0831 - Wurzel des Bösen
diskret im Hintergrund, doch Brik wusste sofort, dass er es war, den sein empathischer Sinn im nahen Wald geortet hatte. Und Simons Sinn schlug nur an, wenn es sich um Schwarzmagische handelte. Eine knappe Handbewegung Zamorras und ein kaum erkennbares Kopfschütteln hatten jedoch gereicht, um Simon zum Schweigen zu veranlassen. Zamorra würde schon wissen, mit wem - oder mit was - er sich letztendlich umgab.
Jens Onur hatte eine recht unbequeme Nacht hinter sich gebracht, denn er hatte sich mit seinen Kollegen nicht von der Stelle gerührt. Also hatte er allerhöchstens zwei oder drei Stunden Schlaf bekommen, die er sich sitzend in einem Sessel gegönnt hatte. Die Tallmanns waren freundliche Leute, doch diese Freundlichkeit wollte er nicht strapazieren. Es ging auch einmal ohne weiches Bett.
»Okay, ich habe nichts dagegen, wenn Sie sich den Fundort ansehen, Professor. Bitte mir zu folgen.« Als er an dem stillen Typ im hellen, viel zu großen Mantel vorbeiging, konnte er sich eine Bemerkung nicht verkneifen.
»Und Sie sind der Parapsychologenassistent? Müssen die alle so schweigsam sein?«
Zamorra reagierte schnell. »Mein Kollege hier ist der deutschen Sprache nicht so mächtig wie ich. Er kommt aus… Rumänien. Kollegialer Austausch sozusagen.«
Onur nickte nur. Das sollte ihm auch egal sein…
Niemand hinderte die Gruppe daran, das Zelt zu betreten. Onurs Anwesenheit reichte da vollkommen aus. Zamorra trat nah an die Grube heran und ging davor auf die Knie. Er hatte Tina Simon nie kennen gelernt, doch er kannte Fotos, die Brik ihm und Nicole einmal gezeigt hatte. Die Frau vor ihm war mumifiziert, trug keinen Fetzen Kleidung am Körper. Doch das Gesicht wies eine frappierende Ähnlichkeit zu besagten Fotos auf.
Laertes hockte sich dicht neben den Professor. Leise flüsterte er ihm zu: »Wenn ich vorhin richtig verstanden habe, glaubt man hier, dies sei die Frau von Simon?«
Zamorra nickte. »Und das kann ihn Kopf und Kragen kosten… Man wird ihn des Mordes bezichtigen.«
»Unfug!«
Der Parapsychologe blickte überrascht zu Dalius.
Der Vampir schüttelte energisch den Kopf. »Diese Wesen dort sind älter als eure Zeitrechnung! Wie könnte eines davon seine Frau sein?«
Zamorra warf einen Blick auf den Kommissar, dem man deutlich ansah, dass er die leise Unterhaltung nur zu gerne besser verstanden hätte. Doch das gelang ihm einfach nicht. Dennoch griff Zamorra zu einem Trick aus der Sicherheitskiste. Er wechselte in die lateinische Sprache, die Laertes ebenfalls perfekt beherrschte Von diesem Augenblick an klang das Gespräch der beiden in Onurs Ohren wie Fachchinesisch…
»Bist du dir da ganz sicher? Aber wie kann das sein? Sie ist Simons Frau wie aus dem Gesicht geschnitten?«
Laertes zögerte kurz. »Ich kann nur mutmaßen, aber ich glaube, sie ist -war - die Wächterin der weißen Stadt, die einst hier gestanden hat. Viel mehr als du weiß auch ich nicht über diese Städte, doch sie erscheinen auch an Orten, die eher unlogisch erscheinen.« Laertes wollte die Überreste des geflügelten Wesens berühren, doch ein lautes Räuspern von Onur hielt ihn davon ab.
»Denk an die Schwefelklüfte. Die Stadt braucht Seelen, um zu wachsen. Doch in den sieben Kreisen der Hölle konnte sie kaum damit rechnen, ihr Futter zu bekommen. Also hat sie sich hier auf der Erde bedient - denn die ist schließlich nur einen winzigen Schritt von dieser Dimension entfernt. Die weiße Stadt, die damals hier entstanden ist, dürfte da mehr Probleme bekommen haben.«
Zamorra unterbrach Laertes. »Weil sie nicht ausreichend Menschenseelen finden konnte. Ja, das könnte stimmen. Wenn es tatsächlich mehrere Jahrtausende her ist… du glaubst, sie…«
Laertes beendete den Satz. »Ist regelrecht verhungert. Ich habe es in der Vision gesehen, wie die Ruinen vom Wald gefressen wurden. Doch man ließ eine Wächterin hier zurück. Eine Wächterin - und ihren Gefährten.« Der Vampir deutete auf das Flügelwesen. »Sie sind gemeinsam hier gestorben. Und für mich sieht es so aus, als wenn sie das genau so gewollt haben.«
Der Professor nickte. Es sah tatsächlich so aus, als würde das Flügelwesen die Frau zärtlich umarmen. »Aber Briks Frau…«
Brik Simon kniete sich in diesem Moment neben die beiden. »Ich verstehe und spreche Latein wie meine Muttersprache. Euer Trick zieht bei mir also nicht. Mein Gott, wenn das also nicht Tina ist, warum sieht die Mumie dann wie ihr eineiiger Zwilling aus? Zamorra, ich bin völlig
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