0829 - Die List des Terraners

Ort vorzustellen vermocht als die Wüste Tervth, die im Licht der aufgehenden Sonne jetzt allmählich sichtbar wurde.
    Alle Varben, die noch die Kraft dazu hatten oder nicht unter der Führung Povgurths umgekehrt waren, befanden sich auf der quer durch die Dünen führenden Bandstraße.
    Das charakteristische Leuchten, das früher von der Behausung des Schweren Magiers ausgegangen war, existierte nicht mehr.
    Doch Traiguthur bedurfte solcher Orientierungshilfen nicht, er wußte, daß das Ziel am Ende dieses Bandes lag.
    Noch etwa sechshundert Varben - der Überrest jener stolzen, von der Siedlung aufgebrochenen Armee - bewegten sich seit etwa einer Stunde wieder auf die Wohnkugel des Schweren Magiers zu.
    Der Weltverwalter spürte ab und zu die von dieser Wesenheit ausgehenden Impulse, aber sie machten ihm und seinen Begleitern nichts aus.
    Das lag nicht etwa an einer plötzlich erworbenen Immunität, sondern an der Schwäche der gestürzten Gottheit. In dem Weltverwalter waren alle Gefühle erloschen.
    Er bewegte sich mechanisch wie ein Roboter, und alle Schmerzen und Qualen schien nicht er selbst, sondern eine dritte Person zu erdulden. Das ging soweit, daß Traiguthur den eigentlichen Sinn des Unternehmens vergaß. Nur tief in seinem Innern war eine schier unerschöpfliche Kraft, die ihn langsam, aber sicher vorantrieb.
    Wenn er zurückblickte, sah er beiderseits der Straße zusammengebrochene Varben liegen. Es war fraglich, ob sie jemals wieder auf die Beine kommen würden.
    Einst hatte diese Straße in die verheißungsvolle Nähe einer Gottheit geführt, jetzt war sie zu einem Symbol für die Leiden der Kolonisten geworden. Traiguthur bewegte sich ruckartig.
    Jeder Schritt war ein neuer Kampf gegen die für den varbischen Organismus verheerenden Begleitumstände einer veränderten Gravitationskonstante. Wenn überhaupt ein paar Varben das Ziel erreichen sollten, würde Weltverwalter Traiguthur unter ihnen sein.
    Die Straße führte zwischen einigen Dünen hindurch, und als Traiguthur den Kopf hob, sah er weit vor sich die Umrisse der Wohnkugel des Schweren Magiers.
    Unwillkürlich blieb er stehen.
    Er hatte sich die ganze Zeit über an der Spitze des zusammengeschmolzenen Zuges bewegt, nun wurde er von den Artgenossen, die ihn überhaupt nicht wahrzunehmen schienen, überholt.
    „Seht doch!" wollte Traiguthur ihnen zurufen. „Die Heimstatt des Schweren Magiers!"
    Er brachte jedoch nur ein unverständliches Krächzen zustande, auf das niemand reagierte.
    Jemand stieß ihn an, und als wäre dies ein verabredetes Signal, setzte der Weltverwalter sich wieder in Bewegung. Zunächst verlieh der Anblick der Wohnkugel den Bemühungen der Varben neue Impulse.
    Als sie jedoch merkten, daß sich die Entfernung zwischen ihnen und ihrem Ziel nur sehr langsam verringerte, verloren viele von ihnen den Mut und sie ließen sich einfach auf den Boden fallen.
    Schließlich waren es nur noch dreißig bis vierzig Varben, die sich daran machten, den letzten Abschnitt der Straße zu bewältigen.
    Traiguthur, der früher oft hierher gekommen war, um Befehle des Schweren Magiers in Empfang zu nehmen, stellte fest, daß sich am äußeren Erscheinungsbild der Behausung wenig geändert hatte.
    Einige der Stützstreben waren eingeknickt und der gesamte Komplex war etwas tiefer gesackt. Sonst war alles so, wie Traiguthur es in Erinnerung hatte.
    Und im Innern der Wohnkugel befand sich der Schwere Magier!
    Diese Vorstellung schien den Weltverwalter geradezu zu elektrisieren.
    Seine abgestumpften Gefühle begannen sich wieder zu regen.
    Die unmittelbare Nähe der Wesenheit, die für die Katastrophe verantwortlich war, belebte Traiguthurs Sinne. Er schickte einen haßerfüllten Gedanken aus, obwohl er sich darüber im klaren war, daß er den Schweren Magier damit nicht erreichen konnte.
    Dieser falsche Gott war mit seinen eigenen Schwierigkeiten beschäftigt. Die Vorstellung, daß er so kurz vor dem Ziel zusammenbrechen könnte, machte Traiguthur fast verrückt.
    Er wandte sich an seine Begleiter.
    „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben!" trieb er sie an. Diesmal war seine Stimme allen verständlich. „Wir haben unser Ziel fast erreicht, es sind noch noch ein paar hundert Schritte zurückzulegen."
    Vielleicht empfanden sie nicht so wie er, denn kaum einer von ihnen reagierte. Stumpfsinnig torkelten sie weiter, so daß Traiguthur sich bestürzt fragte, ob sie am Ziel überhaupt noch in der Lage sein würden, irgend etwas zu unternehmen.
    Da