0825 - Feuertraum
selbst von der Quelle getrunken hatte. Einiges aus seinem bewegten Leben hatte der Freund inzwischen mitgeteilt [2] [3] [4] - zuletzt hatte er offenbart, unter welch schrecklichen Umständen er selbst den Weg zur Quelle des Lebens angetreten hatte. [5] Das war ein langes, schwieriges Gespräch gewesen, während dem Andrew eine drückende Last von der Seele gefallen war…
»Ich habe dich gehört«, erklang in diesem Moment Andrews tiefe Stimme vom Eingang in das Arbeitszimmer her.
Zamorra wandte sich um. »Was tust du hier, um diese Zeit?«
»Die Frage könnte ich dir genauso stellen…« Andrew trug eine Pyjamahose und ein weißes Unterhemd. Seine breiten Schultern hingen kraftlos nach vorne. Er war nicht weniger durchtrainiert als Zamorra; der kleine Bauchansatz, eine Folge des langen Müßiggangs, war in den aufregenden letzten Wochen längst wieder verschwunden.
»Ich bin als Nachtmensch bekannt.«
»Und ich kann nicht schlafen. Es war gar nicht so einfach, sich aus dem Bett zu quälen, ohne Diana aufzuwecken.«
»Wie geht es ihr?« Diana Cunningham war Andrews Freundin, die sie vor kurzem zum ersten Mal auf einen Einsatz begleitet hatte, als Andrew von seinem langen Aufenthalt in Merlins unsichtbarer Burg Caermardhin zurüekkehrte und die Freunde nach Samila führte. Dabei hatte sie sich gut geschlagen -Zamorra hätte ihr so viel Kampfgeist nicht zugetraut.
Allerdings war sie am Ende schwer verletzt worden und hatte einige Wochen in der Intensivstation zugebracht. Ihre Heilung war rasch vorangeschritten; seit vier Tagen befand sie sich wieder in Château Montagne, wo vor allem Lady Patricia sich ihrer angenommen hatte. Die beiden verstanden sich blendend.
Zamorra fragte sich, ob Diana über kurz oder lang zu einer wichtigen Stütze seines Teams heranreifen würde. Er schmunzelte, als er feststellte, dass er Andrew längst instinktiv dazuzählte -zu seinem Team, das gegen die Mächte der Hölle kämpfte… Genau genommen kämpfte Andrew bereits länger gegen das Böse als er und Nicole zusammen.
»Diana schläft wie ein Baby. Was ich von mir nicht behaupten kann.« Andrew musterte Zamorra aus seinen eisgrauen Augen. »Heute hat mich schon wieder ein Traum geplagt. Derselbe Traum, den ich auch gestern und vorgestern hatte.«
»Sprich dich aus. Deswegen bist du doch hier, nicht wahr?«
»Es ist ein Albtraum… oder besser gesagt ist es mehr als das. Ich weiß, dass er wahr werden wird.«
»Eine Vision?«
»Keine gute. Eine, die Unheil verheißt. Und Tod.«
Zamorra lehnte sich im Stuhl zurück. »Tod für wen?«
»Nicht für mich.«
»Für wen?«, wiederholte der Dämonenjäger.
»Ich weiß es nicht.« Andrew trat ins Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und stützte die geballten Fäuste auf der Schreibtischplatte ab. »Aber ich bin an dem Tod schuld! Ich!«
***
Kon Feeney lag auf dem schmalen Bett im Zimmer der Pension, die er für die Dauer seines jetzigen Frankreichaufenthaltes bezogen hatte. Er hatte nach seiner unheimlichen Begegnung versucht weiterzuarbeiten… ein völlig vergebliches Vorhaben.
Seit er in sein Zimmer zurückgekehrt war, versuchte er, zur Ruhe zu kommen. Zu schlafen. Ebenso erfolglos. Immerzu musste er an die geheimnisvolle Frau denken. An die Kälte ihrer Berührungen, das Timbre ihrer Stimme. An ihre Schönheit.
Und an die bedrückende Todesdrohung, die von ihr ausgegangen war, ohne dass Ron sagen konnte weshalb. Sie hatte nichts Bedrohliches getan. Vergiss mich nicht, hatte sie gesagt. Als ob das möglich wäre! Er erinnerte sich an jedes noch so kleine Detail ihrer Begegnung. An jede Einzelheit ihres Gesichtes.
Überall da, wo sie ihn berührt hatte, prickelte seine Haut. Gedankenverloren hob er sein Hemd. Seine Hand fuhr unter die Kleidung, um zu spüren, wo die Unbekannte…
Er zuckte schmerzerfüllt zusammen.
Es brannte, als habe er in eine offene Wunde gefasst. Rasch zog er seine Hand zurück und blickte im Halbdämmer des Raumes auf seine Fingerspitzen. Halb erwartete er, sie von Blut verschmiert zu sehen, doch sie waren völlig sauber. Ron hob das Hemd an und besah sich seine Brust. Nichts… oder doch?
Er stand auf und eilte in das kleine Badezimmer. Er schaltete nicht nur die Deckenbeleuchtung an, sondern auch die Lampe oben an dem kleinen Hänge-Spiegelschrank. Erbetrachtete sich im Spiegel. Sein Herz schlug hastiger. Seitlich an seinem Hals! Er wollte nicht glauben, was er sah…
Rasch zog er sein Hemd aus. Leicht graue Spuren zogen sich über seinen
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