0830 - Das Vampirloch
ist Gesetz, daran muß sich jeder Wirt halten. So war ich zuversichtlich, von den zuständigen Stellen die nötigen Auskünfte zu bekommen.
Nur irrte ich mich diesmal.
Niemand war da, der mir eine Information geben konnte. Ich saß da ziemlich auf dem Trockenen.
Von einem Lokal mit dem Namen Vampirloch war den zuständigen Behörden nichts bekannt.
Das machte uns beide schon nachdenklich. »Was sagst du dazu?« fragte Suko.
Ich hob die Schultern. »Verlange keine exakte Antwort. Da kann ich nur spekulieren.«
»Dann tu das.«
»Gut. Wer immer sich da festgesetzt hat, er will wahrscheinlich nur absahnen.«
»Kohle oder Blut?«
»Du wirst lachen, ich tippe auf das letztere.«
»Ich auch.« Suko nickte. »Fazit: Das Ding wird eröffnet, bleibt vielleicht einige Tage bestehen, dann ist ein gewisser Bedarf nach Blut gedeckt. Sehe ich das richtig?«
»Kein Widerspruch.«
Mein Freund stand auf. »Was hältst du davon, wenn wir einfach mal hinfahren?«
Ich grinste hart. »Sehr viel, mein Lieber, sehr viel…«
***
Nach dem Anruf hatte Glenda Perkins die Telefonzelle mit unsicheren Schritten verlassen. Sie war sehr bleich geworden, sie fühlte sich nicht gut, sie kam sich vor wie eine Puppe, die nur durch eine Mechanik in Bewegung gehalten wurde, aber nicht durch den eigenen Willen. Alles in ihr hatte sich verändert, und sie dachte immer nur an das eine, an Blut!
Der Geruch und der Geschmack wollten einfach nicht verschwinden. Nicht, daß sie darauf erpicht gewesen wäre, ihre Zähne in den Hals eines anderen Menschen zu schlagen, um dessen Blut zu trinken, nein, bei ihr verhielt es sich ganz anders. Sie wollte einfach dorthin, wohin sie der Blutgeruch führte, an die Quelle des Ganzen, in das Vampirloch, und sie wußte auch, welchen Weg sie zu nehmen hatte.
Mit der U-Bahn mußte sie bis zum Soho Square fahren. Von dort aus würde sie in die kleinen Straßen tauchen und das Ziel finden. Sie würde es wittern.
Nur kurz dachte sie an John Sinclair und auch an Suko. Es war klar, daß die beiden sich Sorgen um sie machten, aber ein schlechtes Gewissen kannte Glenda nicht. Sie hatte sich entschieden, den neuen Weg zu gehen, und sie würde glücklich werden.
Als Glenda die Stufen der Treppe hinab in die Unterwelt stieg, hielt sie sich am Handlauf fest. Der düstere Bahnsteig kam ihr wie eine fremde Welt vor, in der sie sich nicht unwohl fühlte. Glenda wußte genau, daß hier das erste Ziel lag, die Station, die sie zum endgültigen Ziel bringen würde.
Sie wartete auf die Bahn.
Ob sie beobachtet wurde, ob ihr Aussehen auffiel, wußte sie nicht. Es interessierte sie auch nicht, denn um diese Jahreszeit waren viele Menschen blaß und bleich.
Glenda wartete auf den Zug. Sie stand am Bahnsteig und bewegte ihren. Mund. Sie hatte den Eindruck, das Blut kauen zu können, obwohl es nur der Geschmack war, der sich hinter ihren Lippen verdichtet hatte. Ihre Blicke waren leer, als sie gegen die Schienen schaute, aber sie merkte auch, daß jemand neben sie getreten war und sie anschaute. Zuerst zwang sie sich, nach vorn zu schauen, aber die Blicke des anderen brannten auf ihrem Körper. Irgendwann konnte Glenda nicht anders, sie mußte einfach den Kopf drehen.
Neben ihr stand ein Mann. Er sah gut aus, war hochgewachsen, hatte dichtes Haar, ein markantes Gesicht, und so etwas wie ein wissendes Lächeln lag auf seinen Lippen. Glenda schaute ihn an.
Er nickte.
Sie hob nur die Schultern.
Dann rauschte der Zug heran. Die lange Wagenschlange kam ruckweise zum Stehen. Nichts war sauber. Irgendwelche »Künstler« hatten die Außenseiten mit Parolen besprüht oder fratzenhafte Zeichnungen hinterlassen. Glenda sah sie und sah sie trotzdem nicht. Die Umgebung war für sie völlig uninteressant geworden.
Die Wagen öffneten ihre viereckigen Mäuler. Menschen strömten aus den Eingängen, waren selbst in Gedanken vertieft, achteten nicht auf diejenigen, die auf dem Bahnsteig standen und warteten.
Zweimal wurde Glenda angerempelt, sie nahm es hin und gehörte zu den ersten, die einen Wagen betraten.
Sie ging nicht weiter in die Mitte hinein, sondern blieb nahe der Tür stehen.
Die Augen hielt sie halb geschlossen. Sie wollte die Umgebung zunächst nicht sehen, denn in den letzten Sekunden war der Drang wieder stärker geworden.
Blut, nur Blut!
Sie hatte sich starr hingestellt. Über ihr schwebte eine große Blutwolke. Sie war von ihr eingehüllt worden, sie konnte diese Wolke leider nur nicht sehen.
Glenda spürte den
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