sie wird mir nichts mehr tun können, denn sie merkt, dass ich ihre geliebte Tochter in meiner Gewalt habe. Ich hatte nur den Kopf. Ich hielt ihn unter Kontrolle, es stand unentschieden zwischen uns. Jetzt ist alles anders. Ihr habt mich hingeführt zu meiner Kleinen, der verdammte Schädel wollte es nicht tun.«
Ich wusste nicht, wie ich diesen Menschen einschätzen sollte. Er war besessen, doch nicht von einem Dämon, sondern von seinem eigenen widerlichen Plan. Der hatte wie Säure in ihm gearbeitet und sein Gehirn zerfressen.
»Wie geht es weiter, Scott?«
»Erst vernichte ich Tabita. Die Zeit ist günstig, denn Kopf und Körper bilden beinahe wieder eine Einheit. Ich habe sie beide vor mir, ich kann sie zerstören, und wenn mir das gelingt…«
»Glauben Sie daran?«
»Ja.«
»Was macht Sie so sicher?«
Sein schrilles Lachen verursachte bei mir einen Schauder. »Das kann ich dir sagen. Ich habe die besten Helfer, die man sich vorstellen kann, nämlich euch. Der Detektiv und sein Freund. Sherlock Holmes und Doktor Watson. Während ich mit meinem Töchterchen hier warte, werdet ihr beide hingehen und den Torso ebenso zerstören wie den Kopf. Ich weiß, dass ihr die Mittel dazu besitzt. Ich habe mich sehr genau über diesen Harry Stahl erkundigt. Es ging das Gerücht, dass er eine besondere Waffe bei sich trägt. Sie sieht normal aus, aber ihr Inhalt besteht aus geweihten Silberkugeln, und damit werdet ihr schießen. Wer macht den Anfang – wer?«
Ich musste Scott zugestehen, dass er sich einen raffinierten Plan zurechtgelegt hatte. Dieser Mann würde seine Tochter trotz allem töten, wenn wir ihm nicht diesen »Gefallen« taten.
»Macht schon, verdammt! Ich warte nicht mehr lange!« Er trieb uns an, und ich schaute auf Harry.
Stahl schüttelte den Kopf.
Ich nickte.
Das hatte Scott gesehen. »Willst du es erledigen, Landsmann? Wie heißt du eigentlich?«
»John Sinclair.«
»Schön, du bist Schotte.« Meckernd lachte er. »Wie ich. Dann geh hin und mach sie fertig. Lass dir von Stahl die Kanone geben, schieß den Schädel in Stücke und den Körper auch!«
»Das brauche ich nicht, Mr. Scott. Ich bin selbst bewaffnet.«
»Ach.« Seine Augen funkelten überrascht. »Auch geweihte Silberkugeln?«
Ich hob die Schultern. Es war mir einfach zu dumm, ihm eine Antwort zu geben. Stattdessen griff ich unter meine Jacke und holte sehr vorsichtig die Beretta hervor.
Scott nickte. »Gut. Du darfst schießen. Wenn du es hinter dich gebracht hast, wirst du die Kanone ebenso wegwerfen, wie Stahl dies mit seiner Waffe tut. Noch Fragen?«
»Später.«
Er amüsierte sich darüber, lachte, aber er tat mir nicht den Gefallen, seine Konzentration zu verlieren. Nach wie vor hing Elena in seinem Griff, ohne auch nur die Spur einer Chance zu haben. Ihre Augen waren verdreht, der Mund eine schiefe Zeichnung in ihrem Gesicht, und ich glaubte nicht daran, dass sie in ihrem Zustand alles mitbekam.
»Jetzt geh hin!«
Ich brauchte nicht weit zu gehen. Das Grab lag noch immer im Schein der Kerze, und das helle Licht fiel als fleckiges Muster über den Schädel und den Torso.
Ich spürte, wie sich in meinem Innern etwas zusammenzog. Es war der Magen, und ich dachte daran, dass etwas verdammt Schweres vor mir lag.
Natürlich war ich davon überzeugt, dass es eine Silberkugel schaffen konnte, wenn nicht, dann das Kreuz, aber sollte ich dem Mann tatsächlich alle Trümpfe in die Hand geben?
Ich schaute noch einmal zurück.
Er stand auf dem Fleck.
Mich sah er, aber die Leiche konnte er nicht deutlich erkennen. Dazu musste er näher herankommen, und darauf basierte mein Plan. Es war ein Risiko, das ich einging, doch schon oft hatte ich mit dem Feuer gespielt und gewonnen.
»Schieß endlich!«
Ich drehte mich noch etwas günstiger, um den Arm auszustrecken. Dabei zielte ich auf den Kopf, schaute in die dunklen Augen, in denen Leben war, denn dort manifestierte sich der alte Zigeunergeist.
Ich schoss.
Scott lachte.
Ich schoss noch einmal.
Wieder lachte Scott.
»Reicht dass?«
»Weg mit der Waffe!«
Ich schleuderte die Beretta zur Seite. Sie klirrte gegen das alte Gestein.
Sofort fuhr Scott den Detektiv an, das Gleiche zu tun. Auch Harry warf die Waffe fort.
»Gut, sehr gut«, sagte Scott und trat näher. Ich
Weitere Kostenlose Bücher