0827 - Der Mann von Barkon
Aufgabe erfüllt war, wollte ich zu meinem Volk zurückkehren, das in der Unendlichkeit des intergalaktischen Raums auf mich wartete - auf mich und andere Kundschafter. Aber ich fand den Weg nicht mehr."
Scerp begriff nichts von dem, was der Alte erzählte. Hinzu kamen wahrscheinliche Übersetzungsfehler, die eine einwandfreie Verständigung verhinderten. Immer wieder mußte er um Wiederholungen bitten, um den Sinn einigermaßen mitzubekommen. Und doch blieb alles unklar und verschwommen. „Warum konntest du deine Heimat nicht finden?" fragte er schließlich in der Hoffnung, konkretere Dinge zu erfahren.
Und wieder folge als Antwort eine verwirrende Fülle von Halbinformationen, die zuerst keinen Sinn ergaben und später, als Scerp zu glauben begann, einiges zu verstehen, unwahrscheinliche Perspektiven eröffneten.
Von Zeitbrunnen sprach Barkon, von fremden Dimensionen und anderen Daseinsebenen. Von Schächten und Korridoren, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich vereinigten und zugleich Fallen bildeten, aus denen es kein Entrinnen mehr gab. „Die Zeitbrunnen", flocht er unter anderem ein, „gaben mir die Hoffnung, durch eine Korrektur der Vergangenheit das Schicksal meines Volkes in der Zukunft zu ändern, denn es trieb, als ich es verließ, dem sicheren Untergang entgegen. Ich führte Korrekturen aus, aber ich erfuhr niemals, ob sie Erfolg hatten. Denn ich verirrte mich in der Zeit."
„Diese Zeitbrunnen", vergewisserte sich Scerp voller Zweifel, „die gibt es wirklich?"
„Viele unserer Kundschafter kehrten nicht zurück", ignorierte Barkon die Frage. „Als ich mein Volk verließ, ahnte ich, daß es ein Abschied für immer sein würde. Ich wußte, daß ich niemals erfahren würde, ob mein Streben von Erfolg gekrönt sein würde. Und doch versuche ich, mein Volk wiederzufinden."
„Dein Heimatplanet... wo ist er?" Barkon starrte Scerp nur an, gab aber keine Antwort. „Wie heißt der Stern, den deine Welt umkreist?" Diesmal sagte Barkon: „Es gibt keine Sonne für mein Volk."
Damit konnte Scerp nichts anfangen.
Eher er eine neue Frage stellen konnte, fuhr Barkon, plötzlich sehr gesprächig geworden, in seinem Bericht fort. Er erwähnte die „Bezugspunkte", die von seinem Volk überall in der Galaxis errichtet worden seien, um die Rückkehr der Kundschafter zu ermöglichen, auch jenen, die vom ursprünglichen Heimatsystem kamen. „Diese Station ist ein solcher Bezugspunkt, und eines Tages werde ich den nächsten Schritt unternehmen müssen. Den Weg hierher fand ich durch Zufall und durch einen Zeitbrunnen, der mich aufnahm und hierher versetzte. Ich weiß nicht einmal, wo ich bin.
Ich weiß nur, daß mit disem Bezugspunkt, dieser Station also, vieles nicht mehr stimmt. Mit meinem Volk muß etwas geschehen sein. Vielleicht wurde es bereits ausgelöscht ..."
„Ausgelöscht? Warum?"
Scerp erwartete keine Antwort auf seine Frage. Immerhin erhielt er einen kleinen Hinweis. „Meine Welt zog durch einen Raum ohne Sterne, die einzigen Lichter waren die Nebelflecke ferner Galaxien. Aber auch in dieser kosmischen Öde gibt es vereinzelte Sonnen, die auf große Entfernung nicht von diesen Galaxien zu unterscheiden sind. Die Wissenschaftler meines Volkes beschlossen, eine solche Sonne ausfindig zu machen. Sie sollte das Grab für uns alle werden."
Scerp begriff die Tragik, die hinter Barkons Auftrag lauerte. Er schwieg erschüttert. Der alte Mann tat ihm leid, aber er konnte ihm nicht helfen. „Vielleicht ist es noch nicht geschehen. Bald werde ich es wissen."
„Der Transmitter..."
„Ich weiß nicht, wohin er mich bringt, darum zögerte ich bisher. Ich bin schon durch zu viele Transmitter gegangen und in zu viele Zeitbrunnen gestiegen. Nichts brachte mich bisher zum Ausgangspunkt meiner Reise zurück, die Ewigkeiten dauerte. Es fehlen Informationen, die andere vor mir vielleicht zurückließen. Ich habe keine gefunden." Er schien plötzlich wie aus einem Traum zu erwachen. Er sah Scerp durchdringend an. „Und wer bist du? Ich habe dich noch nicht danach gefragt. Wie kommst du hierher? Wer wird dich abholen?"
Scerp versuchte ihm zu erklären, was geschehen war. Er spielte zuerst auf die gemeinsame Ursprache von Barkons Volk und seinem eigenen an und schloß daraus, daß sie ohne Zweifel verwandt waren. Weitere Nachforschungen und Informationen wären notwendig, diese Frage endgültig zu klären.
Dann berichtete er von dem Konzil und den Laren, von ihrer Invasion und der nachfolgenden
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