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0829 - Der Alpen-Teufel

0829 - Der Alpen-Teufel

Titel: 0829 - Der Alpen-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Öffnung, denn ein dritter Schluck wäre einfach zu viel gewesen. Außerdem hatten ihn die beiden ersten auch nicht gerade beruhigt, ihn aber irgendwo leichter gemacht, vor allen Dingen innerlich, und das würde er auch seiner Mutter sagen. Wenn sie ebenfalls einen Schluck nahm, würde sie die schrecklichen Dinge viel besser verkraften und auch vergessen können.
    Er behielt die Flasche in der rechten Hand und schaukelte sie hin und her. Ebenfalls leicht schaukelnd ging er auf die Tür zu, denn er hatte das Versprechen an seine Mutter nicht vergessen.
    Er konnte sie einfach unten in der Küche nicht allein lassen.
    Schon auf der Treppe erreichte ihn ihr Ruf. »Kommst du jetzt, Bertl?«
    »Bin schon unterwegs.«
    »Das ist gut.«
    Rogner verdrehte leicht die Augen. Er konnte die Sorge seiner alten Mutter ja verstehen, doch manchmal ging sie ihm wirklich auf die Nerven. Sie konnte ihm einfach nicht die Frau ersetzen, und er war auch in einem Alter, wo er nicht bemuttert werden wollte. Sie stellte ihm immer wieder Fragen, besonders dann, wenn er den Ort verließ und nach Innsbruck fuhr, wo er hin und wieder ein sogenanntes Model besuchte, um für einen sexuellen Ausgleich zu sorgen, denn für die Skihasen im Winter war er einfach zu alt und nicht attraktiv genug. Hätte seine Mutter von den Eskapaden ihres Sohnes erfahren, sie hätte sich bis ins Grab hinein geschämt.
    Maria Rogner erwartete ihren Sohn in der offenen Küchentür. Sie sah noch kleiner aus, und das Licht einiger hinter ihr brennender Kerzen umschmeichelte sie mit dem weichen Schein.
    Er blieb stehen und schüttelte verwundert den Kopf. Das Gesicht seiner alten Mutter schien von innen her zu leuchten, und er fragte sie mit leiser Stimme: »Willst du mich nicht durchlassen, Mutter?«
    »Gleich, Bertl, gleich.«
    Er roch sofort den Rauch. »Was hast du hier getan?«
    »Ich habe die Kerzen angezündet.«
    »Und weiter?«
    »Er wird uns nicht besuchen kommen. Er wird es nicht wagen, in unser Haus einzudringen, Bertl, das schwöre ich dir. Er kann es einfach nicht schaffen.«
    »Warum sollte er auch?«
    »Weil er dich will, mein Junge.«
    »Ach, das war doch Zufall. Er hatte sich ebenso eine andere Person auf dem Friedhof krallen können.«
    »Nein, nein, nein, ich habe schon recht.«
    Bert nickte ergeben. Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, seiner Mutter zu widersprechen.
    »Und jetzt darfst du schauen.« Sie redete mit ihm wie damals, als er noch ein Kind gewesen war und seine Weihnachtsgeschenke endlich zu sehen bekam.
    Frau Rogner gab den Weg frei, und mit einem großen Schritt trat er über die Schwelle.
    »Was sagst du, Bertl?«
    Er sagte erst mal nichts, schüttelte nur den Kopf, denn seine Mutter hatte tatsächlich die zahlreichen geerbten Kreuze aus der Truhe genommen und aus der Küche einen sakralen Raum geschaffen, denn wohin Rogner auch schaute, er sah nur die Kreuze.
    Welche aus Holz, aus Metall, sogar aus Perlmutt, und er stand da und hob die Schultern.
    »Warum sagst du nichts, Bertl?«
    »Findest du das gut?«
    »Ja, gut und richtig.«
    »Warum?«
    »Die Kreuze halten ihn ab. Er ist ein Teufel, und der Teufel fürchtet sich von dem Sieg, den das Gute über das Böse errungen hat. Das mußt du doch wissen.«
    »Ja, Mutter, ja, das weiß ich.« Er ging an einem dreiarmigen Kerzenständer vorbei auf den Tisch zu, schob einen Stuhl zurecht und nahm auf ihm Platz. Die Flasche stellte er ebenfalls auf den Tisch. Er hielt sie fest, weil die Mutter anfing zu schimpfen und den Schnaps ebenfalls als Teufelszeug bezeichnete.
    »Soll das so bleiben, Mutter?«
    »Vorerst ja.«
    »Wie lange denn?«
    »Bis das Böse vernichtet ist.«
    »Man kann es aber nicht vernichten, Mutter.«
    Sie setzte sich ihm gegenüber auf einen zweiten Stuhl. »Doch«, sagte sie, »man kann es vernichten. Ich weiß es. Und ich werde dir dabei helfen.«
    »Mag ja sein, aber…«
    »Wir beide werden hier unten in diesem Raum schlafen, und wir werden unter dem Schutz des Kreuzes stehen, das kann ich dir versprechen, Bertl. Ich hatte Angst vor dem Alpen-Teufel, die aber ist jetzt vergangen. Ich brauche keine Angst mehr zu haben.«
    »Na ja, wenn du es so siehst, Mutter, kann ich daran wirklich nichts ändern.«
    Sie nickte ihm über den Tisch hinweg zu und sagte mit leiser Stimme: »Vorher werden wir beten.«
    »Wieso?«
    »Bevor wir die Rosenkränze in die Hand nehmen und uns zur Ruhe legen. Da werden wir dann ein Gebet sprechen, und die unsichtbare Hand des Allmächtigen wird uns

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