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083 - Das Ende der Unschuld

083 - Das Ende der Unschuld

Titel: 083 - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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einen Atemzug lang die Orientierung zu verlieren.
    Mur’gash hob die Stange und ging auf ihn los. Doch Bulba’han warf sich zu Boden und trat nach den Beinen des Echsenmanns. Der stürzte, schlug rücklings in den Sand, und der Sturm aus Flammen und Sand endete so abrupt, wie er begonnen hatte. Bulba’han - das Gesicht eine verrußte Wunde - sprang auf und packte sein Schwert mit beiden Händen.
    Mur’gash hatte keine Kraft mehr, seine Geisteskräfte einzusetzen; er schaffte es nicht einmal, den Eisenstab schützend nach oben zu stemmen. Bulba’han holte zum Todesstreich aus.
    »Warte, Schwertkrieger«, krächzte der Mastr’ducha. »Willst du wissen, warum ich dich geschont habe?« Bulba’han traute seinen Ohren nicht. Aber er verhielt den Schlag. »Geschont?! Was soll das Gerede?«
    »Es war Vorsehung, dass wir uns hier getroffen haben!«, beeilte sich Mur’gash zu sagen. »Warum wohl wusste ich alles über dich? Und ich weiß noch mehr!«
    Bulba’han holte erneut aus. »Du redest irre!«, stieß er hervor - obwohl irgendetwas in den Worten des Mastr’ducha ihn seltsam berührte. »Dein Geist ist verwirrt!«
    »Höre das Wort der Macht im See, bevor du mich tötest!«, rief der am Boden Liegende mit erhobener Stimme. »,Mit vier Auserwählten will ich meine Völker in den Kampf um die Neue Schöpfung führen’, spricht die Macht im See. Vier Streiter sollen an der Spitze meiner Armeen die Feinde der Neuen Schöpfung vernichten!’«
    »Der erste ist der edle Schwertkrieger Bulba’han«, führte Taqua’floydan fort, der näher getreten war. Sein vorhin noch vor Hass und Blutgier verzerrtes Gesicht wirkte wie in Trance.
    »Der zweite soll der mächtige Geistmeister Mur’gash sein, der dritte der listenreiche Taqua’floydan…«
    »… und der vierte Birgel’wost vom Volk der Narod’kratow, der niemals aufgibt…«, vollendete Bulba’han die Litanei, die plötzlich in seinen Gedanken stand wie ein feuriges Fanal. »So spricht die Macht im See…«
    ***
    Oben, am Einstieg in den Schacht zur Grotte, schnüffelte und schabte es. Und Birgel’wost zögerte nicht länger: Er packte zwei Entkräftete aus der zitternden und jammernden Menge, zerrte sie mit sich zur Kaminöffnung, presste sich dort eng an die Felswand und hielt die beiden Körper vor sich, wie man einen Schild zum Schutz gegen Schwerthiebe vor sich hält.
    Wenn das Tier in die Grotte sprang, wenn es um sich schnüffelte und zupackte - es würde einen der beiden Zitternden treffen, nicht ihn. So war sein Plan. Und während das Tier in der Dunkelheit fraß, wollte er in den Kamin einsteigen und hinaufklettern. Die Sperre in der Mitte des Tunnels würde außer Kraft sein, so lange das Tier fraß - auch das rechnete Birgel’wost sich aus. Denn wie sonst sollte das Tier nach oben zurückkehren können?
    Das Schaben und Schnüffeln rückte näher, Schreien und Jammern klang aus der Dunkelheit, und dann hörte Birgel’wost, wie das Tier in die Grotte sprang…
    ***
    Keine Spuren im Sandstrand vor der Klippenwand. Es musste Tage, vielleicht Wochen her sein, dass jemand aus den jetzt umgedrehten Beibooten gestiegen und weiß Gott wohin gegangen war. Der Lupa stand bis zum Bauchfell im Wasser.
    Die Vorderläufe in die Brandung gestemmt, den Schädel gesenkt und das Rückenfell gesträubt, bellte er heiser.
    Ein paar Schritte vor ihm lagen sie: Kristalle; eine lange Reihe entlang des Ufers, als hätte sie jemand dort abgelegt.
    Halb wölbten sie sich aus dem seichten Wasser, und die Brandung überspülte sie manchmal. In ihrem Inneren pulsierte ein grünes Licht.
    Himmel, wie oft habe ich das schon gesehen in den letzten drei Jahren, dachte Matt. So oft, dass ich bereits davon träume…
    »Erinnert ihr euch?«, fragte er. »Als wir unten im Kratersee waren, am Rand des Kometen, da transportierte ein Rochenschwarm so ein Ding in Richtung Wasseroberfläche. In sieben Gruppen von je sieben Tieren.«
    Niemand antwortete ihm. »Sieben mal sieben«, sagte stattdessen Rulfan leise. »Es sind genau neunundvierzig Kristalle!«
    Matt wandte sich an Quart’ol. »Sind sie die Quelle der Bilder?«
    Der Hydrit zog die Schultern hoch, schüttelte sich. Steif und gespreizt ragte der Flossenkamm von seinem Schädel. »Aus ihnen kamen die Bilder, ganz sicher.« Er nickte langsam.
    »Bilder von einem anderen Planeten. Erinnerungen der Daa’muren…«
    »Wesen, die vom Himmel kamen…?« Selten hatte Matt Aruula mit einer ähnlich ängstlichen Stimme reden hören.

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