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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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eindeutig Mr. Oaks, Sir, ich irre mich nicht«, sagte er mit großer Bestimmtheit. »Ich habe ihn auf dem Gehsteig vor dem Arbroath Building gesehen.« »Wo ist das Arbroath Building?«
    Elk, der sich in diesem Viertel wie im Schlaf auskannte, erklärte Wade, daß es sich um einen Wohn- und Geschäftsblock handelte, der sich durch bemerkenswerte Häßlichkeit auszeichne. Da der Vermieter sich diese Häßlichkeit besonders hoch bezahlen lassen wolle, stünden die Wohnungen leer, und das Bauwerk werde allmählich zur Ruine. »Ich erkannte ihn«, fuhr der Mann fort, »machte kehrt, ging zurück und sagte: ›Hallo, Mr. Oaks!‹« »Was hat er geantwortet?« fragte Wade. »Kein Wort. Er stellte den Kragen auf und ging weiter. Zuerst dachte ich, ich hätte mich doch geirrt, aber jetzt weiß ich bestimmt, daß er's war, weil Jimmy ihn ungefähr zehn Minuten später getroffen hat.«
    »Genau das habe ich, Sir«, sagte der zweite Mann mit heiserer Stimme. »Er muß es gewesen sein. Er kam gerade um die Ecke, als ich ihm mit meiner Lampe ins Gesicht leuchtete. Ich habe seine Brille gesehen und - na ja, es war eben Golly Oaks. Ich kenne ihn gut, habe in Wapping gearbeitet, als Oaks Schiffsbauholz einkaufte und an die Straßenhändler verhökerte.« »Haben Sie mit ihm geredet?«
    »Nein, Sir. Aber er war es. Und vor ein paar Tagen hat der alte Sorbey ihn gesehen — auch am Abend. Er hat es sogar einem Bullen - einem Polizisten erzählt. Und es war auch beim Arbroath Building.«
    Die Kriminalabteilung von Notting Hill konnte diesen Informationen nichts hinzufügen. Sie hatte die Gegend praktisch durchsiebt, aber von Oaks keine Spur gefunden. »Vielleicht ist er im Arbroath Building untergekrochen.« »Das ist wenig wahrscheinlich«, sagte der Bezirksinspektor, der zufällig dazugekommen war. »Das Gebäude ist abgeschlossen und soviel ich gehört habe, gerichtlich versiegelt, aber das weiß ich nicht hundertprozentig. Wenn Sie wollen, können wir schnell mal zum Hausmeister gehen und uns mit ihm unterhalten.«
    Das Arbroath Building wurde seinem Ruf durchaus gerecht. Es war ein plumper, massiger Bau mit einer stuckverzierten Betonfassade, deren Häßlichkeit nicht einmal die Abendschatten mildern konnten, ein trauriges Monument der Geldgier und Habsucht der Hausbesitzer. Nachdem sie lange an das breite Tor geklopft hatten, das zu den Garagen führte, kam der Hausmeister aus einem Seiteneingang heraus. Er war aktiver Soldat gewesen und jetzt pensioniert, der Polizei des Viertels gut bekannt, ein durch und durch ehrbarer Mann.
    »Es war niemand hier«, sagte er. »Ich wünschte mir, es käme manchmal jemand. Heute früh war ich beim Anwalt, er glaubt, einen Käufer für das Monster gefunden zu haben. Ich möchte ans Meer, brauche dringend Urlaub.«
    John Wade gab ihm eine kurze, aber sehr prägnante Beschreibung von Golly Oaks. »Komisch«, sagte der Hausmeister, als Wade fertig war. »Ich habe einen solchen Mann gesehen - gestern abend, als ich hier an der Seitentür stand und rauchte. Er trug einen langen braunen Mantel und eine Mütze, die ihm viel zu groß zu sein schien. Ich sagte: ›Guten Abend‹, und er antwortete: ›Bon soir.‹ Es klang zerstreut, und ich könnte schwören, daß er kein Franzose war.« »Trug er eine Brille?«
    Der Mann nickte. »Ja, und er rauchte eine Zigarette und sang vor sich hin — mit einer ganz fürchterlichen Stimme.« »Das klingt ganz nach Oaks«, sagte Wade. »Was zum Teufel macht er in dieser Gegend?« Nicht viel klüger als vorher, fuhren die Inspektoren in den Yard zurück. Elk war während der Fahrt sehr nachdenklich. »Mir gefällt diese Invasion ausländischer Ganoven nicht«, sagte er. »Mit unseren Leuten werden wir fertig — haben Sie schon mal von Meisterverbrechern gehört, Wade?« »In Romanen kommen sie immer vor.«
    »Tja, gelesen habe ich auch schon von ihnen«, meinte Elk. »Aber jetzt ist einer hier - das rieche ich förmlich.« »Aikness oder Golly Oaks?« »Oaks?« fragte Elk erstaunt. »Ja, Oaks«, wiederholte Wade. »Nein, ich spinne nicht. Ich bekomme allmählich einen gesunden Respekt vor dem Mann. Er ist gründlich. Ich werde nie die Stiefmütterchen vergessen, die er auf meine ›Gruft‹ pflanzen wollte. Er hat Humor — und das sind die gefährlichsten Verbrecher.« Sie aßen gemeinsam zu Abend, und Elk warf dabei einen Blick in die Zeitung. »Ich habe eine Idee«, sagte er plötzlich. »Eben habe ich gelesen, daß die Admiralität einen Zerstörer nach

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