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0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beiden Leichen waren ebenfalls verschwunden!
    ***
    Am Tag hatte der Friedhof seinen nächtlichen Schrecken verloren, er lag in einer dumpfen, grauen Starre, allerdings war etwas geblieben: die Kälte.
    Diesmal hatten wir den Rover günstiger geparkt. Lange laufen wollten wir nicht mehr.
    Selbst die treuesten Grabbesucher hatten bei diesem Wetter etwas anderes vor. Wir waren völlig allein, sahen die wie mit Mehl bestäubten Sträucher und Büsche und hörten, wie bei jedem Schritt unter unseren Schuhen Eiskristalle knirschten.
    Man hätte diesen Tag auch als einen schönen Wintertag bezeichnen können, denn es wehte kaum Wind. Sein Hinzukommen hätte sicherlich für eine gewisse Ungemütlichkeit gesorgt, wir hatten es eben nur mit der Kälte zu tun.
    Die Kollegen hatten gute Arbeit geleistet. Der Sarg war wieder in das offene Grab zurückgestellt worden. Man hatte es nicht zugeschaufelt. Nach wie vor flankierten die Erdhügel die makabre Stätte, und der Lehm hatte mal eine körnige und mal eine glatte Eisschicht bekommen.
    Sie unterschied sich kaum von der, die genau dort lag, wo der Ghoul gestorben war. Ich trat mit der Sohle darauf und lauschte dem leisen Knistern nach.
    Suko stand mir gegenüber. Sein Blick fiel in das Grab und auf den Sarg.
    »Selbst die Totenkiste sieht verfroren aus. Kannst du mir sagen, was wir eigentlich hier sollen?«
    »Frieren Ghouls auch ein?« fragte ich.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Es kann doch sein, daß der eine oder andere noch hier erscheint. Da will ich sichergehen.«
    »Dann mußt du auch nach Gängen suchen.«
    »Das versuche ich.«
    Suko hielt mich nicht auf, als ich in das Grab kletterte. Der Sargdeckel war stark genug, um mein Gewicht tragen zu können. Er bog sich kaum durch, als ich meinen Standplatz gefunden hatte.
    Suko sah mir von oben her zu. Sein Gesicht zeigte ein schiefes Grinsen, und ich klemmte mich in die Lücke zwischen Sarg und Grabwand. Es war hell genug, um sie untersuchen zu können. Lange brauchte ich nicht nachzusehen, denn sehr bald schon hatte ich das schmale Loch entdeckt. Es war der Eingang zum Tunnel.
    Ich trat mit dem Fuß dagegen. Widerstand gab es kaum. An den Rändern bröckelte noch die harte Erde ab, und ich hatte eine Öffnung geschaffen, in die ich hineinleuchten konnte. Die kleine Lampe sorgte für die entsprechende Menge Licht, wobei ich davon ausging, den einen oder anderen Ghoul auf diese Art und Weise zu locken.
    Die Chancen standen gering. Kein Leichenfresser näherte sich, angelockt vom Geruch eines Menschen. Es hatte keinen Sinn, hier stehenzubleiben und irgendwann festzufrieren. Ich kletterte wieder hoch und hob die Schultern.
    »War das alles?« fragte Suko.
    »Für den Moment schon.«
    »Herrlich. Was kommt danach?«
    »Keine Ahnung. Ich hoffe nur, daß die andere Seite den gleichen Gedanken gehabt hat wie wir.«
    »Diese Japaner.«
    »Ja.«
    »Und wovon träumst du in der Nacht?« Suko tippte an seine Stirn. »Die werden doch nicht so dumm sein, hier nachschauen zu wollen, ob noch alles okay ist?«
    »Das weiß ich eben nicht. Wir müssen doch davon ausgehen, daß sie die Leiche stehlen wollten.«
    »Stimmt.«
    »Und die fehlt ihnen jetzt.«
    Ich biß bei Suko auf Granit. »Dann werden sie sich eben woanders bedienen.«
    »Meinst du, daß das so leicht ist?«
    »Für den Normalsterblichen nicht, für Profis schon. Die wissen, wo sie suchen müssen.«
    Ich winkte ab. »Nein, man hat sich eben hier auf diesen Friedhof verlassen, und ich bin davon überzeugt, daß sie ihn auch weiterhin besuchen werden.«
    »Gehen wir mal davon aus, du hast recht, John. Ich an deren Stelle würde dann nicht am Tage erscheinen, sondern die Dunkelheit abwarten. Oder siehst du das anders?«
    »Im Prinzip nicht.«
    »Und warum stehen wir dann hier?«
    »Das kann ich dir auch sagen, Suko. Ich konnte einfach den verdammten Mief im Büro nicht mehr ertragen. Da habe ich durchgedreht, zudem ging mir dieser Frederic Mason auf die Nerven. Der hat uns eiskalt unsere Grenzen aufgezeigt.«
    »So sind die Gesetze.«
    »Ich weiß.« Prinzipiell ärgerte ich mich über mich selbst. Aber was sollte ich tun? Ich konnte einfach nicht in meinem Büro sitzen und Däumchen drehen. Über Mason kamen wir nicht weiter.
    Soonie, der Informant, war tot. In der letzten Nacht hatten drei Männer versucht, eine Leiche zu stehlen. Dabei war ein Ghoul erschienen. Ich konnte mir ganz entfernt vorstellen, daß die drei Japaner irgendwie mit den Ghouls zusammenarbeiteten, obwohl ich

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