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083 - Der Tod trägt eine Maske

083 - Der Tod trägt eine Maske

Titel: 083 - Der Tod trägt eine Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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erscheinen.
    Mein kummervoller Blick wanderte von ihnen zum Horizont, wo sich dunkelgrüne Wolken ballten. Eine ungeheure Kraft stieß sie vorwärts, trieb sie über das Land und auf uns zu.
    Die Sonne würde sich verfinstern, wenn der Höllensturm uns erreichte. Und Ugar, Yerdyn und all die anderen Gezeichneten würden dann verloren sein.
    Vielleicht auch wir…
    Für eine winzige Zeitspanne passierte nichts. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Hatten die Reiter nicht die Absicht, uns anzugreifen? Genügte es ihnen, uns davon abzuhalten, den Gezeichneten zu helfen?
    Da trieben die Einäugigen und die Dreiarmigen ihre Tiere an, und es gab keinen Zweifel mehr daran, daß sie den Krieg wollten, der mit unserer Vernichtung enden sollte.
    ***
    Yerdyn hatte das Glück verlassen. Nach all den Jahren, die er in der Wildnis glücklich gewesen war, hatte nun seine Pechsträhne begonnen.
    Man hatte seinen Vater eiskalt ermordet. Er selbst war am Pfeil des Markiasen fast draufgegangen. Scarpatt und Ramba hatten ihn zwar wieder auf die Beine gestellt - doch wozu? Damit die »Bande der Auserwählten« ihn erst recht fangen und hierher verschleppen konnte.
    Die grelle grüne Sonne wollte seine Haut verbrennen, sein Gehirn zum Kochen bringen. Seine Kehle war schmerzhaft trocken.
    Zu einem großen X ausgespannt, hing der Jüngling am Holzkreuz, schmachtete und konnte nichts weiter tun, als auf den Höllensturm zu warten.
    Die Fesseln schnitten schmerzhaft in Yerdyns Arme und Beine. Er hatte versucht, sie loszureißen, doch schon bald eingesehen, daß dies unmöglich war. Das einzige, was er damit erreicht hatte, war, daß jetzt seine Handgelenke geschwollen und aufgescheuert waren.
    Er dachte an Bika, seinen Vater, und er beneidete ihn beinahe darum, daß er tot war. Bika hatte es hinter sich. Er war nicht leicht gestorben, aber Yerdyn glaubte zu wissen, daß das, was ihm und den anderen Gezeichneten bevorstand, wesentlich schlimmer sein würde.
    Er stöhnte, und sein Kopf sank auf die Seite. Er sah Ugar, den sie neben ihm festgebunden hatten, und er konnte dessen Gefaßtheit, seine geradezu stoische Ruhe nicht verstehen.
    »Hast du denn keine Angst?« fragte er den Gefährten der Prinzessin.
    »Doch«, gab Ugar ehrlich zu.
    »Aber man sieht es dir nicht an.«
    »Vielleicht habe ich gelernt, mich besser zu beherrschen als du, Yerdyn. Aber ich fürchte den Höllensturm ebenfalls.«
    »Er wird uns verschlingen. Wir werden in Alcarrax gierigem Rachen verschwinden - für immer. Der Höllensturm wird unser Lebenslicht ausblasen. Wenn sie mich nur nicht gefesselt hätten. Ich hasse es, wehrlos zu sein. Mit meinem Schwert in der Hand wäre ich leichter gestorben, denn dann hätte ich bis zuletzt zumindest das Gefühl gehabt, mich verteidigen zu können.«
    »Wie willst du dich gegen einen Sturm wehren? Da nützt dir kein Schwert«, sagte Ugar nüchtern.
    »Du hast dich mit deinem Schicksal abgefunden, nicht wahr?« sagte Yerdyn erschüttert.
    »Was bleibt mir anderes übrig?«
    Yerdyn bäumte sich wild in den Fesseln auf. »Ich kann mich nicht abfinden! Ich will es nicht! Ich will kämpfen!«
    »Gegen den puppenköpfigen Dämon? Wie willst du ihn besiegen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich möchte es wenigstens versuchen können.«
    »Wir sind zu schwach, um gegen Alcarrax bestehen zu können, Yerdyn. Vielleicht werden ihn unsere Freunde von der Erde vernichten, aber über diesen Triumph werden wir uns wohl nicht mehr freuen können.«
    Yerdyn richtete seinen trotzigen Blick auf das Wirbelsturmgebräu, das unaufhaltsam näherrückte. Er wußte, daß Ugar mit jedem Wort, das er gesagt hatte, recht hatte, und doch konnte er sich nicht damit abfinden.
    ***
    Mr. Silver zog das Höllenschwert. Es war eine Waffe, die ein gefährliches Eigenleben hatte. Man brauchte einen ungemein starken Willen, um sie unterjochen zu können.
    Ich besaß diesen Willen zum Beispiel nicht, deshalb war es für mich auch nicht ratsam, das Höllenschwert zu berühren, denn es hätte mir nicht gehorcht, sondern sich gegen mich gewandt und mich getötet.
    Mr. Silver schaffte es, dem Schwert seinen Willen aufzuzwingen. Doch selbst er mußte stets auf der Hut sein, denn eine kurze Unachtsamkeit hätte selbst für ihn schlimme Folgen haben können.
    Auch wir trieben unsere Tiere an. Die Hufe der Schattenpferde schleuderten grünen Sand hoch. Ich hielt das Kurzschwert in der Hand, hatte den Arm vorgestreckt, war weit nach vorn gebeugt, stand in den Bügeln, berührte

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