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0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht wußte, wie sie dies anstellen sollten, denn eigentlich nahmen die Männer den Leichenfressern ja die Beute, die sie für bestimmte Zwecke benötigten.
    Genau da stand ich wieder mit meinen Überlegungen am Anfang. Wer konnte mit Leichen etwas anfangen?
    Sukos Zischen riß mich aus meinen Gedanken, dann hörte ich seine Stimme, und in ihr vibrierte eine starke Spannung mit. »Es wird am besten sein, wenn du bewegungslos stehen bleibst, John.«
    »Warum?«
    »Wir werden beobachtet.«
    Ich holte durch die Nase Luft. Die Kälte schlich über die Schleimhäute.
    »Kannst du denn erkennen, wer es ist?« flüsterte ich.
    »Nein.«
    »Und wo steckt die Person?«
    »Links von uns. Genau da, wo die Gräber aufhören. In der Buschgruppe hockt eine Person und hält uns unter Kontrolle.«
    Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. »Demnach war meine Idee, hierherzukommen, doch nicht so schlecht - oder?«
    »Abwarten.«
    Natürlich blieb ich nicht auf der Stelle stehen, sondern ging einige Schritte vor. Es fiel mir schwer, mich normal zu bewegen, denn immer wieder dachte ich daran, daß mich jemand genau beobachtete. Da verhielt man sich eben nicht so locker wie sonst.
    Als ich am Kopfende des Grabs stand, schaute ich Suko an. »Hast du schon einen Plan? Wir müssen etwas tun, denn freiwillig wird der Beobachter kaum hier erscheinen.«
    Mein Freund glättete das verfroren wirkende Gesicht mit einem Lächeln. »Was hältst du davon, wenn wir den Spieß einfach umdrehen?«
    »Sehr gut. Und wie?«
    »Wir verschwinden, bleiben aber in Sichtweite und gehen selbst in Deckung. Wir könnten dann das Grab unter Kontrolle halten und zugreifen, wenn es nötig ist.«
    »Ist in Ordnung.«
    Beide spielten wir dem heimlichen Beobachter etwas vor und taten so, als wären wir ratlos. Ich deutete mit einer knappen Geste in Richtung Ausgang, was mein Freund Suko mit einem knappen Nicken quittierte. Hoffentlich waren die Bewegungen auch von dieser anderen Person gut gesehen worden.
    Dann gingen wir.
    Nicht schnell, nicht langsam, normal, und wir brauchten nicht erst großartig zu schauspielern, um unsere Verlegenheit zu zeigen. Nichts hatten wir gefunden.
    Suko flüsterte mir noch zu, wo sich der Beobachter befand. Ich konnte hinschauen, ohne aufzufallen.
    Die Gestrüppreihe hatte die meisten ihrer Blätter verloren. Nur mehr kahle Zweige reihten sich dicht an dicht. Dazwischen waren Lücken zu sehen, und ich entdeckte ebenfalls den hockenden Körper eines Menschen. Er war dick vermummt, die Kleidung ließ nicht darauf schließen, ob es sich bei ihr um einen Mann oder eine Frau handelte. Der Weg führte uns von der relativ freien Fläche weg in das Gebiet, wo die Bäume hochwuchsen und jenseits des Astwerks den Himmel sahen, der als graue Fläche über der Stadt lag.
    Die Rinde der meisten Bäume war vereist. Wichtig für uns waren die dicken Stämme. Sonst beschützten sie die Gräber, heute aber gaben sie uns Deckung.
    Wir hatten den Platz gut gewählt. Der heimliche Beobachter mußte einfach annehmen, daß wir verschwunden waren. Wir aber konnten uns auf das Grab konzentrieren, vor dem wir uns vor einigen Minuten noch aufgehalten hatten.
    Wir warteten ab.
    Ich hatte kalte Füße bekommen, bewegte sie und kam mir selbst wie ein Eisklumpen vor. Die nahe Rinde atmete einen kalten Hauch aus, der gegen mein Gesicht fuhr. Mit der Innenfläche der Handschuhe rieb ich über die Wangen, um die Blutzirkulation wieder auf Vordermann zu bringen.
    Suko stand links von mir. Er hatte sich leicht mit dem Rücken gegen den Stamm gelehnt und beobachtete mit scharfen Blicken das Areal, das wir verlassen hatten.
    »Tut sich was?« fragte ich.
    »Nein, nichts.«
    »Wie lange willst du hier stehen?«
    »John, sei nicht nervös. Die Person hat etwas vor. Die hockt doch nicht grundlos bei dieser Kälte herum und glotzt sich die Augen aus dem Kopf. Sie wird schon auftauchen.«
    »Dann bitte bald. Ich brauche einen Glühwein.«
    »Wie herrlich menschlich du bist.«
    »Danke. Was bleibt mir auch anderes übrig bei all den Toten unter mir? Da muß man ja menschlich sein.«
    »Es geht los!«
    Sukos Stimme hatte an Spannung gewonnen, und plötzlich war auch mir nicht mehr kalt. Ich hatte mir die andere Seite des Stamms ausgesucht und schaute den Weg zurück, den wir gekommen waren. Dabei mußte ich meinem Freund recht geben.
    Hinter diesen Büschen hatte sich jemand gelöst. Eine kleine Gestalt, die auch deshalb so zwergenhaft wirkte, weil sie gebückt ging. Sie

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