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0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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mit dem gesunden den gebrochenen Arm. In seinen Augen irrlichterte nackte Panik. Die Vampirin kniete über ihm, hatte ihren Mund bereits seinem Hals genähert. Philippe versuchte verzweifelt, sich zu wehren, aber die Schmerzen seines gebrochenen Armes machten ihn völlig hilflos.
    »Es sind Vampire!«, brüllte Gasser und versuchte, sich rückwärts wankend in Sicherheit zu bringen.
    Die beiden Polizisten an der-Tür zielten auf die Höllenwesen, die Gasser in die Zange genommen hatten. »Was immer hier vorgeht, Sie bewegen sich nicht mehr!«, befahlen sie. Natürlich schenkten sie Gassers Worten keinen Glauben -er hätte es an ihrer Stelle ebenso wenig getan.
    Die-Vampire lachten, und dann brach endgültig die Hölle los.
    ***
    Auf dem Flur vor der Wohnung Jean-Marie Lamys nickte Professor Zamorra und stellte sich und seine Begleiter vor.
    Der Neuankömmling winkte desinteressiert ab. »Ich muss zu Lamy, und das sofort.« Einige Schweißperlen traten auf seine Stirn. Sein Blick huschte von Zamorra zu Andrew und wieder zurück.
    »Er hat Besuch«, wiederholte Sid Amos geduldig, »und möchte nicht gestört werden.«
    »Dann… dann werde ich später wiederkommen. Es hat ja alles keinen Sinn!« Baudelaire wirkte fahrig und unruhig. Er wandte sich ab, ging wieder zu dem Treppenabgang zurück.
    »Können wir Monsieur Lamy etwas ausrichten?«, rief Amos ihm hinterher.
    Der Angesprochene drehte sich nicht einmal um, als er antwortete. »Auf Wiedersehen, meine Herren!« Er hetzte die Stufen hinab.
    »Was war das für ein seltsamer Kerl?«, fragte Andrew verwirrt.
    »Und warum hast du ihn so auffällig gemustert?«, fügte Zamorra hinzu und blickte den Ex-Teufel an. »Du scheinst dich sehr für ihn zu interessieren.«
    »Wir werden sehen«, antwortete Amos. »Ich treffe euch wieder…« Mit diesen Worten eilte Sid Amos Baudelaire hinterher.
    Andrew und Zamorra blieben zurück. »Sid führt irgendetwas im Schild«, sagte der Meister des Übersinnlichen.
    »Mir war, als habe er etwas gespürt… fast, als habe er Baudelaire erkannt, und…«
    Die weiteren Überlegungen verloren sich, als die Tür geöffnet wurde. Wieder streckte Nicole den Kopf heraus. »Ich habe den guten Jean-Marie davon überzeugt, dass ihr harmlos seid - sogar Assi habe ich in den höchsten Tönen gelobt.« Sie suchte den Flur ab. »Wo ist er überhaupt?«
    »Überraschung«, antwortete Zamorra locker.
    Nicole warf ihrem Geliebten einen fragenden Blick zu, kommentierte es jedoch nicht weiter. »Ihr könnt reinkommen. Jean-Marie erwartet euch.«
    Sie zog sich zurück, und Zamorra konnte ebenso wie Andrew die Wohnung Lamys betreten. Der Parapsychologe war überrascht - sie sah gar nicht wie das Domizil eines Greises aus. Die Wände waren in hellen, modischen Farben gestrichen; die Möbel bestanden aus ebenfalls hellem Kiefernholz.
    Überall herrschte geradezu penible Ordnung; die zahlreichen Bücher in den Regalen waren nach ihrer Größe geordnet, was auf einen Ordentlichkeitstick des Alten schließen ließ.
    Zamorras geübter Blick erkannte wertvolle Werke der magischen Literatur ebenso wie Machwerke von Scharlatanen, Populär- und-Vulgärpsychologie, medizinische Fachliteratur, Belletristik aller Sparten, vom seichten Liebesroman bis hin zu anspruchsvoller Fantastik. Hier reihten sich C.S. Lewis und Clive Barker neben mittelalterlicher höfischer Epik in historisch-kritischen Ausgaben; hier gaben sich Science Fiction und Sozialkritik die Hand.
    »Sie interessieren sich für Literatur?«, drang Lamys brüchige Stimme an Zamorras Ohr.
    Er nickte. »Für manche ganz besonders.« Er zog einen alten magischen Atlas aus dem Regal, den er seit Jahren irgendwo zu kaufen versuchte - es gab nur noch wenige bekannte Exemplare auf der Welt, und keiner der Sammler war bereit gewesen, ihn Zamorra zu verkaufen.
    Der Greis lachte. »Nicole deutete bereits an, dass Sie ein Kenner sind, Monsieur - nun weiß ich es. Ich besitze in der Tat einige Perlen, die ich mit billigem Schnickschnack umrahme, um sie zu tarnen.« Er streckte die Hand aus.
    Zamorra gab ihm den in Leder gebundenen Folianten. »Deswegen sind wir allerdings nicht hier.«
    »Meine Vergangenheit holt mich auf meine alten Tage noch einmal ein.« Lamy stieß einen Seufzer aus und schloss die Augen. »Ich wünschte mir, es wäre nicht geschehen. Dass Sie hier sind, bedeutet nichts Gutes. Wie gerne hätte ich in Frieden noch zehn oder zwanzig Jahre hier verbracht und wäre dann im Schlaf verschieden.«
    Zehn

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