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083 - Der Tod trägt eine Maske

083 - Der Tod trägt eine Maske

Titel: 083 - Der Tod trägt eine Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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retten konnte, aber wenigstens einigen sollte dieses schreckliche Schicksal erspart bleiben.
    Die Sturmsäule stülpte sich über die ersten Kreuze. Ich hörte die Schreie der Opfer. Es ging mir durch Mark und Bein. Ich sprang vom Pferd, rannte auf das Kreuz zu, dem ich am nächsten war, und hieb mit dem Kurzschwert die Stricke durch, die den Gezeichneten festhielten.
    »Fort! Zurück! Schnell!« brüllte ich.
    Der Gerettete konnte sein Glück nicht fassen. Ungläubig stierte er mich mit nur einem Auge an. Ich rannte schon zum nächsten Kreuz, befreite auch diesen Gefangenen - und dann war ich bei Ugar.
    Der Boden dröhnte und vibrierte, als würde er von einer gewaltigen Rüttelmaschine bearbeitet. Ugar schrie etwas, aber ich konnte ihn nicht verstehen.
    Vier Schwerthiebe waren nötig, um ihn zu befreien. Er würde der Letzte sein, den ich retten konnte. Drei Gezeichnete befreit… Ich hatte gehofft, es würden mehr sein.
    Der Wirbelsturm schraubte sich immer näher. Ich konnte schon fast hineinfassen, wenn ich den Arm ausstreckte. Mein schweißnasses Gesicht schien zu glühen.
    Ich schlug das erstemal zu - Ugars linker Arm war frei. Wieder traf mein Schwert den Strick… Der rechte Arm! Dann das linke Bein, und als ich zum viertenmal zuschlug, nahm mir die Hitze des Sturms den Atem.
    Ich hatte das Gefühl, zu ersticken, packte Ugar und riß ihn mit mir, aber wir kamen nicht weit, denn der Höllensturm fraß den Sand unter unseren Füßen weg, und wir stürzten.
    Aus! dachte ich und preßte die Kiefer zusammen.
    ***
    Der Höllensturm schien rasiermesserscharfe Zähne zu haben. Mit ihnen zerbiß er die Stricke, die die Opfer festhielten. Hitze und Sand stürzten sich auf die Gezeichneten. Urgewalten packten sie, fetzten die Stricke ab und rissen die Männer von den Kreuzen.
    Yerdyn begriff nicht, daß er noch bei Verstand war. Er konnte noch fühlen und denken. Der Sturm tötete ihn nicht, wie er befürchtet hatte. Er saugte ihn nur auf und peinigte ihn mit glühenden Nadelstichen. Es waren Milliarden von Sandkörnern, die seine Haut trafen, während er blind und willenlos durch den Todeskreisel sauste.
    Schmerzen überall.
    Er brüllte wie die anderen Opfer, die er nicht sehen, aber hören konnte. Sie alle teilten das gleiche Schicksal mit ihm, denn aus diesem Wirbelsturm gab es kein Entrinnen.
    Yerdyn fühlte sich auf das rotierende Zentrum zugetragen und emporgehoben. Und am Ende dieser Höllenreise würde ein grauenvoller Tod auf ihn warten.
    Lange hatte er seinen Vater nicht überlebt…
    ***
    Der Höllensturm packte meine Beine. Er hüllte jetzt alle Kreuze ein, und weiter schien er nicht zu wollen. Jedenfalls rückte er nicht mehr vor.
    Er blieb über den Kreuzen stehen, heulend, brausend, sich drehend. Eine dicke, wuchtige Säule, die den Himmel zu stützen schien. Eine Säule, die aus Hitze, Sand und grünen Wesen bestand.
    Und die Gezeichneten waren gezwungen, einen Totentanz aufzuführen. Einen Höllenreigen, der ihnen das Kostbarste rauben würde, was sie besaßen - ihr Leben!
    Dicke, wulstige Fäuste schienen meine Fußknöchel zu umklammern. Ich wurde hochgerissen und gedreht. Die Ausläufer des Höllensturms hatten mich erwischt und hielten mich fest.
    Ich kam mir vor wie in einer Zentrifuge. Enorme Kräfte wirkten auf mich ein, zerrten an mir und in mir. Das Blut stieg in meinem Körper mehr und mehr hoch. Es drängte sich in meinen Kopf.
    Ein schmerzhafter Druck entstand in meinem Schädel. Die feinen Äderchen in meinen Augen platzen auf.
    Ich steckte mit den Beinen in der Sturmsäule und wurde von dieser herumgewirbelt. Unbeschreiblich schnell ging es mit mir im Kreis. Mir war, als würden meine Augen aus den Höhlen gepreßt. Der Druck wurde so qualvoll, daß ich meinen Schmerz herausbrüllte.
    Ich spürte, wie mich der Wirbelsturm in sich hineinzuziehen versuchte. Wie sollte ich das verhindern? Die wulstigen Fäuste schoben sich an meinen Beinen hoch!
    Wild und verzweifelt lehnte ich mich gegen mein Schicksal auf. Ich schlug wie von Sinnen um mich und versuchte mich freizustrampeln, aber die Höllenkraft wollte mich nicht mehr freigeben.
    Doch ich kämpfte weiter. Ich durfte nicht resignieren. Viele Gefahren hatte ich in der Vergangenheit nur deshalb überlebt, weil ich bis zuletzt nicht aufgegeben hatte.
    Und auch diesmal schien mir das das Leben zu retten. Immer wilder, immer ungestümer wurden meine Befreiungsversuche, und ich merkte, wie die wulstigen Fäuste an meinen Beinen

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