0831 - Wurzel des Bösen
finden.
Irgendwie…
Es hatte nicht sehr lange gedauert, bis die einstige Königin ihren Irrtum eingestehen musste. Ein Dasein, das sich einzig und allein darauf beschränkte, ihren Roten Durst zu stillen, musste sie über kurz oder lang um den-Verstand bringen. Sabeth war im Begriff gewesen, sich selbst aufzugeben.
Irgendwann war sie aus einer ihrer stets länger andauernden Dämmerphasen hochgeschreckt. Mit untergeschlagenen Beinen hockte ein schwarz Gekleideter ihr direkt gegenüber und sah sie nachdenklich an. Laertes hatte sie gesucht und gefunden.
»Jeder noch so plump durch den Urwald stampfende Vampirtöter hätte dich spielend erlegen können«, erklärte er. »Du hättest es nicht einmal bemerkt, wenn man dir den Holzpflock ins Herz getrieben hätte.« Als Sabeth ihm nicht antwortete, setzte Laertes hinzu. »Und wahrscheinlich wäre dir das ja sogar recht gewesen. Aber das lasse ich nicht zu. Du kommst mit mir. Ich habe eine Aufgabe für dich.«
Sabeth hatte keinerlei Gegenwehr geleistet. Alles war besser, als hier zu bleiben - mit den Erinnerungen und der vollkommenen Einsamkeit.
Die Asanbosam wechselte ihre Deckung. Mit schnellem Lauf hetzte sie zu der Felsenformation, die in direkter Linie zum Haupttor der weißen Stadt lag. Wie lange Sabeth nun schon hier als Beobachterin für Laertes im Einsatz war, konnte sie nicht genau sagen. Tage und Nächte - sie waren in den Schwefelklüften bedeutungslos.
»Die Schwarze Familie muss reagieren. Armakath kann nicht unentdeckt geblieben sein - wie groß die Hölle auch immer tatsächlich sein mag.« Laertes hatte Sabeth erklärt, warum er sie bat, hier für ihn die Rolle einer Wächterin zu übernehmen.
»Sie werden kommen. Wahrscheinlich schicken sie zunächst einmal ihre Späher. Wen, das kann ich nicht einmal raten, aber du wirst sie erkennen. Die Dämonensippen sind untereinander spinnefeind, doch einen gemeinsamen Feind werden sie auch gemeinsam bekämpfen, wenn es sein muss. Aber sie sind feige, scheuen jedes Risiko. Hier wird es zu keinem Angriff kommen, ehe man sich nicht sicher ist, möglichst ohne eigene Verluste bleiben zu können. Und wenn sie sich endlich sammeln, muss ich es rechtzeitig wissen.«
Für Sabeth war es eine Aufgabe wie jede andere. Aber es war eine Aufgabe! Und sie nahm sie natürlich an. Lange hatte sie hier vergeblich auf irgendeine Reaktion der Schwarzen Familie gewartet. Fast glaubte sie schon, Laertes’ habe sich geirrt. Doch seine Argumente waren natürlich nicht zu widerlegen. Wenn man Armakath nicht attackierte, dann würde die Stadt irgendwann die gesamte Hölle überwuchern.
Schließlich war sie gekommen, die Reaktion.
Die Ratten hatten eine erstaunliche Größe. Von daher waren sie mit den Nagern auf der Erde kaum vergleichbar. Einige von ihnen hatten den-Versuch gestartet, die Mauer zu erklimmen. Grelle Blitze hatten die gut zwei Fuß hohen Tiere zu feinster Asche zerstäubt. Von da an beließen die Nager es bei dem Zustand des Belagerns.
Ein feines, kaum wahrnehmbares Kribbeln meldete sich in Sabeth’ Nacken. Die dunkle Schönheit wirbelte herum. Nichts… wieder einmal nichts.
Es war nicht das erste Mal, dass sich die Beobachterin beobachtet fühlte. Doch nie hatte sie eine Bestätigung für dieses Gefühl erhalten. Da war niemand. Es sei denn, er war unglaublich schnell, und entzog sich ihren Blicken immer rechtzeitig. Kopfschüttelnd wandte sich Sabeth wieder in Richtung der Stadt.
Sie stand keine zwei Armlängen von Sabeth entfernt!
Die Asanbosam sprang instinktiv einen Schritt zurück. Doch dann verharrte auch sie, denn da war keine Feindseligkeit in der Haltung der Frau. War sie es, die Sabeth gespürt hatte?
Die Frau war groß - und sie war nackt.
Dennoch war kaum ein Fetzen ihrer Haut zu sehen, denn ihr bodenlanges, hellrot leuchtendes Haar hüllte sie wie ein Umhang ein. Sabeth musste zugeben, dass in dem Gesicht ihrer Gegenüber nicht der Hauch eines Makel anhaftete. Fesseln konnten jedoch ihre Augen, deren Pupillen silbrig schimmerten.
Sie lächelt…
Sabeth hatte nicht den Eindruck, dass ihr von der Frau Gefahr drohte.
Deren Stimme war eine perfekte Symbiose aus Gefühl und Kraft, als sie fragte: »Warum beobachtest du Armakath?«
Sabeth überlegte nicht lange. Sie sagte ganz einfach die Wahrheit. »Weil man mich darum bat. Und weil der Stadt große Gefahr droht. Der, der mich bat, will wissen, wenn man sie angreift.«
Die Frau sah Sabeth tief in die Augen. »Ja, so ist es. Schön, dass du
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