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083 - Der Tod trägt eine Maske

083 - Der Tod trägt eine Maske

Titel: 083 - Der Tod trägt eine Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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wartete Scarpatt auf das Eintreffen des Zauberers.
    »Ich will nicht, daß du stirbst, Vater…«, stöhnte Yerdyn. »Du darfst nicht sterben, darfst mich nicht allein lassen… Ich liebe dich… Ich brauche dich…«
    Immer wieder drückte Scarpatt dem Jungen den kühlen Schwamm auf die Stirn, und er wusch ihm den Schweiß vom Gesicht.
    »V-a-t-e-r!« schrie Yerdyn. Es klang so verzweifelt, daß Scarpatt wußte, daß der Junge den Tod des alten Mannes vor seinem fieberglänzenden Auge noch einmal sah.
    Endlich traf Ramba ein, ein dürrer alter Zauberer, der es meisterhaft verstand, geheime Kräfte zu wecken. Es bedurfte nicht vieler Worte. Ramba sah sofort, was zu tun war, und er traf unverzüglich seine Vorbereitungen.
    Er gab dem Jungen etwas zu kauen, das wie ein Stück Binde aussah, zeichnete mit einer langen Vogelfeder Symbole auf Yerdyns Körper, murmelte uralte Formeln und schaltete Yerdyns Schmerzempfinden aus, woraufhin Scarpatt darangehen konnte, den tief in der Schulter steckenden Pfeil herauszuschneiden. Das war nicht einfach, denn der Pfeil hatte gemeine Widerhaken, wodurch es erforderlich war, eine große Wunde zu schneiden.
    Ohne Rambas Hilfe hätte Yerdyn Furchtbares mitgemacht. So aber spürte der Junge nichts von der primitiven Operation. Der Zauberer beeinflußte den Geist des Jungen und verringerte dessen Herzschlag. Damit erreichte er, daß die Wunde blutete.
    Schnell und zielstrebig arbeitete Scarpatt, und bald hielt er den Pfeil, der Yerdyn so arg zu schaffen gemacht hatte, in seinen Händen. Er atmete erleichtert auf. Die Hauptarbeit war für ihn getan.
    Was nun kam, war Rambas Sache.
    Scarpatt trat zurück. Der Zauberer öffnete eine Holzschale und schmierte eine nach Kampfer riechende dicke Salbe in die Wunde. Sie würde heilend und kraftspendend wirken.
    Ramba hatte sie während eines langwierigen Zauberrituals angerührt, und sämtliche Ingredienzien waren in ihrer magischen Wirkung präzise aufeinander abgestimmt.
    Da es nur zu bestimmten Zeiten möglich war, diese Salbe herzustellen, glich sie einer Kostbarkeit, denn Ramba besaß nicht viel davon. Wie stark und verblüffend schnell sie wirkte, zeigte sich kurze Zeit danach.
    Man konnte tatsächlich auf die Wirkung warten. Scarpatt traute seinem Auge nicht. Ramba war ein wahrer Meister. Die Wunde begann sich zu schließen, und Yerdyn erholte sich zusehends.
    Das Fieber ging zurück und peinigte ihn nicht mehr. Seine Körpertemperatur normalisierte sich, und sein Auge hatte nicht mehr diesen verwirrten Glanz. Zum erstenmal blickte er Scarpatt bewußt an, und er sprach dessen Namen aus.
    »Ja, Yerdyn, du bist bei mir«, sagte Scarpatt und lächelte.
    Der Junge schaute den alten Zauberer an.
    »Das ist Ramba«, sagte Scarpatt. »Ohne seine magischen Kenntnisse würdest du dich wesentlich langsamer erholen, wenn überhaupt.«
    »Danke, Ramba«, sagte Yerdyn.
    Der hagere Mann nickte stumm.
    »Wie fühlst du dich?« wollte Scarpatt wissen.
    Yerdyn horchte daraufhin in sich hinein und stellte verwundert fest: »Etwas durchflutet mich. Ich spüre es ganz deutlich. Es füllt mich aus und gibt mir neue Kraft.«
    »Das bewirkt Rambas Zaubersalbe«, erklärte Scarpatt.
    »Wie lange muß ich liegen bleiben?« fragte Yerdyn den Zauberer.
    »Du wirst es merken, wenn dich die Zauberkraft der Salbe wiederhergestellt hat«, antwortete Ramba.
    »Wir müssen reden, Yerdyn«, sagte Scarpatt ernst. »Ich weiß, daß etwas Schreckliches passiert ist. Dein Vater, mein guter Freund Bika, lebt nicht mehr. Man hat ihn ermordet.«
    Yerdyn schaute ihn verblüfft an. »Woher…?«
    »Du hast im Fieberwahn gesprochen.«
    »Was habe ich alles gesagt?«
    »Leider nicht genug«, sagte Scarpatt. »Du hast die ›Bande der Auserwählten‹ erwähnt.«
    »Sie wollten mich fangen. Da mein Vater das nicht zugelassen hätte, töteten sie ihn. Er starb an ihren Pfeilen. Vor seinem Ende nahm er mir das Versprechen ab, daß ich zu dir gehe. Er hat das Zeichen des puppenköpfigen Dämons gesehen. Alcarrax wird bald erscheinen. Deshalb schwärmt die ›Bande der Auserwählten‹ aus. Sie braucht viele Opfer, und ich trage das Opfermal in meinem Gesicht. Ich bin ein Gezeichneter.«
    »Laß sehen«, verlangte Scarpatt, und Yerdyn wies auf das dunkelgrüne Mal.
    Scarpatt stieß einen erschrockenen Laut aus und richtete sich jäh auf.
    »Was hast du?« wollte Ramba wissen. »Was erschreckt dich so sehr?«
    »Ich kenne jemanden, der dieses Zeichen an der gleichen Stelle trägt«,

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