0832 - Station der MVs
versuchen, mit Hilfe der Forscher der Kaiserin und SENECAs herauszubekommen, was die Signale bedeuten. Es könnten auch Rufsignale der Kaiserin von Therm sein."
„Das glaube ich nicht!" rief Atlan erregt. „Es muß etwas mit Perry und BULLOC zu tun haben! Wir sind in wenigen Minuten bei euch. Ende!"
Fasziniert musterte ich die Spirale glühenden Wasserstoffs, die sich rot vor einem relativ sternarmen Raumsektor über die Schwärze des Alls schwang.
Ebenso fasziniert beobachtete ich das Sternenpaar, dem dieses Phänomen zu verdanken war.
Es handelte sich um eine blaue Riesensonne und um eine schwach leuchtende gelbe Sonne, die sich in so geringem Abstand umkreisten, daß sie sich durch ihre gegenseitige Anziehungskraft und Rotationsgeschwindigkeit elliptisch verformt hatten.
Die Zentrifugalkraft am Äquator der Riesensonne bewirkte ein ständiges Herausschleudern glühenden Wasserstoffs.
Der glühende Strom wurde zuerst von dem kleineren Begleiter eingefangen; ein Teil davon bildete einen rotglühenden Ring um seinen Äquator, den größeren Teil schleuderte er in einer gigantischen Spirale hinaus in den Raum, wo er sich irgendwo im Dunkel verlor.
„Es ist wunderschön!" sagte ich.
Kerrsyrial, der die Kontrollen bediente, wandte mir sein Gesicht zu. Es war noch immer eine Kopie yon Bosketchs Gesicht, aber das störte mich nicht.
„Es ist schön, aber es ist nichts gegen den Anblick der Sonne Aggluth", erwiderte er.
„Aggluth?" fragte ich.
„Die blaue Riesensonne, die den Planeten Gys-Progher, die Keimzelle von Tba, gebar", antwortete, der Gys-Voolbeerah.
„Meine Partner und ich haben weder Aggluth noch Gys-Progher gesehen und werden wahrscheinlich beide niemals sehen, denn wir wissen nicht mehr, wo Uufthan-Pynk liegt, die Heimatgalaxis meines Volkes.
Aber wir werden die Spur finden, die das herrliche Tba im Universum hinterlassen hat -und unsere Nachkommen werden den Weg nach Uufthan-Pynk und den Weg nach Gys-Progher entdecken und dafür sorgen, daß Tba in noch größerer Herrlichkeit wiederersteht."
Ich schwieg erschüttert.
Zum erstenmal hatte ich wesentliche Fakten über die Herkunft der Molekülverformer gehört.
Offenbar hatten ihre Ahnen einmal ein großes und mächtiges Sternenreich verwaltet, das schließlich den Weg aller Sternenreiche gegangen war, die sich auf materielle Macht gründeten. Aber die Erinnerung hatte sich erhalten und war im Lauf der Jahrtausende immer glänzender geworden, denn Erinnerungen werden im Lauf der Zeit „gesiebt", so daß das Schlechte zum Schluß ganz verschwindet und nur das Gute zurückbleibt.
Ich hielt es für einen tragischen Irrtum der heute lebenden Gys-Voolbeerah, daß sie etwas wiederherstellen wollten, was geschichtlich überholt war - wie beispielsweise auch das Solare Imperium der Menschheit.
„Ich kann mir vorstellen, was Sie denken, Tatcher", sagte Kerrsyrial. „Aber Tba war nicht nur ein Sternenreich, es verkörperte DAS GESETZ - und wir Gys-Voolbeerah sind dazu da, dem GESETZ wieder absolute Gültigkeit zu verschaffen und die anderen dazu zu zwingen, dem GESETZ zu gehorchen."
„Zwingen?" fragte ich verwundert und enttäuscht. „Mit Gewalt?"
„Ohne DAS GESETZ herrscht Chaos im Universum, Chaos, hervorgerufen durch individuelle Egoismen", erklärte Kerrsyrial. „Nur wenn Tba neu ersteht und über die anderen herrscht, ist eine Durchsetzung des GESETZES möglich."
Ich schüttelte betrübt den Kopf.
„Das ist eine Illusion, Kerrsyrial.
Es tut mir leid, aber wahrscheinlich ist euer Tba damals untergegangen, weil es auf die Unterwerfung anderer Völker gegründet war. Gewalt aber erzeugt Gegengewalt - und vor allem ist jede Gesellschaft, die sich auf Unterdrückung gründet, dazu verurteilt, sich letzten Endes selbst zu zerstören.
Außerdem scheint ihr die Superintelligenzen zu vergessen. Gegen ihre - meist gar nicht erkennbare - Macht dürfte die ehemalige Macht Tbas nicht mehr gewesen sein als eine Seifenblase gegen eine Stahlkugel."
Kerrsyrial funkelte mich böse an.
„Sie sind ein Feind, Tatcher!" stieß er hervor.
„Ich bin ein Freund der Gys-Voolbeerah, deshalb spreche ich offen zu Ihnen", entgegnete ich.
„Sternenreiche nach eurem - und nach unserem früheren Muster - sind nicht mehr als Kindergärten für Intelligenzen, die ihre technisch-wissenschaftlichen Errungenschaften moralisch und ethisch noch nicht verkraftet haben. Entweder lernen sie, ihren Kindergarten rechtzeitig zu verlassen, oder sie bleiben für immer
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