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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zusammentrifft«, sagte Elk. »Die für die drei berüchtigten Viertel von London zuständigen Polizeireviere melden uns, daß in den letzten Wochen eine Unmenge fremde Gesichter dort aufgetaucht sind - Russen und Finnen hauptsächlich. Wir haben vor ein paar Tagen zwei dieser Kerle festgenommen, und was uns die Polizei in Riga über sie zu sagen wußte, war nicht eben schmeichelhaft, geht aber keinen was an.«
    »Wissen wir eigentlich etwas über Golly Oaks — ich meine, über sein Vorleben?« fragte Wade. Elk nickte. »Er wurde 1915 wegen Diebstahls verurteilt. Hat bei seiner Firma Gummiplatten geklaut.« Er zog die Brauen hoch. »Gummiplatten?« sagte er nachdenklich. »Wie merkwürdig!«
    »Der Knecht ist also nicht brav und getreu geblieben«, sagte Wade grimmig. »Was sonst?« »Einmal gab es eine Anklage wegen Hehlerei, aber die Beweise reichten für eine Verurteilung nicht aus. Als Junge trat er als Anführer einer Kinderbande in Wapping auf. Ihre Erbfeinde waren die Jungs von der Brick-Lane-Bande. Doch wir hatten damals nie einen Anlaß, uns mit Oaks zu befassen. Dann ging er nach Birmingham und organisierte dort Golddiebstähle. In Birmingham gibt es ja unzählige Juweliere. Man ersetzt einfach das gestohlene Gold durch eine minderwertige Legierung, und es war kinderleicht, drei oder vier Pfund Gold beiseite zu schaffen, ohne daß der Beamte des Eichamts auch nur das geringste merkte.«
    Wade versuchte, sich den Eindruck ins Gedächtnis zu rufen, den Golly Oaks früher auf ihn gemacht hatte. Er hatte ihn für einen kleinen Dieb und Hehler gehalten und gewußt, daß einige der miesesten Typen unter den Flußratten ihn respektierten - anständige Männer werden von Gaunern selten respektiert, egal, was einem die Märchenbücher weismachen wollen. Ein schwacher Mensch, der sich seiner ewig nörgelnden Frau widerspruchslos fügte. Man traute ihm nicht einmal zu, daß er auch nur eine Bande von Kaninchen anführen konnte. »Weitere Verurteilungen?« fragte er. »Keine«, sagte Elk und fügte nachdenklich hinzu: »Kaum zu glauben, daß unser Golly Oaks sich zum gesetzestreuen Bürger und Holzhacker gemausert haben soll. Früher dachte ich immer, die gute Annabel Oaks hätte ihn gezähmt. Aber wer weiß, vielleicht ist er gar nicht gezähmt.« »Das vermute ich auch stark«, sagte Wade. »Ich fange allmählich an, Golly Oaks in einem ganz anderen Licht zu sehen.«

18
    Auch Lila Smith begann, einige Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Sie war allein in der luxuriösen kleinen Kabine, in der sie sich aufhalten mußte, seit man sie von den Tappitts weggeholt hatte. Auf was für einem Schiff sie sich befand, wußte sie nicht, denn man hatte ihr, kurz nachdem Mutter Oaks vor dem »Mekka« an Land gegangen war, die Augen verbunden, was sie als unglaubliche Kränkung empfand. Sie fürchtete sich nicht, fühlte eher prickelnde Neugier. Angst bekam sie erst in der Nacht, in der es brannte. Eine Schiffskabine wie diese hatte sie noch nie gesehen. Sie war breit, niedrig, aber wunderschön eingerichtet, die Wände mit hellgrauem, poliertem Eschenholz getäfelt und mit silbernen Randstreifen abgesetzt. Aber es gab kein Bullauge, nicht die kleinste Öffnung, durch die man einen Blick auf die Welt draußen hätte werfen können. Irgendwo in der Nähe der Kabine summte eine kleine Maschine, die den Raum mit frischer Luft und elektrischem Licht versorgte. Das bequeme Kojenbett, der Schreibtisch, mehrere Bilder an den Wänden, die Lila für echte alte Meister hielt, und ein elektrisch beheizter niedriger offener Kamin sorgten für Behaglichkeit und Wärme an kühlen Abenden. Der einzige Mensch, den Lila zu sehen bekam, war der chinesische Diener, der ihr das Essen brachte und ihr das Bad vorbereitete. Bisher hatte sich nie jemand die Mühe gemacht, ihr ein Bad einzulassen, und dieser Aspekt ihres Abenteuers schien ihr überaus angenehm. Der kleine Raum mit der flachen Marmorwanne und den gefliesten Wänden, die in der künstlichen Beleuchtung glänzten, war für sie der Gipfel des Wohlgefühls. Sie konnte die äußere Kabinentür von innen abschließen, was sie sehr beruhigend fand. Andererseits war diese Tür aber auch von außen verriegelt, so daß sie sich das Schiff weder ansehen noch feststellen konnte, in wessen Gesellschaft sie überhaupt reiste. Manchmal dachte sie, Mutter Oaks sei wieder an Bord, denn schließlich war sie es gewesen, die sie von den Tappitts fortgeholt hatte. Außerdem war sie fest davon überzeugt,

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