083 - Der Tod trägt eine Maske
reden. Nachdem er geendet hatte, bat ihn Scarpatt, uns das Opfermal zu zeigen, und mir war, als würde sich eine unsichtbare Hand auf meine Kehle legen und zudrücken, denn ich kannte Ugars grünes Schattengesicht gut genug, um zu wissen, daß er an der gleichen Stelle auch so ein Mal hatte.
Auch der Gefährte der Prinzessin war ein Gezeichneter. Somit bestand auch für ihn die Gefahr, dem puppenköpfigen Dämon geopfert zu werden.
Daß die »Bande der Auserwählten« so bald schon zuschlagen würde, hätte ich nicht gedacht. Und ich rechnete auch nicht mit ihrer Vermessenheit, in Ragus Palast einzudringen.
In diesem Augenblick erkannte ich, wie sehr ich mich geirrt hatte!
***
Sie machten die Palastwachen nieder und stürmten in den Saal, in dem wir uns befanden.
»Verdammt!« knurrte der Ex-Dämon.
»Kannst du laut sagen«, zischte ich und sprang auf.
Die grünen Wesen quollen in den Saal und griffen sofort an. Daß Ramba sich so weit wie möglich zurückzog, konnte ich verstehen. Er war ein spindeldürrer alter Mann. Aber daß auch Cassemock nichts von einem Kampf wissen wollte, befremdete mich schon sehr. Wäre es nicht seine Aufgabe gewesen, sich schützend vor die Prinzessin zu stellen?
Er überließ das anderen, zog zwar sein Kurzschwert, aber nur, um sich nötigenfalls selbst zu verteidigen. Mit Cassemocks Mut schien es nicht weit her zu sein. Nun, das Kämpfen ist nicht jedermanns Sache, aber hätte Ragu nicht besser einen Berater auswählen sollen, der auch davon etwas verstand?
Die Feinde fächerten auseinander. In der Eile konnte ich sie nicht zählen, nur schätzen. Und ich kam auf ein gutes Dutzend. Diese Kerle - Markiasen und Darganesen gemischt - schienen zu allem fähig zu sein. Sie brauchten Opfer, um die eigene Haut zu retten. Um das zu erreichen, war ihnen jedes Mittel recht. Sie gingen sogar über Leichen. Wenn es sein mußte, auch über meine, aber durch diese Rechnung wollte ich ihnen einen dicken Strick machen. Ich hatte nämlich den verständlichen Wunsch, noch ein Weilchen am Leben zu bleiben.
Ich sah einen Einäugigen, der sich auf die Prinzessin stürzte. Meine Kopfhaut spannte sich, ich sprang auf den Tisch und ließ mich auf den Kerl fallen, bevor er das zarte Mädchen im weißen Kleid mit seinem Kurzschwert durchbohren konnte.
Mein Körpergewicht drückte ihn nieder. Er knickte ein, und wir stürzten. Ich wälzte mich zur Seite. Wie richtig ich gehandelt hatte, stellte sich eine Sekunde später heraus.
Der Darganese richtete sich auf und hieb mit dem Schwert nach mir. Er hätte mich getroffen, wenn ich liegengeblieben wäre. So aber knallte die Klinge nur klirrend auf den dunkelgrünen Marmorboden, und ich sah grüne Funken hochspritzen.
Ich schnellte hoch, mein Gegner ebenfalls. Kampflärm umbrandete uns.
Ragu bewies einmal mehr, wie mutig sie war. Unbewaffnet griff die schlanke Prinzessin den Kerl an, der sie zu töten versucht hatte.
Sie sprang ihn an wie eine Wildkatze, kratzte und biß ihn, und ich setzte ihm mit meinen Fäusten zu. Man kann sagen, wir schafften ihn gemeinsam. Er schwang zornig den Oberkörper hin und her. Sein Gesicht wies blutende Schrammen auf. Er stach auf mich ein, aber unkontrolliert und überhastet. Ich hatte Zeit, auszuweichen und den Arm abzufangen. Ein blitzschnell angesetzter Hebel ließ den Einäugigen aufbrüllen. Er war gezwungen, das Schwert fallenzulassen, und ich griff blitzschnell danach.
Endlich war der Darganese die Prinzessin losgeworden, und er hatte immer noch die Absicht, sie zu töten. Er versuchte es mit einem blitzartig hervorgezauberten Dolch, doch ich verhinderte diesen Mord mit dem erbeuteten Schwert. Wie ein gefällter Baum fiel der Mann um.
Wenn Pater Severin »ausrückte«, tat er das nie ohne seinen Kampfstock, der nicht ganz zwei Meter lang und armdick war. Er wußte damit großartig umzugehen. Nicht einmal drei Gegner vermochten ihm gefährlich zu werden.
Er parierte Schwerthiebe und verschaffte sich Luft, indem er den Stock surrend über seinem Kopf kreisen ließ. Mit kurzen, trockenen Schlägen fällte er schließlich einen Gegner nach dem anderen. Er war einfach souverän. Ich brauchte mir keine Sorgen um ihn zu machen.
Und noch weniger Probleme hatte Mr. Silver. Zu fünft versuchten ihn die Feinde niederzuringen, doch er stand da wie ein Turm in der Schlacht, breitbeinig, unbezwingbar.
Aber wir alle konnten nicht verhindern, daß Yerdyn entwaffnet und verschleppt wurde. Als ich sah, daß zwei Dreiarmige
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