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0831 - Wurzel des Bösen

0831 - Wurzel des Bösen

Titel: 0831 - Wurzel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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stehen, und er konnte nichts daran ändern. Nichts, außer abzuwarten, bis die Tortur abebbte.
    Laertes stand schweigend einige Schritte hinter dem Franzosen. Sein Blick war in Richtung des Kirchturms gerichtet, der zwischen den dicht stehenden Bäumen zu erkennen war. Die Sonne war bereits aufgegangen. Doch auch das konnte Zamorra keinerlei romantische Stimmung vermitteln. Wesentlich angenehmer empfand er die Tatsache, dass nach und nach jede einzelne der Schmerzfackeln in ihm erlosch.
    Endlich konnte er wieder klar denken, problemlos auf den eigenen Beinen stehen.
    Überrascht bemerkte er, was Laertes da hinter ihm trieb. Der hagere Vampir zog ein Bündel unter seinem Umhang hervor, das Zamorra bisher nicht bemerkt hatte. Mit wenigen Handbewegungen nestelte Dalius einen hellen Trenchcoat daraus hervor, den er statt seines Capes anzog.
    »Chic.« Zamorra konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen - und versuchte es auch erst überhaupt nicht.
    Laertes sah ihn ernst an. »Oft reichen schon Kleinigkeiten aus, die man verändern muss. Und schon wird man nicht mehr erkannt. Die beiden Beamten haben mich nur kurz im Lichtschein gesehen.« Geschickt fasste er seine Haarpracht und band sie mit einem Lederriemchen im Nacken zusammen.
    Zamorra musste zugeben, dass Laertes’ Theorie etwas für sich hatte. »Und wenn du nun noch freundlich und nichts sagend lächelst?«
    Der unverständliche Ausdruck auf dem Gesicht des Blutsaugers brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. »Schon gut, letzte Bemerkung bitte streichen. Der Onkel hat es nicht so gemeint.«
    Langsam gingen sie auf den Waldrand zu, der direkt an einer Straße mündete, die nach Nassen führte. Länger als zehn Minuten würde der Fußmarsch nicht dauern. Zamorra beobachtete Laertes aus den Augenwinkeln.
    »Eine Sache ist mir allerdings extrem unklar.« Als der Vampir nicht reagierte, fuhr Zamorra fort. »Welche Intention könntest du haben, welches Interesse daran, dass diese Welt nicht unter dem Moloch einer weißen Stadt leiden muss? Was liegt dir an der Erde? Du bist ein Blutsauger, stammst ursprünglich aus einem stolzen und friedfertigen Volk, das irgendwo in einer fernen Galaxie beheimatet lebt… oder gelebt hat. Du bist ein Migrant, vielleicht auch nur ein Wanderer, der von Sarkana gezwungen wurde, in dieser Dimension zu bleiben. Müsstest du diese Welt nicht eigentlich hassen?« Mit einer echten Antwort rechnete der Parapsychologe nicht.
    Doch er bekam sie. »Das habe ich. Ich habe die Erde gehasst, ich habe die Hölle gehasst. Mir war immer klar, dass ich weder in die eine, noch in die andere Welt gehöre. Aber erst nachdem ich mit dir einen großen Teil meiner früheren Vergangenheit erkundet habe, wurde mir plötzlich klar, dass es hier noch etwas gibt, das ich finden muss. Hier, oder auf dem Weg, den ich hierher genommen habe. Irgendwo dazwischen habe ich etwas verloren, Zamorra. Einen wichtigen Teil von mir. Ich kann mich nur nicht daran erinnern. Aber ich bin mir ganz sicher, dass ich den Hinweis darauf auf der Erde suchen muss.«
    Laertes war stehen gebheben, sah den Professor direkt an. »Und wenn eine weiße Stadt diesen Planeten überwuchert, dann wird sie diesen Hinweis vielleicht für immer unter sich begraben. Reicht dir das als Grund? Ich bin ein Vampir, einer aus dem Volk der Nacht -auch wenn mir eure Sonne nicht viel anhaben kann. Selbst wenn ich den Weg in meine wahre Heimat einmal finden sollte, so bleibe ich dennoch ein Blutsauger. Auch das ist ein Grund. Ich will den Nachtkindern einen besseren, einen friedlicheren Status quo ermöglichen. Auch das kann ich nicht auf einer unterjochten Erde erreichen. Und nun lass uns gehen. Am besten, du übernimmst erst einmal das Reden. Ich halte mich im Hintergrund.«
    Zamorra ging schweigsam neben dem Dunklen her.
    Irgendwo dazwischen habe ich etwas verloren, Zamorra. Einen wichtigen Teil von mir…
    Es war dieser Satz, der dem Franzosen nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte…
    ***
    »Ein Parapsychologe also.« Der Kommissar blickte von Zamorra auf Laertes, dann zu Brik Simon. »Ich hätte ja für einen Anwalt plädiert. Aber das müssen Sie für sich entscheiden.«
    Der Engländer hatte sich nicht darüber gewundert, dass Professor Zamorra nich einmal zwei Stunden nach seinem Hilferuf bereits hier in Nassen aufgetaucht war. Er wunderte sich schon lange über nichts mehr, was den Franzosen betraf. Verblüfft und erschreckt hatte ihn jedoch Zamorras Begleiter. Der dürre Kerl hielt sich

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