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0831 - Wurzel des Bösen

0831 - Wurzel des Bösen

Titel: 0831 - Wurzel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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von ihr ausgegangen? Hatte sie dem Professor zeigen wollen, wie hier einst alles abgelaufen war, nachdem die Stadt in Trümmer zerfallen war?
    Der Parapsychologe ging neben der Mumie in die Hocke. »Das warst nicht du, die ich gesehen habe, richtig? Das war bereits Generationen nach deinem Tod. Deine Urenkelin vielleicht? Oder noch später?«
    Natürlich erhielt er keine direkte Antwort, doch immerhin eine Reaktion -auf die er gehofft hatte.
    Weitere Bilder… schnell in ihrer Abfolge. Beinahe wie ein Film, der nur kurze Impressionen nahe brachte. Schnelle Szenen, die den Ablauf einer kleinen Ewigkeit abspulten. Den Ablauf von Generationen - und immer stand eine Frau in ihrem Zentrum, die ihre Urahnin nicht verleugnen konnte.
    Die Bäuerin - mit gebeugtem Rücken und schmerzverzerrtem Gesicht trieb sie den Ochsen über den Acker - war hochschwanger, doch das scherte niemanden. Die Arbeit musste getan werden.
    Die junge Frau, den Säugling auf den Armen, die man aus dem Dorf jagte. »Sünderin!«, schrien sie ihr nach… Aber sie würde zurückkommen und hier ihr uneheliches Kind großziehen… ihre kleine Tochter. Hier war ihre Heimat - ihre Wurzeln.
    Die junge Lehrerin - hier, in Nassens winziger Dorfschule. Argwöhnisch beäugt von den Alten. Eine Frau? Was konnte die den Kindern schon beibringen?
    Die Ärztin. Nacht um Nacht, Tag für Tag im Schichtdienst der großen Klinik. Ihr Kopf brannte wie Feuer. Zu viel Arbeit… Aber nach dem Tod ihres Mannes musste sie für die Kinder eben alleine sorgen. Nur der Krebs hatte sie schließlich stoppen können, indem er ihr Gehirn zerfraß.
    Die junge Frau, die in England als Volontärin bei einem Verlag ihr Glück suchte - und den Mann ihres Lebens dort traf. Es war das Heimweh, dass sie nach Hause trieb. In das kleine Dorf, in das leer stehende Pfarrhaus. Hier wollten sie glücklich werden. Tina und ihr Mann… Brik Simon.
    Zamorra schrak hoch, als die letzte Impression verging.
    Was er gesehen hatte, bestätigte seine Vermutung. Briks Frau Tina stand am Ende einer langen Kette. Die Nachfahren der ursprünglichen Wächterin hatten diesen Ort nie wirklich verlassen. Etwas hatte sie mit ihm auf das Engste verbunden, dass ihnen selbst wahrscheinlich wie Heimatliebe vorgekommen war. Doch da war viel mehr.
    Zamorras Blick ging erneut zu der Mumie, die wie eine Sphinx zu lächelnd schien. Der Parapsychologe wusste nun, warum der Schacht zu so einer extrem aggressiven Aktivität erwacht war. Ja, im Grunde konnte daran nun kein Zweifel mehr bestehen.
    Unruhig blickte der Professor zu dem provisorisch verschlossenen Schacht. Merlins Stern hatte sein Verhalten nicht geändert. Doch lange konnte es nun nicht mehr dauern, bis es zu einem weiteren Ausbruch kam.
    Wenn Laertes kein Erfolg beschieden war, dann befürchtete Zamorra hier wirklich das Aller schlimmste.
    Ihm blieb nur das Warten und Hoffen…
    ***
    Wie auf ein geheimes Kommando hin stürzten sich die Nager auf ihr Opfer.
    Laertes wurde klar, dass er die Dunkelhäutige nicht mehr unversehrt retten konnte. In diesem Augenblick mussten sich bereits hundert und mehr spitze Zähne in das Fleisch der Vampirin bohren.
    Doch noch immer zögerte der Hagere den rettenden Sprung hinaus. Denn was ihm seine Augen zeigten, das war so unglaublich, dass er zu keiner Bewegung fähig war.
    Die Ratten umspülten Sabeth sofort von allen Seiten und schnitten ihr jede Fluchtmöglichkeit ab. Im nächsten Moment sprangen sie los. Die in vorderster Front wurden von der Masse gedrückt und geschoben, die auch ihren Anteil an der Beute haben wollten.
    Doch nicht eine kam bis zu Sabeth durch!
    Von seinem erhöhten Standpunkt aus konnte Dalius den leuchtenden Kreis sehen, der um die Füße der Frau auf den Felsboden gezeichnet schien.
    Ein Bannkreis?
    Die drängenden Nager schoben immer weiter, drückten die vorderen Angreifer in die Höhe, deren Fell plötzlich zu brennen begann. Das Kreischen der Ratten wurde unerträglich schrill. Sie wollten fliehen, sich auf dem Boden wälzen um den eigenen Pelz zu löschen, doch sie konnten nicht weg - die Mordgier ihrer Artgenossen war zu groß. Binnen Sekunden standen unzählige Tiere in hellen Flammen und gaben das Feuer an die hinteren weiter.
    Es war ein unglaublicher Anblick, der sich Laertes bot. Fast schien es, als würde Sabeth in einer gläsernen Röhre stecken, die sie vor jedem Angriff schützte.
    Endlich begriff das Rattenkollektiv, dass es ratsam war, sich zurückzuziehen. Sabeth schien von alledem

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