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0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See
Autoren: Christian Schwarz
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Professors Kopf an den Haaren nach hinten und drückte ihm das Mordinstrument ein wenig fester in die Haut. Urplötzlich ließ er los, riss die Faust hoch und rammte sie unter Zamorras Kinn. Der flog nach hinten und knallte stöhnend auf die Planken.
    Nicole wollte auf den Kapitän losgehen, hielt sich aber im Angesicht drohender Waffen zurück und ballte lediglich die Fäuste.
    »So, Ihr wollt es mir also nicht sagen, Zauberer«, dröhnte Hans der Hai. »Nun gut. In der Zelle werdet Ihr Gelegenheit haben, Eure sture Haltung zu überdenken. Denkt aber auch daran, dass ich Euch nur dann Aufschub gewähre, wenn Ihr die Zusammenarbeit nicht verweigert.« Er lachte dröhnend und schickte einen Fußtritt hinterher, der Zamorras Seite traf und dem Professor das Gefühl vermittelte, soeben mit einem Dampfhammer kollidiert zu sein.
    Dutzende von Händen packten die beiden Dämonenjäger und zerrten sie zum Vorderdeck. Durch eine breite Luke mussten sie in den modrig riechenden Schiffsleib hinabsteigen. Schließlich stieß man sie in èinen großen, mit fürchterlich stinkendem Stroh ausgelegten Raum, der von zwei trübe leuchtenden Sturmlaternen nur spärlich erhellt wurde.
    Zamorras Herz stockte für einen Moment. An der Wand standen zwei vollkommen nackte junge Frauen, die Arme straff zur Decke gereckt und mit Ketten gefesselt. Sie starrten ihnen apathisch entgegen. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse konnte er deutlich die blauen Flecken und Kratzer erkennen, die ihre gestreckten Körper bedeckten. Er hörte, wie Nicole neben ihm scharf die Luft einsog.
    Ihr war, wie dem Professor auch, sofort klar, dass es sich um die jungen Frauen handelte, deren Entführung sie in der Zeitschau beobachtet hatten.
    Die beiden Dämonenjäger wurden ebenfalls in Ketten geschlagen. Enge Schellen legten sich um ihre Handgelenke und wurden mit einem altertümlich wirkenden Schlüssel geschlossen. Die Piraten verzichteten allerdings darauf, die neuen Gefangenen auszuziehen. Nach ein paar derben Kniffen und Püffen verschwanden sie. Die Tür, die aus einem Eisengitter bestand, fiel hinter ihnen zu.
    Einen Moment lang herrschte fast lähmende Stille. Das Mädchen, das direkt neben Nicole hing, brach sie zuerst.
    »Willkommen in der Hölle«, krächzte es. »Ich bin Gina. Und wer seid ihr?«
    ***
    Der alte Westerländer blickte hinaus aufs nächtliche Meer. Sinnend betrachtete er die fernen Lichter, die den Standort der Halligen markierten, und genoss die kühle Brise, die das Seegras in den Dünen rascheln und das Holz an seinem Haus knacken ließ.
    Während er ansonsten nichts Bestimmtes im Blick hatte, suchte er heute die See gespannt nach dem Phänomen ab, das ihm so große Angst machte. Ja, Jasper Westerländer hatte Angst. Daran änderte auch nichts, dass nun Zamorra und Nicole den verfluchten Piratenkapitän jagten.
    Trotz seiner Angst tat Jasper Westerländer das, was er um diese Zeit bis weit in den Spätherbst hinein immer tat: Er setzte sich auf seiner Terrasse in den gemütlichen-Schaukelstuhl, schmauchte ein Pfeifchen, beobachtete das Meer und wartete, bis der Schlaf ihn übermannte.
    Langsam döste der alte Westerländer ein. Umgehend suchten ihn wirre Träume heim. In vielen Überblendungen und Schnitten sah er Zamorra und Nicole gefangen auf dem Piratenschiff, sah sterbende Studenten und im Wasser strampelnde Piraten, neben einer zerstörten Jolle treibend. Ein Mädchen entkam den Subjekten aus einer längst vergangenen Zeit und flüchtete auf den Strand. Es lief und lief und kam direkt auf sein Haus zu. Es wollte zu ihm.
    Mit verzerrtem Gesicht kam die junge Frau, in der er die Studentin erkannte, näher und schaffte es doch nicht richtig, sich vom Fleck zu bewegen. Säbelschwingende Piraten verfolgten sie, liefen an ihr vorbei und standen plötzlich direkt vor ihm.
    Vor ihm!
    In seltener Klarheit sah Jasper Westerländer, dass sich sein Traum fast abrupt in eine Vision wandelte, dass die Spökenkiekerei wieder Macht über ihn gewann. Ein erneuter Wahrtraum überkam ihn mit der Wucht einer Sturzsee. Bisher war er sich dieser Wahrträume immer erst nach dem Erwachen bewusst geworden, dieses Mal stellte es sich ganz anders dar.
    Er saß nach wie vor im Schaukelstuhl. Da waren fürchterliche Schmerzen. Brutale Gesichter schauten von oben auf ihn herab. Zahnlose Münder geiferten. Eine scharfe Klinge sauste durch die Luft und spaltete seinen Schädel…
    Mit einem Schrei fuhr Westerländer hoch. Er zitterte am ganzen Körper und
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