0826 - Der knöcherne Hexer
Licht.
Auf dem Parkplatz ließ ich den Rover stehen, getankt hatte ich zuvorschon. Ich packte die Reisetasche, ging auf den Eingang zu und betrat das Hotel noch nicht. Neben einem Baum blieb ich stehen.
Über mich verteilte sich das Astwerk wie lange braune Arme. Der Wind hatte fast alle Blätter entfernt.
Ob ich mir nun etwas einbildete oder nicht, das stand nicht fest.
Aber die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl gehabt, von jemandem verfolgt zu werden.
Ein Schatten, mehr nicht. Ob in einem Auto oder anders in meiner Nähe, ich wusste es nicht, aber das Gefühl war geblieben, ohne dass ich den Verfolger hätte entdecken können, und auch jetzt sah ich ihn nicht, da ich aus meiner Deckung den Weg zurückschaute. Niemand tauchte im Licht der beiden Lampen auf, die an der Einfahrt standen. Nur dünne Dunstschwaden durchzogen träge den Schein.
Wer sollte mich bis hierher verfolgt haben? Ich verstand es deshalb nicht, weil ich mir einfach niemanden vorstellen konnte, der Interesse daran haben könnte.
Oder war es der geheimnisvolle Informant, der mich auf die Spur des Trödlers Bucca gebracht hatte? Das wäre möglich gewesen, schien mir allerdings zu fantastisch.
Ich wartete noch rund eine Minute, ohne den Verfolger zu entdecken. Achselzuckend verließ ich den Platz am Baum und ging auf den Eingang zu.
Die Halle war gut besetzt. Ich hatte auch den gefüllten Parkplatz gesehen. Irgendeine Firma hielt hier eine Tagung ab. Die Arbeit war erledigt, es ging ans Vergnügen, denn die Drinks flossen schon in mittelschweren Mengen.
An der Rezeption empfing man mich freundlich, und, o Wunder, ich erhieltnoch ein Zimmer. Zwar ein Doppelzimmer, aber das war mir egal. Ich trug mich ein, nahm die Reisetasche und fuhr mit dem Lift in die erste Etage hoch.
Der Raum war nicht groß, aber gemütlich, und ich warf mich zunächst aufs Bett. Ich musste die Beine einfach mal ausstrecken, die Autofahrt steckte mir noch in den Knochen.
Eigentlich hatte ich nicht vor, einzuschlafen. Die Augen fielen mir wie von selbst zu, und plötzlich tauchte ich einfach weg. Tief und traumlos, als hätte ich einen harten Arbeitstag hinter mir.
Ebenso schnell war ich wieder wach, nur war die Zeit da bereits zwei Stunden weiter gewandert, und ich ärgerte mich über mich selbst. Ich hoffte, dass ich unten im Restaurant noch eine Kleinigkeit zu essen bekam, denn der Hunger meldete sich.
Ich wusch mir kurz das Gesicht und war einigermaßen erfrischt, als ich wieder eine Etage tiefer fuhr. Das Restaurant war noch gut besetzt, aber die Gäste hatten schon gegessen. Sie hockten zusammen und klatschten über ihre Firma oder über die Kollegen, die gerade nicht dabei waren. Ich fand am Fenster einen freien Tisch und erkundigte mich bei der Bedienung, was es noch gab.
»Nur Kleinigkeiten aus der kalten Küche«, sagte das junge farbige Mädchen mit der unwahrscheinlich schlanken Figur.
»Gibt es denn davon eine Karte?«
»Sicher, Sir, ich bringe sie Ihnen.«
Da ich Durst verspürte, bestellte ich ein Bier und schaute mir dann die Kartean. Auf einen Wurstsalat konnte ich gut verzichten, aber das Roastbeef interessierte mich schon. Ich bestellte es und bat um sehr dünne Scheiben.
»Geht in Ordnung, Sir.«
Das Bier schmeckte gut, ich fühlte mich zudem fit, hatte einen Fensterplatz und schaute nach draußen gegen das dunstige Licht der Gartenleuchten.
Wieder dachte ich an den Verfolger, den es wohl gar nicht gab, ausgenommen in meiner Einbildung. Manchmal hatte ich den Eindruck gehabt, als hätte er sogar in meinem Wagen gesessen und gegen die Haut in meinem Nacken geblasen.
Ich schüttelte darüber den Kopf und dachte daran, dass ich in ein Alter kam, wo ich mir selbst etwas einbildete. Wer sollte mir schon auf der Spur sein? Der Informant hätte sich melden können, wie er es schon einmal getan hatte.
Über ihn dachte ich trotzdem nach und fragte mich, welches Interesse er daran hatte, dass ich die Gebeine fand, um die sich letztendlich alles drehte.
Vorstellen konnte ich es mir nicht, aber in Coverack würde ich hoffentlich eine Antwort finden. Gern fuhr ich nicht in die letzte Ecke von Cornwall. Da war wirklich die Welt zu Ende. Man musste schon ein besonderer Fan sein, um sich dort wohl zu fühlen.
Ich fühlte mich wohl, als mein Essen gebracht wurde. Das Fleisch sah sehr gut aus, war in der Mitte rosa gebraten und an den Rändern dunkler. Dazu wurde eine helle Soße serviert und drei Scheiben Landbrot. Ich bestellte noch ein zweites
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