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0828 - Der Henker des Herzogs

0828 - Der Henker des Herzogs

Titel: 0828 - Der Henker des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Grund. Möglicherweise lag es am Wind, der durch das Fenster fuhr und dabei die Blumen streichelte.
    Suko blickte genau in den Kelch hinein, wo sich etwas zu bewegen begann.
    Ein Schimmern war dort zu sehen.
    Silbrig und zittrig, als würde sich genau in der Mitte ein großer Tropfen befinden.
    Wie ein Spiegel…
    Und der Tropfen behielt seine Form nicht bei. Er hatte genügend Platz, um sich verändern zu können. Er nahm ein wenig von der blauen Rosenfarbe an, dann aber tauchte er noch tiefer hinein und bildete eine ebene Fläche.
    Jetzt stimmte der Vergleich mit dem Spiegel. Nur sah Suko nicht sein eigenes Gesicht darin. Sein Blick glitt weiter und tiefer in diesen silbrigen Tropfen hinein, in dem sich, dicht unter der Oberfläche, plötzlich etwas abmalte.
    Zuerst wollte Suko es nicht glauben. Er dachte eher an eine Täuschung. Da spielte ihm die Phantasie einen Streich. Noch hatte er sich so stark unter Kontrolle, dass er die Befehle, die sein Gehirn gab, auch ausführen konnte.
    Erschloss die Augen, öffnete sie wieder.
    Das Bild und der Tropfen blieben.
    Erst jetzt hatte sich Suko darauf eingestellt. Er wusste, dass ihm diese Rose etwas zeigen wollte, sie hatte sich ihm geöffnet und sah ihn nicht mehr als Feind an.
    Die silbrig und leicht bläulich schimmernde Außenhaut verschwand immer mehr. Davor zeichnete sich der Hintergrund deutlicher ab, eben dieses Bild.
    Suko hockte vor den Rosen, den Kopf tief gebeugt, und er nahm die Einzelheiten in sich auf. Er wollte alles sehen, jedes Detail, denn er wusste plötzlich, dass es ungemein wichtig war, sich alles einzuprägen. Die blaue Rose strahlte nicht nur eine ungewöhnliche Faszination aus, sondern auch eine beinahe märchenhafte Kraft, denn sie erlaubte dem Inspektor einen Blick in die Vergangenheit.
    Was er sah, ließ seinen Atem stocken!
    Nein, es war nicht unmöglich, dieses Wort gab es für ihn nicht, es war einfach unwahrscheinlich. Sehr klar, als würde sich die Szene unter einer Lupe abzeichnen, erkannte er die Einzelheiten, und er hielt den Atem an, als er die beiden Personen sah.
    Zwei Männer!
    Einer davon war John Sinclair, der normal aussah, im Gegensatz zu dem anderen, denn dieser Mann trug nicht mehr am Körper als alte, zerrissene Kleidung, für die allein das Wort Lumpen zutraf.
    Beide standen sich gegenüber.
    Beide schauten sich an.
    Suko wusste, dass er hier etwas Entscheidendes sah. Die Magie hatte ihn Zeuge einer unwahrscheinlichen und fast schon legenden haften Begegnung werden lassen.
    Ein Mann in einer Festung, gefangen in einem Verlies. Da gab es nur einen Namen, der hier nach Dürnstein passte.
    Richard Löwenherz!
    Der König von England, krank, gezeichnet durch die Gefangenschaft, beileibe äußerlich nicht der Held, wie er immer in den Geschichtsbüchern beschrieben wurde. Eben auch nur ein Mensch, und einer, der unter der Folter hatte leiden müssen.
    Auf der anderen Seite John Sinclair, Geisterjäger, ein Mann aus der Zukunft und jemand, der schon mehrere Male gelebt hatte. Unter anderem als Richard Löwenherz.
    Suko begriff sehr wohl das Pikante dieser Begegnung. Er fragte sich, wie sich John und auch Löwenherz verhalten würden, und sehr gern wäre er dabei geblieben, deshalb hoffte er, dass dieses Bild noch lange bestehen blieb und er möglicherweise etwas hörte, was da zwischen den beiden gesprochen wurde.
    So weit reichte die Magie der blauen Rose jedoch nicht. Suko sah wohl, dass beide miteinander redeten, denn er konnte es an den Bewegungen der Lippen ablesen.
    Löwenherz ging auf John zu.
    Seine Schritte waren nicht sehr fest, er blieb wieder stehen, sagte etwas und fiel gleichzeitig nach vorn. Steif wie ein Brett kippte er John Sinclair entgegen. Suko sah noch, wie sein Freund die Arme ausstreckte, um den Fallenden aufzufangen, dann war das Bild urplötzlich verschwunden. Es schimmerte nur dieser silberne Tropfen, aber auch der war bald nicht mehr zu sehen, weil sich das innere Blatt einer Rose darüber hinweggeschoben hatte.
    Alles war wieder normal.
    Suko spürte den Druck in seinen Knien und den leichten Schwindel inseinem Kopf, als er sich erhob. Er hatte das Gefühl, als würde er wegschweben.
    Chandler trat auf ihn zu. Iris blieb zurück. Sie hatte eine Hand zur Faust geballt und sie gegen ihre Lippen gepresst. Ihr Blick war dabei starr auf Suko gerichtet, dessen Gesicht bleich war wie kaltes Rinderfett.
    »Um Himmels willen, was ist mit Ihnen?« Chandler fasste ihn an, um ihn zu stützen.
    »Keine Sorge«,

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