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0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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schöne Frau wie dich begrüßen zu dürfen«, fügte Zamorra hinzu.
    Das stimmte Nicole versöhnlich. »Ihr habt ja Recht. Ich muss allerdings eins zu meiner Verteidigung anfügen - wenn eine Frau nach Paris kommt, dann ist es nichts weiter als ein Reflex, dass sie sich Klamotten kaufen will. Man kann dagegen nicht ankämpfen.«
    Zamorra wandte sich zur Seite und verdrehte die Augen. Die Fahrt hierher in Nicoles Cadillac hatte ihn ermüdet; trotz Nicoles gelinde gesagt flotter Fahr- weise waren sie einige Stunden unterwegs gewesen, zumal sie in einen Stau geraten waren.
    Jetzt hatten sie ihr Ziel fast erreicht. Nicole stellte den Wagen auf einem öffentlichen Parkplatz nahe des Boulevard Rochechouart ab; von hier aus waren es nur noch wenige Meter zu der Wohnung des Hundertjährigen, der ein Appartement in der Rue de Gérando besaß. Der Himmel war von düsteren Regenwolken bedeckt; nur vereinzelt war er nicht von düsterem Grau überzogen.
    Kaum standen sie vor dem richtigen Haus, tauchte wie aus dem Nichts Sid Amos neben ihnen auf. »Wurde aber auch Zeit«, brummte er. Amos verfügte über seine eigene Art der-Teleportation, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Dabei murmelte er einen Zauberspruch, drehte sich dreimal um die eigene Achse und verschwand, wobei er einen penetranten Schwefelgeruch hinterließ.
    Letzteres war einer der Gründe, die Nicole immer an seine alten Zeiten als Höllenherrscher erinnerte. Auch jetzt schnupperte sie demonstrativ. »Hier stinkt’s nach Schwefel wie in der Hölle.«
    Amos ignorierte sie. »Gehen wir«, sagte er stattdessen. Er legte die Hand auf die Türklinke. Im Schloss knackte es vernehmlich, dann drückte Sid Amos die Tür nach innen.
    Zamorra zögerte. »Schon mal was von einer Erfindung namens Klingel gehört?«
    Amos drehte sich um. »Wir werden klingeln, wenn wir oben sind. Unser Mann wohnt im dritten Stock.« Er eilte die Treppe nach oben.
    Zamorra, Nicole und Andrew folgten ihm.
    »Wir sollten uns beeilen«, sagte Nicole, »sonst geht Assi da oben noch durch die Tür, und Monsieur Lamy erleidet vor Schreck einen Herzanfall -immerhin ist er alt und dürfte solcherlei Scherzen nicht gerade locker gegenüberstehen.«
    Ihre Befürchtung war grundlos. Als sie im dritten Geschoss ankamen, wartete Amos dort sittsam. »Ich werde mich zurückhalten«, setzte er die Freunde in Kenntnis. »Monsieur Lamy verfügt über erstaunliches Wissen. Er sollte sich nicht zu sehr mit mir beschäftigen… lenkt seine Aufmerksamkeit auf euch, sonst erkennt er am Ende noch, wer ich früher einmal war. Das würde ihn unnötig erschrecken.« Er setzte eine Unschuldsmiene auf, verschränkte die Hände ineinander und begann tatsächlich, die Daumen zu drehen.
    Professor Zamorra nickte. Kurz entschlossen drückte er den Klingelknopf. Ein schriller Laut drang bis zu ihnen vor.
    »Ja!«, ertönte ein Ruf. »Gedulden Sie sich einen Augenblick!« Die Stimme klang genauso, wie Zamorra sich die Stimme eines Mannes vorstellte, der seit einem kompletten Jahrhundert auf der Erde wandelte.
    Sekunden später schwang die Tür nach innen. »Was wollen Sie von mir?« Der Mann war klein, gebeugt, völlig haarlos und trug mehr Falten zur Schau, als Zamorra jemals zuvor bei einem Lebenden gesehen hatte.
    »Monsieur Jean-Marie Lamy?«, fragte Nicole überflüssigerweise.
    »Wer sonst?«, antwortete der Alte mit knarrender Stimme und lachte, was in einem trockenen Husten endete. »Glauben Sie, in dieser Wohnung leben zwei Hundertjährige?« Er winkte Nicole zu sich heran. »Sie dürfen gerne hereinkommen, mein Kind… was Ihre drei männlichen Begleiter betrifft, weiß ich nicht so recht, was ich von ihnen halten soll.«
    Nicole lächelte bezaubernd. »Sie sind nicht so übel, wie sie aussehen.« Sie legte ihre Hand auf die rechte Schulter des Greises.
    Der lachte wieder. »Was wollen Sie?«
    »Kann ich ganz offen sprechen? Sind Sie alleine?« Dabei versuchte Nicole, an dem Alten vorbei in die Wohnung zu blicken.
    Lamy stieß ein bellendes Lachen aus. »Die wenigsten glauben es mir, aber es stimmt. Ich lebe allein. Niemand kümmert sich um mich. Ich bin noch rüstig genug, um mich selbst zu versorgen.«
    »Wir wissen davon, dass Sie viele Dinge wissen«, meinte Nicole vorsichtig.
    »Die Weisheit des Alters«, erwiderte der Greis.
    »Und die Weisheit einer alten Geheimlehre.«
    Die Zunge des Alten fuhr über seine spröden Lippen. »Kommen Sie rein.« Er trat zur Seite, und Nicole betrat die Wohnung. Als auch

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