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0829 - Der Alpen-Teufel

0829 - Der Alpen-Teufel

Titel: 0829 - Der Alpen-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kommen.
    Er stand da, schwankte, holte tief Luft und tastete dabei die Umgebung seines Mundes ab, die blutbeschmiert war. Bert Rogner kannte seine Kraft, und dieser Reporter kannte sie jetzt auch. Trotz seines Zustands suchte er nach der Kamera, doch Bert machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
    Bevor eine Hand nach ihr greifen konnte, war der Fuß da und trat sie ganz platt. »Pack dich endlich!«
    Der Reporter lief geduckt und taumelnd davon. Schwankend erreichte er den Hauptweg, und Rogner war sicher, daß sich der Typ so leicht nicht mehr auf diesem Gelände blicken lassen würde. Ihm selbst ging es jetzt besser. Es tat ihm gut, einem dieser zweibeinigen Hyänen gezeigt zu haben, wo es langging. Niemand hatte das Recht, die Ruhe zu stören, besonders nicht die der Toten.
    Der einsame Mann wartete so lange, bis die knirschenden Schritte des anderen verklungen waren, dann setzte er sich wieder in Bewegung, um endlich zu Annas Grab zu gehen. Es fiel ihm schwer, obwohl es nicht weit war. Schon auf der Beerdigung hatte er sich nur mit Mühe beherrschen können, und gleich, wo er allein war, da störte es niemand, wenn er seine Trauer zeigte.
    Die frischen Gräber hoben sich deutlich von den anderen ab. Sie waren höher, und auf den drei älteren waren die Blumen bereits verwelkt.
    Nicht so am Grab der Anna Lederer. Er roch noch die Blumen und das frische Grün der Tannen, aber er haßte diesen Geruch, den der Erdhügel ausströmte. Es war der typische Totengestank, und der große Mann mit den breiten Schultern schüttelte sich.
    Dann fing er an zu weinen.
    Endlich konnte er seiner Trauer und seinem Schmerz freien Lauf lassen. Er blieb auch nicht stumm, denn immer wieder versuchte er, etwas zu sagen und mit seinen Worten von der geliebten Frau Abschied zu nehmen. Wenn er sich bewegte und die Tränen aus dem Gesicht wischte, sah es ungelenk aus, er spürte gleichzeitig die Schwäche in den Beinen.
    Anna kehrte nicht wieder. Sie lag starr und gefangen in ihrem hellen Holzsarg, und sie konnte auch keine Gedanken mehr an die Lebenden verschicken.
    Dennoch glaubte er, ihre Anwesenheit zu spüren. Ihm kam es vor, als würde ihm der von den Bergen herabwehende Wind eine Botschaft der Toten mitbringen, die davon sprach, daß jetzt alles in Ordnung wäre.
    Er bildete sich Annas Stimme ein, die ihm erklärte, daß von nun an alles gut war und er sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Alles würde wieder so werden wie früher, auch ohne sie, und sie wäre jetzt glücklich mit vielen vereint.
    Bert Rogner trocknete seine Augen, er konnte nicht stundenlang hier am Grab stehen und weinen.
    Er bückte sich. Mit den Händen richtete er Kränze und Blumen. Schleifen wurden vom Wind erfaßt und flatterten in die Höhe wie normale Fahnen.
    Auch sie legte er immer wieder zurück, obwohl es keinen Sinn hatte, aber bei dieser Arbeit überkam ihn das Gefühl, der Toten damit einen Gefallen zu erweisen.
    Der Abend war still, niemand störte ihn. Auf einigen Gräbern brannten noch die Allerheiligenlichter. Die Kerzen standen in kleinen Gefäßen und waren geschützt vor dem kalten Wind.
    Rogner holte sein Taschentuch hervor. Er putzte sich die Nase und hielt noch immer den Kopf gesenkt. Irgendwann würde ein Grabstein auf diesem Grab stehen, vielleicht auch ein Kreuz, jedenfalls wollte er dafür sorgen. Und er würde auch immer wieder frische Blumen auf das Grab legen, denn Anna konnte er nicht vergessen. Nach dem Tod seiner Frau hatte er lange gewartet, bis er sich wieder nach einer Frau umgesehen hatte. In seinem Alter wollte er sich noch nicht in die Einsamkeit flüchten.
    »Ich werde dich immer liebhaben, Anna«, flüsterte er. »Ich werde dich nie vergessen. Ich werde immer an dich denken. Ich kann… ich kann… nicht anders.« Er drehte den Kopf, als sollte das frische Grab seine Tränen nicht sehen.
    Bert fühlte sich so schrecklich allein. Zwar hatte er nicht jeden Abend mit Anna verbracht, aber dreimal in der Woche hatten sie sich schon getroffen. Da war sie nach dem Dienst noch heimlich zu ihm gekommen, und seine Mutter hatte dies mit einem stillen Lächeln quittiert und war ebenfalls zufrieden gewesen.
    Das alles würde es nicht mehr geben. Er war allein, so fürchterlich allein und mußte sich mit diesem Gedanken erst einmal abfinden. Vielleicht half ihm die bald beginnende Wintersaison über den Schmerz hinweg. Er durfte sich auch nicht vorstellen, daß Anna nach der Heirat in sein Geschäft gekommen wäre, um

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