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0831 - Wurzel des Bösen

0831 - Wurzel des Bösen

Titel: 0831 - Wurzel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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es hatte den Anschein, dass es mit einem Abbruch vorerst nichts werden konnte.
    Vielleicht lag das jedoch schon bald nicht mehr in seiner Hand - in niemandes Hand! Wenn die Apokalypse Wahrheit werden sollte, die Zamorra gezeichnet hatte, war alles verloren.
    »So in Gedanken, Herr Simon?«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Brik schnellte herum. Er hatte nicht bemerkt, dass jemand von hinten an ihn herangetreten war. Das Herz des Engländers machte einen Satz. Onur… Jens Onur, der Kommissar aus Meschede stand grinsend hinter ihm.
    »Wie…? Zum Teufel, Onur! Wollen sie mich umbringen?« Briks Gedanken rotierten. Was wollte der Beamte noch hier? Und wie war er in das Dorf gekommen? Die drei Zufahrtstraßen waren nach wie vor blockiert. Wenn die Leute aus Nassen etwas machten, dann richtig. Erst morgen in aller Frühe würden sie die Straßen freimachen. Das hatten sie Simon versprochen. Außerdem mussten viele ja zu ihrer Arbeit kommen, und die war nun einmal bei den meisten nicht direkt am Ort zu finden.
    Onur schien Simons Gedanken zu erahnen.
    »Ich bin im Sauerland geboren und aufgewachsen. Okay, ich bin kein Waldläufer, aber wenn ich irgendwohin will, gelange ich auch dorthin. Und zwar ohne bemerkt zu werden. Hübsche Sperren, die ihr da gebaut habt.« Er trat dicht an Brik heran. »Keine Ahnung, was hier läuft, aber es läuft etwas, richtig? Halten Sie mich nicht für dumm.«
    Brik schwitzte Blut und Wasser. Er musste Onur am Betreten des Zeltes hindern. Natürlich lief hier nichts, was vom Gesetz verboten wurde, aber dieser Kommissar war nicht wie die Leute aus Nassen. Die würden selbst die verrücktesten Dinge irgendwie akzeptieren, wenn ihr Tommy sie darum bat - Onur war Staatsdiener.
    Doch der Kommissar verblüffte Brik. »Ich bin hier nicht im Dienst, Simon. Ich bin ein neugieriger Mensch, dem seine türkische Großmutter die wildesten Geschichten erzählt hat, als er auf ihrem Schoss saß. Irgendetwas geschieht hier, das über meinen Verstand geht. Nun los, befriedigen sie meine Neugier. Gehen Sie zur Seite, ich will in das Zelt sehen.«
    Onur machte einen kurzen Bogen um Brik, dem keine passende Erwiderung einfallen wollte.
    Der Kommissar war nur noch zwei Schritte vom Zelteingang entfernt. Da erst reagierte der Engländer - und zwar auf eine Art und Weise, die er von sich einfach noch nicht gekannt hatte. Es war nur ein Ast - nicht sehr dick, aber stark genug, um jemanden damit ordentlich schlafen zu legen.
    Genau das tat Brik Simon. Der Beamte klappte zusammen wie eine Marionette, deren der Puppenspieler überdrüssig geworden war. Simon schloss die Augen. Onur würde sicher bald wieder aufwachen.
    Und was sollte Brik ihm dann erzählen? Oder sollte er sich die Handschellen vorsorglich schon einmal selbst um die Handgelenke legen?
    Wie die Sache hier auch ausgehen mochte - hübsche Gitter vor dem Fenster waren dem Schriftsteller sicher. Wenn ihm jemand anderes diese Story erzählt hätte, Brik hätte an seinem Verstand gezweifelt.
    Für einen kurzen Moment lang glaubte er, Tinas Lachen zu hören. Ja, sie hatte einen äußerst makaberen Humor besessen. Wahrscheinlich hätte sie das alles außerordentlich lustig gefunden…
    ***
    Laertes bekam die Folgen seiner Unvorsichtigkeit zu spüren.
    Feuer, überall zur gleichen Zeit! In seinem Kopf schien eine Lichtbombe zu explodieren, grelle Blitze raubten ihm die Sehfähigkeit. Mit einem Schrei stürzte er zu Boden, rollte sich instinktiv von der Quelle seiner Pein fort.
    Diese Quelle war Sabeth!
    Für Momente kämpfte der Vampir mit einer Ohnmacht, der er einfach nicht unterliegen durfte. Wenn er jetzt den Anschluss zur Hüterin der Wurzel verlor, würde er sie nicht so rasch wiederfinden.
    Armakath war ein steinernes Labyrinth, perfekt dazu geeignet, sich hilflos in ihren Straßen zu verirren. Es waren nicht alleine die Ausmaße der Stadt, nein, viel schlimmer war die Dominanz der Farbe Weiß. Einmal in die falsche Richtung eingebogen, schon war es um jede Orientierung geschehen, denn das Auge hängte sich an Farben, wenn die Formen einander so sehr ähnelten. Es gab natürlich außergewöhnliche Bauten, die man als Orientierungspunkt nutzen konnte, doch die allermeisten Objekte sahen sich verblüffend ähnlich.
    Laertes wusste von Zamorra, dass die Form der einzelnen Gebäude viel mit der Persönlichkeit zu tun hatte, deren Bewusstseinsmuster in ihnen ruhten. Wenn dem so war - und Laertes bezweifelte Zamorras Aussage nicht -, war es um die Seelen wohl oft

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