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0828 - Der Henker des Herzogs

0828 - Der Henker des Herzogs

Titel: 0828 - Der Henker des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben wollten.« Er streckte die Arme der Decke entgegen und flüsterte: »Ich weiß nicht, wie lange ich schon hinter diesen dicken Mauern schmachte, aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann befreit zu werden. Die anderen wollen etwas von mir, sonst hätten mich diese verfluchten Österreicher längst getötet. Immer wieder habe ich die Fragen gestellt, ohne eine Antwort zu erhalten: Jetzt bist du da. Wer immer du bist, wie immer du diese Mauern überwunden hast, du bist derjenige, der die Flamme der Hoffnung in mir entzündet hat.«
    Ich gab ihm keine Antwort. Ich ließ den König in dem Glauben, als Befreier erschienen zu sein. Aber die Geschichte hatte die Dinge anders beschrieben. Ich konnte hier nur als Beiwerk auftreten und das Schlimmste verhindern helfen.
    Er blieb nicht mehr stehen. Schlurfend trat er noch näher an mich heran. Ich sah ihn immer besser, und ich erkannte, dass er gefoltert worden war, denn einige Wunden auf seiner Brust und an den Armen waren noch nicht ganz verheilt. Andere zeigten eine dicke Schorf schicht, aber die dunklen Augen blickten klar.
    Er blieb vor mir stehen.
    Ich nahm seinen Schweißgeruch wahr. Zudem stank seine Kleidung, sodass ich die Luft anhielt.
    Er schaute mir nur an. Seine Blicke tasteten durch mein Gesicht, sie senkten sich, denn sie wollten auch den gesamten Körper erfassen. Sie ließen das Kinn hinter sich, den Hals und erreichten schließlich meine Brust.
    Ich hatte ihn ebenfalls nicht aus den Augen gelassen, und ruckartig öffnete sich sein Mund. Richard erstarrte mitten in der Bewegung. Er wollte sprechen, brachte aber nur ein dumpfes Gurgeln zustande.
    »Was ist denn?« fragte ich.
    Einige Male musste er den Mund bewegen, bis ich das eine Wort verstehen konnte.
    »Kreuz – Kreuz – mein Kreuz…«
    Dann verdrehte er die Augen und kippte mir entgegen…
    ***
    Suko war vorsichtig, als er sich den gefährlichen und unheimlichen Blumen näherte. Er hatte das Schicksal des Mädchens und das seines Freundes John Sinclair nicht vergessen. Chandler und Iris verhielten sich ruhig. Als Suko sich kurz vor dem Erreichen seines Zieles umdrehte, da waren die beiden kaum mehr zu sehen, denn die Dunkelheit hatte einen tiefen Schatten um die Gestalten gewoben.
    Um Iris aufzuheitern, winkte er ihr noch einmal kurz zu, dann senkte er den Blick und schaute von oben hinab auf den Rosenstrauch.
    Suko ging einiges durch den Kopf, aber er schaffte es nicht, seine Gedanken in ordentliche Bahnen zu lenken. Auch jetzt konnte er sich kaum vorstellen, dass diese blaue, aus den anderen Rosen hervorstechende Blume so gefährlich war.
    Sie sah völlig normal aus. Die Blätter wuchsen dicht und fleischig zusammen, gleichzeitig hatten sie sich ausgebreitet, um einen Kelch zu bilden. Er konnte die einzelnen Blütenblätter nicht zählen, aber es waren sehr viele, sicherlich die dreifache Menge einer normalen Rose. Von normalen Blumen war diese Rose umgeben gewesen, aber sie hatten trotz ihrer Überzahl der blauen nichts entgegensetzen können. Sie waren irgendwie abgestorben, hatten ihre Farbe verloren, faulten vor sich hin, ohne jedoch völlig zu verblühen und die Blätter zu verlieren, denn sie blieben trotz aller Veränderungen.
    Und natürlich der Geruch!
    Kein Aroma, auch kein Duft. Mittlerweile sah Suko ihn als einen Gestank an. Da starb die Natur, und sie sandte, während sie in den letzten Zügen lag, noch einen schrecklichen Duft aus, der auf die Menschen mehr als betörend wirkte.
    Suko verhielt sich wie John Sinclair. Er kniete sich langsam nieder, ohne das Ziel aus den Augen zu lassen.
    Der Geruch verstärkte sich. Die verdammte blaue Rose strömte ihn aus. Suko hatte den Eindruck, als würden die übrigen Rosen, je mehr er sich dem Strauß näherte, immer weiter zurücktreten und aus seinem Blickfeld verschwinden, sodass es nur die eine gab.
    Die Welt um ihn herum versank. Er war sich der Tatsache bewusst, dass er kein Kreuz als Schutz besaß. Wenn er zu stark in den Bann der Rosen geriet und alles andere um ihn herum versank, wenn er das also merkte, musste er sich sofort zurückziehen.
    Noch hielt er sich unter Kontrolle, und er tauchte sein Gesicht nicht tiefer in die Blumen hinein. Kurz davor, etwa die Länge einer Handbreite, hielt er inne.
    Er wartete.
    Die blaue Rose nahm sein Blickfeld voll und ganz ein. Sie war einfach prächtig, sie entfaltete sich ihm. Suko entdeckte die zittrigen Bewegungen der Blütenblätter an ihren Rändern. Er fragte sich nach dem

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