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0831 - Wurzel des Bösen

0831 - Wurzel des Bösen

Titel: 0831 - Wurzel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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ahnte? Egal. Wenn es so war, konnte sie nun nichts mehr daran ändern. Sie musste sich ernähren, musste die rote Gier befriedigen. Das war jedoch innerhalb von Armakaths Mauern unmöglich. Sie erinnerte sich an die Worte der Wächterin - die Stadt konnte sie nun nicht mehr gehen lassen. Sie würde es müssen, sonst war Sabeths Ende absehbar.
    Sie würde verdursten, vergehen wie ein welkes Blatt im späten Herbst.
    Es kam also auf einen Versuch an. Sabeth entfernte sich von der Wurzel. Und was war, wenn sie die in dem Gewirr von Armakaths Straßen nicht wieder finden konnte?
    Sabeth schwirrte der Kopf. Die Fragen würden sich allesamt nur beantworten lassen, wenn sie nun nicht in Lethargie verfiel. Also gab es kein Zurück.
    Als sie die Stadtmauer erreichte, hörte sie das Konzert der Ratten, und es war kaum zu ertragen. Mit einem Satz sprang sie auf die Mauerkrone. Der Rattengürtel, der sich eng um die Stadt legte, war mehrere Meter breit; es mussten inzwischen Millionen sein. Wie sollte Sabeth diesen Streifen aus wirbelnden und zuckenden Leibern nur überwinden? Sie fürchtete sich nicht vor Ratten, doch wenn sie in Scharen über sie herfallen sollten, war sie verloren. Das war sicher.
    Bedenke deine Fähigkeiten, Hüterin… Die flüsternde Stimme wehte durch Sabeths Bewusstsein.
    Fähigkeiten… Die dunkelhäutige Schönheit streckte ihren rechten Arm vor. Natürlich, wie hatte sie es nur vergessen können. Sie war die Hüterin der Wurzel, sie konnte kommen und gehen, wie es ihr beliebte. Nichts würde sie daran hindern.
    Leicht wie eine Feder sprang sie jenseits der Mauer zu Boden - und die Nager griffen mit gebündelter Macht an…
    ***
    Dalius Laertes war froh, trotz aller gebotenen Eile nicht unüberlegt gehandelt zu haben.
    Sein Sprung hatte ihn nicht direkt in die Stadt geführt, nicht einmal in ihre unmittelbare Nähe. Er sah sich um. Sein Standort lag auf einem nahezu völlig ebenen Plateau, an dessen Fuß sich eine gut fünfzig Meter breite Ebene erstreckte, die direkt vor Armakaths Mauer endete.
    Laertes hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis und er war sich sicher, dass diese Ebene bei seiner letzten Anwesenheit in den Schwefelklüften so nicht existiert hatte - ebenso wenig das Plateau. Der Vampir erinnerte sich an Zamorras Worte. Er stand offenbar auf dem künstlich erschaffenen Berg, in dem die dunkle Krone eingeschlossen war.
    Zamorra hatte es ihm ja geschildert -Armakath hatte sich gegen den Angriff der Insignie zur Wehr gesetzt und die Krone in einen Kokon aus magischer Energie eingeschlossen. Dass dabei ein gutes Viertel der Stadt vernichtet worden war, schien nicht von Belang zu sein. Am Ende hatte sich der Kokon verfestigt und war zu Fels erstarrt. Ja, so musste es sein. Doch das durfte nun für Laertes keine Bedeutung haben. Sein Ziel war die Stadt - und Sabeth, die nicht weit von ihm entfernt sein konnte.
    Laertes’ Aufmerksamkeit nahm jedoch etwas ganz anderes in Beschlag.
    Die Mächte der Hölle hatten Armakath also bereits ihren Antrittsbesuch abgestattet. Zumindest hatten sie der weißen Stadt ein entsprechendes Empfangskomitee gesandt. Dalius war sich zwar nicht im Klaren, welchen Sinn diese Rattenplage haben sollte, die Armakath belagerte, doch nicht alles, was die Schwarze Familie tat oder plante, hatte einen offensichtlichen Grund.
    Wonach sollte er in der Stadt nur suchen?
    Wenn sich diese Wächterin nicht kooperativ zeigen sollte, sah es schlecht für den Vampir aus. Und für die Erde. Warum sollte sie gerade ihm helfen? Er wollte ja verhindern, dass eine weitere weiße Stadt entstand. Das musste exakt gegen die Interessen der Wächterin sein.
    Der Ursprung einer weißen Stadt -genau das war es, auf das sie gestoßen waren. Doch Laertes war von der ungeheuren Aggressivität regelrecht überrannt worden, mit der sich diese Stadt auf der Erde zu manifestieren versuchte.
    Er kannte die Ziele dieser Städte nicht, ihr endgültiger Sinn war ihm fremd. Waren sie nur dazu da, steinerne Monumente vergangener Seelen zu sein?
    Oder gab es da noch viel mehr?
    Entstanden sie vielleicht, um irgendwann einmal von Lebewesen bevölkert zu werden? Von einer Rasse, die sich bereits im Vorfeld ihre künftigen Lebensräume schuf, noch ehe sie selbst auf dem Plan erscheinen wollte? Oder konnte! Alles war möglich.
    Vielleicht dachte er in die gänzlich falsche Richtung, schoss in seiner Vorstellung über jedes Ziel hinaus. Vielleicht…
    Jetzt wollte er jedoch keine Sekunde mehr vergeuden.

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