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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Gwassa deutete auf James, der errötend zu Boden schaute. »Aber Sie sehen ja, was aus mir geworden ist: ein versoffenes altes Wrack, das verzweifelt versucht, wenigstens die schlimmsten Auswirkungen von Armut und Aids zu bekämpfen. Das hier ist meine Chance, wirklich etwas für dieses Land zu tun und mein Leben zu rechtfertigen, das ich bisher so grandios verschwendet habe.«
    Zamorra blickte skeptisch zu Nicole.
    Die Dämonenjägerin nickte. »Wir werden schon eine Aufgabe für ihn finden.«
    »Okay«, sagte Zamorra. »Sei’s drum. Sie kommen mit.«
    »Sie werden es nicht bereuen«, versprach Gwassa und nahm einen großen Schluck Whisky.
    Zamorra grinste schief. »Da bin ich ganz sicher!«
    ***
    1906
    Der Trupp kam schlecht voran. Das Gelände an den Westhängen der Matumbi-Berge war unwegsam, und die Nacht war schon vor zwei Stunden hereingebrochen. Leutnant Müller hatte vorgeschlagen, einen sicheren Lagerplatz für die Nacht zu suchen, doch Hardenberg hatte den Weiterritt befohlen und sich wieder in die luxuriös eingerichtete Kutsche zurückgezogen, die ihm als Transportmittel diente.
    Der Weiße Zauberer fühlte sich so unruhig wie seit langem nicht mehr. Die Matumbi-Berge waren Kinjikitiles Gebiet. Hier, in der Nähe des Rufiji-Flusses, über dessen Wasser angeblich der Gott Bokero gebot, auf den sich der Maji-Maji-Prophet berief, war die Revolte vor wenigen Monaten ausgebrochen und hatte sich wie ein Flächenbrand in der Kolonie ausgebreitet.
    Inzwischen wusste niemand, ob Kinjikitile noch lebte. Lokale Befehlshaber hatten immer wieder stolz die Hinrichtung des schwarzen Rädelsführers gemeldet, doch oft genug hatte sich herausgestellt, dass sie nur einen seiner Abgesandten erwischt hatten, die den Aufstand von Dorf zu Dorf trugen.
    Kinjikitile…
    Zu gern hätte der Weiße Zauberer seine Kräfte mit dem Maji-Maji-Propheten gemessen - wenn er denn noch lebte. Doch Ferdinand von Hardenberg fühlte sich geschwächt. In den letzten Wochen hatte er die Soldaten aller vom Aufstand betroffenen Bezirke gegen den Maji-Maji-Zauber geschützt. Gerade kam er aus Utete, dem letzten Bezirkshauptort auf seiner Liste. Damit hatte der Weiße Zauberer seinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt musste er sich regenerieren.
    Danach würde er sein Reich beanspruchen, das ihm von Smolders und dieser Kriecher des Gouverneurs versprochen hatten. Und wenn sie es mir verweigern, werde ich ihre schöne Kolonie mit Feuer und Krankheiten überziehen, bis sie sich die Maji-Maji-Krieger zurückwünschen, dachte Hardenberg grimmig.
    Plötzlich stoppte die Kutsche.
    »Was, zum Teufel…?« Verärgert riss der Weiße Zauberer die Tür auf.
    Die Askari, die die Kutsche bewachten, sahen sich irritiert um. Offenbar überraschte auch sie der plötzliche Halt. Von der Spitze des Zuges ritt Leutnant Müller heran.
    »Es tut mir Leid, Herr Hauptmann…«, Müller war der Einzige, der Hardenberg gegenüber noch diese lächerliche Anrede gebrauchte, »aber wir haben weiter vorne ein Hindernis entdeckt. Ein großer umgestürzter Baum versperrt den Weg.«
    »Dann räumen Sie ihn weg«, befahl der Weiße Zauberer. Seine rasselnde und zischende Stimme hatte kaum noch etwas Menschliches an sich. Befriedigt stellte Hardenberg fest, dass sich sein Gegenüber in seiner Gegenwart offenbar zutiefst unwohl fühlte.
    »Zu Befehl, Herr Hauptmann!« Müller gab seinem Pferd die Sporen.
    Im selben Moment zogen die deutschen Soldaten, die den Zug anführten, ihre Waffen und legten auf Hardenbergs treue Askari-Eskorte an. Panisch schrien die schwarzen Soldaten auf, als ein Kugelhagel auf sie niederging. Hardenbergs Magie schützte sie vor den Waffen der Maji-Maji-Krieger, aber nicht vor den durch Zauberkraft verstärkten Kugeln der eigenen Leute. Tödlich getroffen stürzte einer nach dem anderen vom Pferd.
    »Das werdet ihr mir büßen!«, schrie Hardenberg. Er selbst war unverletzt.
    Offenbar hatten die Verräter geahnt, dass ihm Kugeln längst nichts mehr anhaben konnten. Wütend riss der Weiße Zauberer die Arme zu einer magischen Attacke hoch, doch Müller und seine Spießgesellen waren bereits im Busch verschwunden.
    Mit einer gleitenden Bewegung verließ Hardenberg die Kutsche, um die Verräter zu verfolgen. Da traten um ihn herum vier Einheimische aus dem Dickicht. Sie waren unbewaffnet, aber Kleidung und Schmuck wiesen sie unmissverständlich als Zauberer aus. Ihr Anführer trat einen Schritt vor. Es war ein langhaariger Hüne in einem strahlend weißen

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