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0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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im Boot standen und zur Küste starrten.
    Hans der Hai wandte sich wieder an Zamorra. »Ach ja, Ihr erwähntet vorhin einen äußerst interessanten Namen. Ich verstand Westerländer. Habe ich Recht?« Er zog eines seiner Messer aus dem gelben Gürtel und warf es zielsicher. Knapp an Zamorras Kopf vorbei flog es, bohrte sich in den dahinter stehenden Besanmast und blieb zitternd stecken.
    »Nun, Ihr müsst mir nicht antworten, Zauberer. Mein Gehör ist noch schärfer als meine Zähne. Der Name Westerländer ist mit üblem Verrat verbunden. Deswegen werde ich den Buben töten lassen. Ich denke, ich bin Euch dafür zum Dank verpflichtet. Und wer dieser Gryf ist, das werdet Ihr mir sicher auch noch verraten, nicht wahr?«
    Zamorra biss sich vor Wut auf die Lippen. Da hatte er wohl ein klassisches Eigentor geschossen.
    Jasper Westerländer befand sich plötzlich in allerhöchster Gefahr, und sie konnten ihm nicht helfen. Der Professor sah momentan keine Möglichkeit, dem teuflischen Käpt'n und seiner untoten Crew beizukommen. Zumal auch die weißmagischen Zaubersprüche, die er heimlich rezitiert hatte, nicht die kleinste Wirkung entfalteten.
    So hilflos hatte er sich selten gefühlt…
    ***
    Antje und Roger sprangen kurz entschlossen über die Reling ins eiskalte Wasser. Als die Nordsee wellen, die die Menschen des Mittelalters noch als Westseewellen bezeichnet hätten, über ihnen zusammenschlugen, blieb ihnen fast das Herz stehen. Prustend tauchten sie wieder auf und begannen, um ihr Leben zu schwimmen.
    Nur weg von diesem furchtbaren Schiff - nur weg…
    Was unter normalen Umständen zum Scheitern verurteilt gewesen wäre, gelang jetzt. Die Angst verlieh ihnen Bärenkräfte und ließ sie die beißende Kälte ignorieren. Keuchend und prustend schwammen sie dem nicht allzu fernen Land zu.
    »Los, komm, Roger, nicht schlapp machen«, motivierte Antje ihren Kommilitonen immer wieder. Sie schrie befreit auf, als sie den geisterhaften Nebel durchstießen und plötzlich in freier See paddelten. Die Lichter an der Küste waren klar und deutlich zu sehen.
    Antje warf einen kurzen, angstvollen Blick zurück. Sie erwartete, ein Boot zu sehen, deren Insassen sie zurückholen oder töten sollten. Aber da war nichts.
    Sollte es ihnen tatsächlich gelingen, zu entkommen? Auch Roger bemerkte, dass sie eine echte Chance hatten. Das stachelte seine Bemühungen weiter an.
    Sie waren nur noch gut zwanzig Meter vom rettenden Ufer entfernt, als ihre Hoffnungen jäh zerplatzten. Antje sah, dass nun doch ein Boot zu Wasser gelassen wurde und sich mit unnatürlich hoher Geschwindigkeit näherte. Von hier sah das Gebilde wie ein überdimensionaler, rötlicher Kaugummi aus, in dem sich ein kleines, von fünf Mann besetztes Wasserfahrzeug befand.
    Aus!, dachte Antje entsetzt und verstärkte ihre Bemühungen ein letztes Mal. Zu spät. Trotz ihrer Anstrengung fühlte sie die Lähmung in alle Glieder kriechen und spürte nun auch die Kälte des Wassers. Neben ihr keuchte Roger. Es erging ihm keinen Deut besser.
    Er wimmerte kläglich, als die Jolle fast heran war. »Nein, bitte nicht…«, heulte er im Angesicht der untoten Besatzung.
    Der am Bug stehende Einäugige mit dem langen Zopf hob eine Harpune und schleuderte sie Roger lachend in die Brust.
    Das Schreien des Studenten ging in ein Gurgeln über und verstummte schließlich, als er im nicht mehr sehr tiefen Wasser versank. Das obere Drittel der Harpune ragte wie ein Mast daraus hervor.
    Antje schloss ebenfalls mit dem Leben ab. Hoffentlich ging es schnell. »Heilige Mutter Gottes, bitte für uns Sünder«, murmelte sie mit bebenden Lippen und spürte, wie sie langsam versank. Ihre Beine hatten automatisch das Treten eingestellt, die Kälte zog das letzte noch verbliebene Fünkchen Kraft aus ihrem Körper.
    Der Einäugige mit dem Zopf ging in die Knie und wollte sie aus dem Wasser fischen. An seiner fordernden Hand vorbei sah Antjè, dass urplötzlich ein schlanker, düsterer Mann aus dem Nichts erschien und direkt im Boot materialisierte. Hoch aufgerichtet stand er hinter den Piraten. Sie bemerkten sein Auftauchen nicht.
    Das Grauen drohte ihr endgültig den Verstand zu rauben. Sie kannte die Gestalt. Unten, beim Wrack der »Dummen Kuh«, hatte sie sie allerdings für ein Trugbild gehalten!
    Zwei Augen glühten in grellem Rot. Im selben Moment wurden die Piraten nach allen Seiten weggeschleudert und flogen gut zehn Meter weiter schreiend ins Wasser, wo sie sich wie Aale wanden. Gleichzeitig

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