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0825 - Feuertraum

0825 - Feuertraum

Titel: 0825 - Feuertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Brustkorb. Er blinzelte mehrfach, weil er glaubte, sich zu täuschen.
    Der Anblick blieb. Zehn schmale, gräuliche Striemen… Ron trat einen Schritt zurück und stellte sich auf die Zehenspitzen. Jetzt war auch sein Bauch im Spiegel zu sehen. Die Spuren vereinigten sich in der Gegend um seinen Bauchnabel herum, zerschmolzen zu einer breiten Fläche grauer, stumpf wirkender Haut.
    Ron fühlte keinen Schmerz. Aber als er sein Hemd wieder zuknöpfte, bemerkte er, wie seine Finger zitterten. Er hatte Angst…
    ***
    »Du bist schuld?«, fragte Zamorra verwirrt.
    »Ich höre etwas, in dem Traum. Ein Knistern. Zuerst ist es leise, kaum wahrnehmbar, aber es wird lauter und verdrängt alles andere. Als ich mich umdrehe, erkenne ich, dass es von einem Brand herrührt… ein Prasseln… und dann schießt eine Feuerlohe auf mich zu. Sie ist glühend heiß, heißer als jedes irdische Feuer. Ich weiche aus, und…«
    Andrew brach ab. Schweiß stand auf seiner Stirn. Er verschränkte nervös die Hände ineinander. Die in den letzten Wochen wieder stärker gewordene Muskulatur seiner Oberarme trat sichtlich hervor. Sein Atem ging schwer. »Dadurch, dass ich ausweiche, trifft die Feuerlohe jemand anderen. Ich weiß nicht, wen. Doch derjenige stirbt unter entsetzlichen Qualen.«
    Zamorras Blick wurde hart. Er erhob sich, stellte sich vor Andrew. Er überragte den Freund um einige Zentimeter. »Dadurch, dass du dich in Sicherheit bringst, tötest nicht du. Es ist der Mörder, der dir die Feuerlohe in einer gezielten Attacke entgegenjagt!«
    Andrew nickte. »Ich denke, es handelt sich um den Angriff eines Dämons. Ich kann ihn jedoch nicht erkennen. Er ist hinter einer Flammenwand verborgen.«
    Ein schmerzhafter Stich durchzuckte Zamorra bei dieser Formulierung. Er ist hinter einer Flammenwand verborgen. Wie LUZIFER, der Höllenkaiser, selbst. Der Professor verdrängte diese Assoziation. Es konnte sich unmöglich um LUZIFER handeln; seines Wissens nach hatte dieser noch nie direkt in eine Auseinandersetzung eingegriffen. »Der Dämon ist am Tod des Menschen schuld, nicht du.«
    »Das sage ich mir selbst auch immer wieder…«
    »Wenn die Vision überhaupt jemals Realität werden wird! In dieser Hinsicht habe ich schon viel erlebt.«
    »Es wird so geschehen, glaub mir.« Andrew nickte hastig.
    »Nicht, wenn wir es verhindern können. Wir müssen mehr über die Hintergründe herausfinden. Hattest du jemals in deinem Leben Visionen, die sich später erfüllten?«
    Andrew schwieg einen Moment. »Eigentlich nicht. Ich… ich träumte von der Feuerblume, wie du weißt…«
    »Das war etwas anderes. Damals drängten Erinnerungen an die Oberfläche, die du mit aller Gewalt zu vergessen versuchtest.«
    »Aber ich weiß es, Zamorra! Ich bin mir absolut sicher, dass es so kommen wird. Einer unserer Feinde, ein Dämon, hat begonnen, schicksalhafte Fäden zu spinnen. Ich sehe nur eine Möglichkeit, wie ich den Tod des Menschen verhindern könnte.«
    Zamorras graue Augen weiteten sich. Er ahnte, worauf der Freund hinauswollte.
    »Wenn es so weit ist, werde ich nicht aus weichen.«
    »Das ist keine Option! Wir müssen das Geschehen von vornherein verhindern. Denn wenn du nicht ausweichst, wirst du…«
    »Werde ich sterben, ja«, flüsterte Andrew. In seinem Blick lag ebenso feste Entschlossenheit wie in den harten Zügen um seinen Mund.
    ***
    Ron Feeney konnte nicht anders.
    Immer wieder fasste er an die Striemen, die sich über seine Haut zogen. Und immer wieder stöhnte er leise auf, als die eisige Kälte - und das Gefühl von Tod - durch seine Fingerspitzen in die Hände strahlte und sich von dort aus über die Arme bis hin zu seinem Herzen fortsetzte.
    Anfangs hatte er an seinen Beobachtungen gezweifelt, aber inzwischen war er sich sicher. Die Streifen veränderten sich. Es war nicht so, dass sie sich verbreiterten, oder die Graufärbung sich verstärkte - nein, nichts Sichtbares ging vor. Es war mehr ein Gefühl, als eine wirkliche Wahrnehmung.
    Dennoch zweifelte Ron mittlerweile nicht mehr. Die Streifen, und vor allem der breite Bereich um seinen Bauchnabel herum, intensivierten sich. Und bald würde die Grenze überschritten sein. Bald würde der Tod, den die unheimliche Frau mit der Berührung ihrer Hände auf und in ihn gelegt hatte, übermächtig sein.
    Was dann kam, wusste Feeney nicht. Er würde nicht einfach nur sterben -das wäre zu einfach. Zu banal. Mit ihm ging etwas Großes vor. Etwas Gewaltiges!
    Etwas Schreckliches.
    Etwas, das

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