083 - Der Tod trägt eine Maske
den Sattel kaum noch.
Mein Pferd griff kraftvoll aus. Dies war nicht mein erster. Kampf im Reich der grünen Schatten. Ich hatte gelernt, das Kurzschwert zu führen, und meine grünen Freunde bescheinigten mir, daß ich es innerhalb kurzer Zeit zu einer wahren Meisterschaft gebracht hatte.
Die Erfolge hatten mir bestätigt, daß ich besser war als viele Dargan- und Markia-Krieger. Das Kämpfen mit dem Kurzschwert lag mir irgendwie im Blut. Ich wußte nicht, wieso, hatte keine Erklärung dafür.
War es möglich, daß ich schon einmal gelebt hatte? Vielleicht als wackerer Schwertkämpfer? Verrückt, daß mir dies ausgerechnet jetzt in den Sinn kam, wo ich mich auf die Auseinandersetzung mit der »Bande der Auserwählten« konzentrieren sollte.
Zwanzig Gegner!
Und wir waren nur vier!
Ein verdammt schlechtes Kräfteverhältnis. Nach Adam Riese kamen auf jeden von uns fünf Sektierer. Wie sollten wir das schaffen?
Pater Severin kam mir vor wie ein Zirkusreiter, der ein schwieriges Kunststück vorführen wollte. Er hielt die Zügel seines Pferdes nicht mehr. Sie lagen auf dem Hals des Tiers. Severin lenkte es mit kräftigen Schenkeldrucken und trieb es mit den Hacken an. Er schrie auch, damit das Pferd noch schneller lief.
Und er hielt seinen Kampfstock mit beiden Händen fest. Waagrecht hielt der Priester den Stock vor seinem Körper, und als er durch die gegnerischen Reihen preschte, stieß er zwei Reiter aus dem Sattel.
Sie kippten hintüber von den Pferden. Pater Severin griff nach den Zügeln, ließ sein Pferd hochsteigen und wenden, und dann knüppelte er die beiden pferdlosen Sektierer nieder, bevor sie ihm mit ihren Waffen gefährlich werden konnten.
Achtzehn Gegner!
Mr. Silver bewies, daß er vorhin den Mund nicht ganz so voll genommen hatte. Er legte sich gleich mit neun Feinden an. Seine Molekularstruktur hatte sich verändert. Er bestand jetzt aus purem Silber, und auf dieses Metall konnten die Feinde einschlagen und einstechen, wie sie wollten. Sie schafften es nicht, den Ex-Dämon zu verletzen.
Und sie bekamen die Kraft des Höllenschwerts zu spüren. Es hatte den Anschein, als würde die Klinge von innen heraus leuchten. Das Schwert hatte einen Namen. Leider kannten wir ihn nicht. Es hieß, daß derjenige sich das Höllenschwert vollkommen Untertan machen konnte, der seinen Namen wußte. Wir hatten schon einiges unternommen, um dieses Geheimnis zu lüften, und es war uns auch schon gelungen, ein paar Puzzleteilchen zusammenzusetzen, doch sie reichten noch nicht aus, um dieses große Rätsel zu lösen.
Das Höllenschwert hieb Lanzen entzwei und zertrümmerte Schwertklingen, und während sich Mr. Silver mit neun Feinden schlug, blieben nur noch neun weitere für uns. Das sah schon besser aus.
Drei für jeden!
Aber wir brauchten einen Blitzsieg, denn der Höllensturm saß uns wie eine Faust im Nacken. Ich wehrte die Angriffe zweier Darganesen ab, schaltete sie aus und trieb mein nervöses Tier zu Scarpatt hinüber, der von vier Feinden stark in die Defensive gedrängt wurde. Ich zwang zwei Kerle, sich mit mir zu befassen und ließ ihnen keine Chance. Vielleicht hört sich das so an, als wäre ich um soviel besser gewesen als diese Schattenwesen, doch das stimmte nicht. Ich hatte nur im richtigen Augenblick mehr Glück als sie. Glück gehört in solchen erbitterten Kämpfen immer dazu. Wer das bestreitet, macht sich selbst etwas vor.
Scarpatt und Pater Severin rückten zusammen, und als sie von Mr. Silver Unterstützung bekamen, beteiligte ich mich nicht weiter am Kampf.
Einer von uns mußte sich um die Gezeichneten kümmern.
Der Höllensturm war schon so nahe, daß mir sein unheimliches Heulen und Brausen in den Ohren dröhnte. Eine hohe, breite Säule schraubte sich heran, fräste sich durch die Teufelswüste. Wenn sie die Kreuze erreicht hatte, konnte niemand mehr die Gezeichneten retten.
Ich brüllte lauter als der Sturm, trieb mein Tier zu größter Eile an. Es war ein Wettlauf mit der Zeit, ein Wettrennen mit dem Wirbelsturm, der die ersten Kreuze schon fast erreicht hatte.
Mein Gott, wie soll ich das noch schaffen? durchzuckte es mich. Der Höllensturm schien den Wüstenboden aufzuwühlen, aufzureißen. Der grüne Sand stieg kilometerhoch empor. Ein gewaltiges, furchterregendes Schauspiel war das, eine beeindruckende Machtdemonstration des puppenköpfigen Dämons.
Alcarrax zeigte, wozu er fähig war, und es war wirklich beängstigend. Ich begriff, daß ich keinesfalls alle Opfer
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