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0826 - Der knöcherne Hexer

0826 - Der knöcherne Hexer

Titel: 0826 - Der knöcherne Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Donnern der Wellen und dem Splittern der Planken gingen sie beinahe unter, ebenso wie das Knattern des Tuchs.
    Der Sturm wütete. Er ließ das Meer kochen. Er zerfetzte die Segel.
    Er zerriss alles, was in seine Nähe geriet. Er spielte mit Mensch und Material, er zerstörte alles, und mir war mittlerweile klar geworden, dass ich im Traum oder in einem halb wachen Zustand einen Schiffsuntergang erlebte.
    Dann verstummten die Schreie. Nur mehr das Toben der Wellen war zu hören. Sie donnerten mit einer ungeheuren Wucht gegen die Felsen.
    Die Geräusche ebbten ab, und damit veränderte sich auch mein Zustand. Ich fühlte mich nicht mehr zwischen irgendwelchen Welten schwebend, sondern wieder auf dem Boden der Tatsachen.
    Das heißt, in meinem Bett. Diesmal allerdings schweißgebadet und sogar ziemlich erschöpft. Etwas außer Kontrolle geraten, richtete ich mich auf.
    Mein erster Blick galt dem Fenster, nachdem ich das Licht der kleinen Lampe eingeschaltet hatte. Da hatte sich nichts verändert. Es stand noch immer auf der Kippe, der Wind konnte hinwehen, und er bewegte die Gardine.
    Kein Rauschen, keine Stimme, auch nicht das Donnern der Wellen oder das Krachen und Splittern der Planken. Die Stille der Nacht hielt mich umfangen.
    Ich stand auf, weil ich mich noch einmal überzeugen wollte. Etwas frierend hielt ich mich vor dem jetzt weit geöffneten Fenster auf, ohne jedoch etwas entdecken zu können. Es bewegte sich auch keine Gestalt durch das fahle Licht einer entfernt im Garten stehenden Lampe, alles war einfach still.
    Ich zog mich wieder zurück und schloss das Fenster. Sehr nachdenklich nahm ich auf dem Bett Platz, die Stirn in Falten gelegt und grübelnd. Jemand hatte mir eine Warnung zukommen lassen. Jemand hatte mir ein Bild geschickt, das längst in der Vergangenheit verblasst war, aber plötzlich wieder auftauchte, weil es irgendwie damit zu tun hatte.
    Alles durchzog noch sehr deutlich meine Erinnerung. Ich hatte das Gefühl, gemalte Bilder zu sehen, wobei sich das eine an das andere reihte und letztendlich wieder zu einem Film der Erinnerung wurde. Nein, ich hatte nichts gesehen, nur etwas gehört, doch nun, wo ich leicht frierend am offenen Fenster stand, da fiel es mir wieder ein. Da stellte ich mir die kochende See vor, ein wogendes Meer, mächtige Wellen, die gegen die Bordwand eines Seglers schlugen und das Schiff gegen die Klippen warfen, wo es zerbrach.
    Menschen wurden in die See gespült. Menschen, die keine Chance hatten, sich zu retten, die ertranken, die dem Meeresgrund entgegensanken, dort verwesten und als Skelette zurückblieben.
    Genau das war es.
    Da hatte ich den Bezug zu den Gebeinen gefunden. Es ging um Knochen, um gebleichte Reste einer Schiffsbesatzung, und ich würde nach Coverack fahren müssen, um mehr herauszufinden. Je weiter ich mich diesem Ort näherte, umso intensiver wurde der Kontakt.
    Ich zog mich vom Fenster zurück und legte mich aufs Bett. Minuten später war ich eingeschlafen.
    Diesmal traumlos.
    ***
    Diese Nacht würde für Swenja Hart zu einem regelrechten Horrortrip werden, davon ging sie aus. Da stieg die Angst hoch, sie zog ihren Körper von innen zusammen, und sie sorgte für den Schauer auf ihrer Haut. Was würde noch alles geschehen?
    Zuerst hatte jemand den Hund getötet. Dann waren die hinteren Reifen des Fahrzeugs zerstochen worden. Also musste es jemanden oder mehrere geben, die wie Diebe durch die Nacht schlichen und keine Skrupel hatten, Verbrechen zu begehen.
    Aber wer, zum Henker?
    Natürlich fiel ihr zuerst der Leuchtturmwächter ein. Er war ihr Feind im Ort. Er hatte sie nicht gewollt, er hatte ihr geraten, zu verschwinden. Jetzt war ihr die Chance genommen worden. Mit zerstochenen Reifen konnte sie nicht fahren, sie würde zwangsläufig bleiben müssen, und das mussten auch die Feinde einsehen.
    Sie fühlte sich schlecht. Die Furcht hatte ein Magendrücken verursacht. Immer wieder stellte sie sich im Dunkeln hinter das Fenster und schaute in die Nacht hinein.
    Keine Bewegung, kein Schatten huschte in der Nähe des abgestellten Wagens vorbei.
    Im Dunkeln stieg sie ins Fahrerhaus und setzte sich auf den Beifahrersitz. Durch die breite Scheibe konnte sie tief in die Dunkelheit hineinblicken und entdeckte in der Ferne den helleren Fleck der See, die sich in einem weichen Rhythmus auf und ab bewegte.
    Verbarg sie ein Geheimnis? Mussteman es ihr anlasten, was hier geschehen war?
    Aber was war passiert? Sie konnte sich nichts vorstellen. Sie war hier, um

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