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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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häufig vor, denn viele Siedler kauften der Kolonialverwaltung die Arbeitskraft der Einheimischen einfach ab.
    Es hatte Hardenberg nicht viel Überredungskunst gekostet, um Bezirksamtmann Heinrich von Smolders dazu zu überreden, alle einheimischen Kräfte im Bezirk Songea seinem Kommando zu unterstellen. Wer sie einsetzen wollte, ob staatliche Stelle oder privater Unternehmer, musste Hardenberg dafür bezahlen. Den Rest der Zeit arbeiteten die Schwarzen für den Weißen Zauberer, um seinen Reichtum zu vermehren.
    Smolders… Hardenberg kicherte in sich hinein, als er an den verweichlichten Bezirksamtmann dachte. Der Kolonialbeamte verabscheute Hardenberg zutiefst, aber aus Angst vor den Aufständischen würde er seinem unheimlichen Verbündeten jeden noch so unverschämten Wunsch erfüllen, wenn der ihn dafür vor den Einheimischen beschützte. Du hast Afrika nie verstanden, Smolders. Dieser Kontinent ist nur gut zu den Starken. Alles Schwache wird er vernichten. So wie dich.
    Dieser Aufrührer Kinjikitile hatte inzwischen einen großen Teil der schwarzen Bevölkerung gegen die Deutschen aufgewiegelt und drohte damit, die Kolonie im Blut der ausländischen Herrscher zu ertränken. Seine Anhänger waren ihm blind ergeben, denn Kinjikitile besaß einen Zaubertrank, mit dem er die Kugeln der Deutschen angeblich in Wasser verwandeln konnte. Maji-Maji, Wasser-Wasser, lautete die geflüsterte Parole, mit der sich die verzweifelten Sklaven nachts Mut zusprachen und den Traum von der Freiheit am Leben hielten.
    Aber daraus wird nichts, dachte Hardenberg, während er müßig beobachtete, wie ein Dorfbewohner zu übereifrig versuchte, dem Weißen Zauberer seinen Tribut, einen Krug voller Pombe, anzudienen. Der Mann stolperte und das selbst gebraute Bier ergoss sich über einen der Askari. Der farbige Soldat brüllte auf und zog seinen Dolch.
    Doch der Weiße Zauberer war schneller. Seine rechte Hand schoss vor und plötzlich röchelte der unglückliche Ngoni, als hätte eine unsichtbare Hand seine Kehle gepackt. Seine Augen traten wie kleine Bälle aus den Höhlen, während heftige Krämpfe seinen Körper schüttelten. Der Dörfler versuchte zu sprechen, doch nur ein unheimliches Gurgeln kam aus seiner Kehle. Im nächsten Moment schoss literweise blutrot gefärbtes Wasser aus seinem Mund, Nase, Ohren und selbst den Augenhöhlen hervor.
    Die Dorfbewohner duckten sich wie unter Peitschenschlägeri, als Ferdinand von Hardenberg laut auflachte. Diese Aufständischen sollten ruhig kommen. Kinjikitile war nicht der einzige Zauberer, der die Maji-Maji-Magie beherrschte.
    ***
    Heute
    Msegu saß mit geschlossenen Augen am Ufer des Nyasa-Sees und versuchte, mit den Geistern seiner Vorfahren in Verbindung zu treten. Wasseroberflächen galten seit jeher als Übergänge zu einer anderen Welt. Der große Maji-Maji-Prophet Kinjikitile selbst hatte in einem Teich schlafend den göttlichen Auftrag erhalten, die Völker seiner Heimat aus ihrer Knechtschaft zu befreien. Am nächsten Morgen war er gesund und in trockenen Kleidern wieder in seinem Dorf erschienen und hatte zum Aufstand gegen das deutsche Kolonialregime aufgerufen.
    Doch heute blieben die Geister still. Er würde dem Weißen Zauberer allein entgegentreten müssen. Msegu stammte aus einer sehr angesehenen Heiler-Familie. Er kannte die geheimen Heilkräfte unzähliger Pflanzen, Wurzeln und Steine und hatte viele Menschen vor dem Tod gerettet, die die Anhänger der westlichen Medizin schon längst aufgegeben hatten.
    Aber er war kein Krieger. Die Zauber, die Msegu kannte, halfen gerade mal gegen Verwünschungen, schlechte Ernte und den bösen Blick. Nichts von dem, was er in seinem langen Leben gelernt hatte, würde ihm bei einem Kampf gegen den Weißen Zauberer helfen.
    Also war der alte Mann zum Nyasa-See gegangen, um zu sterben. Er wollte nicht, dass durch den Rachefeldzug des Dämons auch sein Dorf zu schaden kam. Wenn ihn der Weiße Zauberer töten wollte, dann sollte er es hier tun. Fern jeder menschlichen Behausung.
    Als das Wasser vor ihm in Aufruhr geriet, glaubte Msegu für einen Moment, seine Ahnen wollten doch zu ihm sprechen. Doch schnell erkannte der Heiler seinen Irrtum. Mit einer Geschmeidigkeit, die man einem Mann seines Alters nicht mehr zugetraut hätte, kam Msegu auf die Beine und griff nach dem langen Stock, der neben ihm auf dem Boden lag. Der Teufel war gekommen, um ihn zu holen. Aber Msegu wollte es dem Weißen Zauberer zumindest nicht leicht machen.
    Das

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