Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0830 - Das Vampirloch

0830 - Das Vampirloch

Titel: 0830 - Das Vampirloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Vampirloch zu betreten. Es war ein Lokal, einer dieser neuen Treffs in Soho. Dieser Stadtteil hatte sein altes Bild längst abgelegt. Er war zu einem Areal der Feinschmecker geworden. Fast täglich wurden neue Lokale eröffnet, in denen man sehr gut essen konnte.
    Kolonialküche war der Renner, aber nirgendwo wurde mit Blut gekocht.
    Das Vampirloch mußte etwas anderes sein. Eine Disco, eine Bar vielleicht, sehr ungewöhnlich, und Glenda Perkins, die am Fenster stehengeblieben war, aber nicht durch das Glas schaute, sondern auf den Zettel, nickte plötzlich. Ein Zeichen, daß sie sich entschlossen hatte.
    Sie starrte auf den Reklamezettel. Der Hintergrund kam ihr nicht mehr so glatt vor. Sie hatte den Eindruck, als wäre er in Wellen gemalt worden, die dann trockneten.
    Für einen Moment schloß Glenda die Augen. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf den Geruch, den sie jetzt anders aufnahm als Minuten zuvor.
    Sie empfand ihn als anregend. Er erweckte keinen Ekel mehr in ihr. Er war einfach da, er hatte sie eingefangen, und sie vergaß ihren eigentlichen Job.
    Sie hätte längst in der U-Bahn und zum Dienst fahren müssen, das aber tat sie nicht. Auch weiterhin blieb sie in der Küche stehen, hielt die Augen geschlossen und beschäftigte sich dabei mit den eigenen Gedanken, die eigentlich nur ein Ziel kannten.
    Es war das Vampirloch!
    Ob Restaurant, ob Disco, es spielte bei ihr keine Rolle mehr. Es konnte auch ein gewaltiges Grab sein, das sie lockte, jedenfalls war es kein Hindernis. Sie würde hingehen, sie würde sich hineindrängen lassen, und sie würde alles tun, um dort mitzumischen. Ein Lächeln klebte auf ihren Lippen, als sie sich umdrehte, auf den Küchentisch zuging und neben ihm stehenblieb.
    Sehr behutsam legte sie das Blatt auf den Tisch, bevor sie damit begann, das Geschirr wegzuräumen. Sie bewegte sich wie immer, doch auf dem Gesicht blieb das seltsame Lächeln der Vorfreude, denn nichts, aber auch gar nichts würde sie von ihrem Plan abbringen können. Daß sie ins Büro hätte fahren müssen, war plötzlich uninteressant geworden, sie interessierte einzig und allein die Zukunft, und die begann am heutigen Abend. Da wollte sie dem Vampirloch einen Besuch abstatten.
    Auf dem Küchentisch blieb nur die Zeitung mit dem Reklameblatt zurück. Die Zeitung interessierte sie nicht. Sie faltete sie zusammen und steckte sie in einen Papierkorb. Bei dem Reklamezettel war es etwas anderes. Ihn faßte sie so behutsam an, als wäre er ungemein wertvoll und Glenda gab auch acht beim Knicken. Auf keinen Fall wollte sie etwas beschädigen.
    Da passierte es.
    Plötzlich spürte sie die Feuchtigkeit zwischen Zeigefinger und Daumen. Im ersten Augenblick dachte sie an dicken Speichel, aber das konnte es nicht sein, denn sie hatte ihre Finger damit nicht befeuchtet.
    Also konnte es nur…
    Ihre Gedanken brachen ab, als sie die Hand angehoben hatte und ihre Fingerkuppe betrachtete.
    Sie war rot geworden!
    Blutrot…
    Glenda blieb unbeweglich stehen. Sie tat im ersten Moment nichts und sah aus, als wäre sie kein Mensch. Dann aber schaute sie auf ihre Finger, und plötzlich leuchteten die Augen. Es steckte der Ausdruck der Freude darin. Sie öffnete den Mund und holte tief Atem. Dabei empfand sie es als eine Herausforderung, endlich das zu sehen, wonach sie sich so sehnte. Das Blut, das flüssige Blut, das auf dem Zettel als wolkiger Hintergrund aufgemalt worden war.
    Ein herrliches Blut.
    Es lockte sie, es sorgte dafür, daß sie immer mehr in seinen Bann geriet, und als sie die Hand zu den Lippen führte, da streckte sie schon die Zungenspitze durch den Spalt. Im nächsten Augenblick leckte sie zuerst die Kuppe des Daumens ab und anschließend die ihres Zeigefingers. Nun spürte sie unwahrscheinlich intensiv den Geschmack auf der Zunge.
    Sie genoß ihn.
    Alles andere war für Glenda vorbei.
    Es gab keinen Ekel mehr oder keine gesunde Antipathie, die sie dem Blut entgegengebracht hätte.
    Nur dieser köstliche Geschmack zählte für sie.
    Sehr schnell waren die Kuppen wieder blankgeleckt. Danach blickte sie auf das Papier. Auf der dünnen Knickstelle hatten sich einige Perlen abgesetzt. Blutperlen, die im Licht der Küchenlampe einen helleren Schimmer auf der Oberfläche bekommen hatten.
    Sie beugte sich vor und leckte einmal darüber hinweg. Das Blut sammelte sich an den Lippen, es schmeckte herrlich. Glenda schmatzte regelrecht.
    Es war für sie eine völlig neue Erfahrung, es war einfach wunderbar, ein Genuß,

Weitere Kostenlose Bücher