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0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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legte es in die Hände des Greises.
    Rasch gab Lamy es zurück. »Wer es besitzt, der ist mehr als berechtigt, die geheime Bibliothek zu betreten. Doch ich warne euch ein letztes Mal - es ist ein ungewöhnlicher Ort. Die Mitglieder unseres Ordens waren nicht nur…« Er unterbrach sich. »Wir waren nicht nur einfache Menschen. Wir alle verfügten über magische Kräfte, auf die eine oder andere Weise.«
    »Du auch?«, fragte Andrew.
    »Ich bin einhundert Jahre alt, und es geht mir gut«, gab Jean-Marie Lamy zur Antwort.
    Andrew beschrieb genau das Symbol, das sie in Samila gefunden, und das sie letztendlich hierher geführt hatte.
    Der Alte nickte. »Ich werde sehen, was ich für euch tun kann. Nun folgt mir!«
    ***
    Der Ort, an dem Philippe starb wurde nicht nur ihm zum Verhängnis.
    Chefinspektor André Gasser sah, wie die weibliche Vampirin ihre Zähne in den Hals seines Assistenten schlug. Die beiden Vampire, die ihn bisher in die Zange genommen hatten, ließen von ihm ab und wandten sich den neu eingetretenen Polizisten zu.
    Nur noch der neue Vampir, der bis vor wenigen Minuten ein in Not geratener Kollege gewesen war, widmete seine Aufmerksamkeit André Gasser.
    Nur noch - welcher Hohn! Gasser war nicht in der Lage, irgendeine Reaktion zu zeigen. Wie gebannt starrte er auf die Kreatur, die sich ihm näherte. Nacktes Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu. Er versuchte etwas zu sagen, doch nur ein Krächzen kam ihm über die Lippen.
    Hinter sich hörte er Schüsse und dumpfe Geräusche - gefolgt nicht von Schreien der Getroffenen, sondern von erstickten Überraschungslauten der Schützen.
    Gasser wusste genau, was dort vorgefallen war. »Es sind Vampire!«, schrie er, als sich der Knoten in seiner Kehle endlich löste. »Flieht!«
    Weitere Schüsse.
    Der Chefinspektor sah, wie eine der Kugeln den Leib der Vampirin durchschlug und in Philippes Schulter einschlug. Offenbar war das Monster, das ihn gerade aussaugte, mit seinem Werk noch nicht am Ende angelangt, denn aus der Einschusswunde seines Assistenten spritzte Blut. Philippe stöhnte nicht, schrie nicht, sondern hing weiterhin apathisch in den Armen der Vampirin.
    Der Chefinspektor nahm diese schreckliche Szenerie wie durch einen Schleier wahr. Nicht einmal dieses Bild des nackten Grauens vermochte ihn zu schockieren und aufzurütteln. Sein Verstand weigerte sich, das Geschehen anzuerkennen und darauf zu reagieren.
    Der ehemalige Kollege war bis auf einen Schritt heran. Er öffnete den Mund - das Maul! - und präsentierte seine langen Vampirzähne.
    Gasser hob die Waffe und drückte ab.
    Ein Knall, und dann die Wirkung des Schusses - Gasser vermeinte, alles in Zeitlupe zu erleben. Die Zähne des Monsters waren nicht mehr, ebenso wenig alles andere um sie herum - und der Vampir fiel rückwärts um, prallte auf den Boden und rührte sich nicht mehr.
    Das ist es!, schrie etwas in dem Chefinspektor. Man musste das Gehirn der Kreaturen zerstören! Sah man es so nicht auch immer im Kino?
    Er wirbelte herum, um es den Kollegen mitzuteilen, doch die Erkenntnis war zu spät gekommen. Die Vampire hatten bereits gesiegt und labten sich am Blut ihrer Opfer.
    Gasser spürte, wie sein Verstand vor dem entsetzlichen Grauen um ihn herum kapitulierte.
    Philippe… die beiden Kollegen… das, was er eben getan hatte… Was die Bestien ihn gezwungen hatten zu tun…
    Und in wenigen Momenten würde er nicht mehr drei Gegnern gegenüberstehen, sondern sechsen.
    Er hob die Waffe und richtete sie auf seinen Kopf. »Mit mir nicht«, murmelte er. »Mein Blut bekommt ihr nicht! Meines nicht!«
    Der Zeigefinger lag am Abzug, doch Gasser konnte ihn nicht bewegen. Er hatte nicht den Willen, das Nötige zu tun. Stattdessen flüsterte er immer wieder diese letzten Worte: »Meines nicht. Meines nicht…«
    Er konnte nicht schießen, denn trotz allem liebte er sein Leben; und trotz allem dachte er an seine Familie.
    Plötzlich materialisierte der Kopf einer Frau mitten im Raum. Von einem Augenblick auf den anderen war er da.
    Gasser schloss die Augen. Er wollte nichts mehr sehen. Was war das für eine Welt, in die er unversehens geraten war? War das noch die Realität, oder befand er sich in Wirklichkeit in einem Irrenhaus und rannte mit dem Kopf gegen gepolsterte Wände, während seine Frau ihn durch ein kleines Fenster beobachtete und leise weinte? Wir können nichts für ihn tun, sagten die Ärzte, er ist in sich selbst gefangen…
    »Stopp!«, schrie eine weibliche Stimme

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