0831 - Wurzel des Bösen
bei dem beistehen, was sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen wird: der Angriff der Schwarzen Familie. Die wird mit Sicherheit nicht dulden, dass dieses steinerne Gebilde ihnen hier das Territorium streitig macht.«
Laertes überlegt einen Moment, ehe er fortfuhr. »Vielleicht konnte die Wächterin einfach nur nicht einschätzen, dass du als Vampir bestimmte Bedürfnisse hast. Ich glaube nicht, dass sie dir schaden wollte. Immerhin hat dich ja auch niemand gehindert, als du über die Mauer gesprungen bist.«
Dalius legte die Hände auf die nackten Schultern der einstigen Königin des mächtigsten Vampirvolkes Afrikas. »Jetzt hörst du mir zu.« In kurzen Sätzen berichtete er ihr vom Grund seiner Anwesenheit in den Schwefelklüften.
Und Sabeth schwieg…
Erst Minuten später sah sie Laertes wieder direkt in die Augen. »Es ist, als könnte ich deine Gedanken lesen, Dalius. Ich bin die Hüterin der Wurzel Armakaths, und du willst, dass ich dich genau dorthin bringe - zum Schacht. Was willst du dort? Was glaubst du dort zu finden?«
Laertes hatte diese Frage befürchtet. »Ich weiß es selbst nicht. Irgendetwas muss es geben, mit dem wir das Entstehen der Stadt auf der Erde verhindern oder zumindest verzögern können. Vielleicht finden wir es in Armakath? Vielleicht hilft uns ja auch die Wächterin.« An die letzte Möglichkeit konnte er jedoch nicht richtig glauben.
Sabeth stand von Boden auf. »Sind wir der Erde wirklich so verpflichtet, Dalius? Was ist es, dass dich - einen aus den Reihen des Nachtvolkes - dazu bringt, diese Menschenwelt so vehement zu schützen? Ich kann den Grund dafür nicht erkennen.«
Laertes konnte seiner schönen Gegenüber seine Beweggründe nicht nennen, denn er kannte sie selbst nicht. Irgendetwas ließ ihn sich sicher sein, dass der letzte, der alle Schlösser öffnende Schlüssel zu den verborgenen Kammern seiner Vergangenheit dort auf ihn wartete. Irgendwo auf dieser Menschenwelt, wie Sabeth sie genannt hatte, würde er ihn finden. Und deshalb konnte Laertes einfach nicht zulassen, dass eine fremde Macht - ob gut oder zerstörerisch in ihren Absichten - diesen Planeten einfach so übernahm und wie eine Geschwulst mit steinernen Monumenten überzog.
Er hatte nur keine Ahnung, wie er das Sabeth beibringen sollte. »Die Erde ist schließlich auch deine Heimat, Sabeth.« Es war ein schwacher Versuch.
Die Schönheit lächelte ihn traurig an. »Wirklich? Nicht mehr, Laertes. Mein Volk, die Asanbosam, existieren schon lange nicht mehr. Und das Afrika, das ich vorfand, ist nicht mehr meine Heimat. Aber lass gut sein. Ich vertraue dir - und ich schulde dir etwas. Ich werde aber sicherlich wieder unter Armakaths Einfluss stehen, wenn wir die Mauer überwunden haben, das muss dir klar sein.«
»Keine Sorge, Königin.« Laertes war erleichtert, denn ohne die Hilfe der Vampirin hatte er kaum eine reelle Chance, die Wurzel in dem Gewirr der Stadt zu finden. »Ich bin immer nah bei dir. Und ich verspreche dir, dass ich alles versuchen werde, die ganze Sache friedfertig über die Bühne zu kriegen. Aber nun komm. Die Zeit drängt. Ich fürchte, Zamorra hat nicht den Hauch einer Chance, wenn wir ihm nicht beistehen können. Lass uns auf die Suche gehen.«
Er nahm die Hand der Frau und sprang.
Es war leicht für ihn, die Mauer Armakaths zu überwinden, doch das war sicher das letzte Hindernis, das problemlos zu bewältigen war…
***
Brik Simon hatte große Mühe, seine Angst den Bewohnern Nassens gegenüber zu verbergen.
Was hätte das für einen Sinn ergeben, wenn er die Menschen hier in Panik versetzt hätte? Jetzt konnten nur noch Zamorra und dieser düstere Laertes Rettung bringen, das wusste der Engländer nur zu genau.
Brik hatte sich damit abgelenkt, indem er seinen Freunden hier für die tatkräftige Hilfe gedankt hatte, mit der sie erfolgreich Medien und Wissenschaft zumindest für diesen einen Tag von Nassen ferngehalten hatten. Er hatte den Leuten hier eine Räuberpistole erzählt - Zamorra würde diesen Tag benötigen, um die Leichenfunde zu untersuchen und Brik wolle daraus ein Buch machen -, darum brauchten sie noch ein wenig ungestörte Ruhe. Das hatte gereicht, denn erstens wollten sie alle ihrem Freund Brik helfen, zweitens hatten sie einen diebischen Spaß daran, Fremden einen Streich zu spielen.
Jetzt wurde es langsam ruhig im Dorf. Brik stand keine fünf Meter vom Zelt entfernt, das nahtlos an sein Haus anschloss. Sein Haus… und Tinas. Noch stand es - und
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