0829 - Die List des Terraners
sich und blickte verlegen auf den Boden.
„Sprechen Sie nur weiter", forderte Langur ihn auf. „Sie wollten sagen, daß ich nie eine Heimat gekannt habe. Das ist richtig!
Trotzdem muß auch ich einen Ursprungsort gehabt haben, den man als Heimat bezeichnen könnte."
„Schon gut!" sagte Louisyan. „Ich wollte Ihnen nicht weh tun."
„Eigentlich", fuhr Langur nachdenklich fort, „hatte ich gehofft, eine neue Heimat zu finden - an Bord der SOL.
Aber diese Hoffnung war zweifellos trügerisch, denn selbst die Solgeborenen, die dieses Schiff mit Fug und Recht als ihre Heimat ansehen, geraten in widersprüchliche Gefühle, wenn man mit ihnen über die Erde spricht. Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben, die SOL könnte meine Heimat werden?"
„Sie sind unser Gast", sagte Louisyan.
„Ja!" pfiff Langur laut. „Und jeder Gast geht irgendwann einmal wieder."
„Sie wollen uns verlassen? Wohin wollen Sie gehen?"
„Früher oder später werden Poser, Kaveer, Daloor und ich die SOL verlassen", prophezeite Langur.
„Zu viert wird es in der HÜPFER zwar ziemlich eng werden, aber wenn wir allein sind, können wir uns auf die Suche nach der Wahrheit machen."
Ihr Gespräch wurde unterbrochen, denn Alaska Saedelaere und Bjo Breiskoll kamen aus der Schleusenkammer.
„Gibt es Probleme?" erkundigte sich der Transmittergeschädigte.
„Unser Freund hier", sagte Louisyan, „macht sich Gedanken über seine Zukunft."
Langur ärgerte sich darüber, daß Louisyan im Begriff war, über das Gespräch zu berichten.
Saedelaere jedoch, der schon immer ein besonderes Gespür für die Gefühle des Extraterrestriers entwickelt hatte, ging überhaupt nicht auf Louisyans Bemerkung ein.
„Wir starten in wenigen Minuten", sagte er. „Atlan und eine Wachmannschaft sind für alle Fälle im Laderaum geblieben."
Langur ertappte sich bei dem Gedanken, daß er zu gern einmal Alaskas Gesicht gesehen hätte. Was verbarg sich hinter der Plastikmaske und dem Cappinfragment?
„Denkt Atlan, daß es zu Zwischenfällen kommen könnte?" wollte Louisyan wissen. „Die Inkarnation wurde doch paralysiert."
„Mhm!" machte Saedelaere. „Aber wer will wissen, wie lange die Paralyse bei diesem Wesen anhält?"
„Schade, daß die Sphäre sich verdunkelt hat", bemerkte Douc Langur. „Ich hätte zu gern gewußt, was sich in ihrem Innern befindet."
„Das werden wir herausfinden, sobald wir dieses Wesen in dem eigens für diesen Zweck eingerichteten Labor an Bord der SOL untersuchen können", meinte Alaska zuversichtlich.
„Wenn die SOL mein Schiff wäre, würde ich die Inkarnation jedenfalls nicht an Bord lassen", erklärte Langur kategorisch und trottete in Richtung seiner Kabine davon.
Alaska sah ihm nach.
„Wir fürchten uns im Grunde genommen alle davor, daß diese Wesenheit in die SOL gebracht wird", meinte er nachdenklich. „Trotzdem tun wir es. Handeln wir vielleicht unter einem inneren Zwang?" Bjo Breiskoll lachte unbehaglich.
„Du denkst, die Inkarnation hat uns dazu gebracht?"
Der hagere Mann zuckte mit den Schultern.
„Ich denke, daß es verdammt gefährlich ist, was wir tun - das ist alles."
„Wir hätten uns von Anfang an aus diesem Konflikt der Superintelligenzen heraushalten sollen", sagte Louisyan. „Jetzt ist es zu spät. Wir stecken in dieser Sache schon zu tief drin."
Er dachte an dieses rätselhafte Gebilde im Laderaum und wünschte, er hätte sich kraft eines geheimen Zaubers dorthin versetzen können, wo er zu Hause war: nach Terra.
10.
Atlan schaltete seinen Stabscheinwerfer ein und leuchtete auf die frei im Laderaum der KARIBU schwebende Sphäre. Das Licht wurde von der dunklen Außenhülle des Gebildes reflektiert.
Die bewaffneten Männer, die rund um das Behältnis postiert waren, sahen dem Arkoniden aufmerksam zu. Atlan brauchte nur einen Blick in ihre finsteren Gesichter zu werfen, um sich vorstellen zu können, was in ihren Gedanken vorging.
Sie hatten Angst!
Du mußt verhindern, daß dieses Ding an Bord der SOL gebracht wird! meldete sich Atlans Extrasinn.
Es ist nicht kalkulierbar, was danach geschehen wird. Es war nicht zum erstenmal, daß Atlans Logiksektor diese Warnung aussprach. Langsam umrundete der hochgewachsene Mann mit dem silberfarbenen Haar die sechs Meter große deformierte Kugel. Vielleicht befand sich die Inkarnation längst nicht mehr in ihrem Innern. Es war durchaus denkbar, daß CLERMAC, VERNOC und SHERNOC die Fähigkeit besaßen, sich aus diesem Gebilde
Weitere Kostenlose Bücher