Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
badete förmlich in Schweiß. Fast panisch sah er sich um, hinein in die dunklen Dünen, den Weg entlang, der zu seinem Haus führte.
    »Gott steh mir bei«, murmelte er und bekreuzigte sich drei Mal. Noch immer standen die schaurigen Bilder wie ein Fanal vor seinem inneren Auge.
    Zum allerersten Mal war er selbst Mittelpunkt einer seiner Schreckensträume gewesen! Zuvor hatte er immer nur das Schicksal anderer erblickt. Festgeschrieben in seinen Visionen, so unabwendbar wie das Jüngste Gericht.
    Nun sollte es ihm also selbst an den Kragen gehen.
    Unter normalen Umständen hätte Jasper Westerländer den Tod nicht gefürchtet und ihn irgendwann sogar willkommen geheißen. Aber von Dämonischen ermordet zu werden, nein, das wollte er nicht! Das war sicher nicht gut für die Seele. Er war ein gläubiger Mensch und wollte in den Himmel kommen.
    Warum ausgerechnet er? Was hatte er mit Hans dem Hai zu schaffen? War es die Tatsache, dass er Zamorra herbeigeholt hatte?
    Wie auch immer, dem alten Seebären war nur zu klar, dass er auch sein eigenes Schicksal nicht würde abwenden können.
    Oder?
    Versuchen würde er es immerhin. Vielleicht gab es ja doch eine kleine Chance. Wenn er sich vom Schaukelstuhl fernhielt, konnten ihn die Piraten nicht darin töten, die Vision würde also gegenstandslos werden. War das die Rettung?
    Ein wahnwitziger Gedanke durchfuhr ihn, an den er sich wie ein Ertrinkender klammerte. Hatte er vielleicht sogar nur deswegen diese furchtbare Gabe erhalten, damit er, warum auch immer, gegen sein eigenes Schicksal ankämpfen konnte?
    Mit neuem Mut stapfte Jasper Westerländer ins Haus, während er eine Litanei Seefahrergebete vor sich hin murmelte.
    Ganz so hilflos, wie die Piraten vielleicht dachten, war er denn doch nicht.
    ***
    »Das kommt zwar äußerst selten vor: Aber ich verstehe einfach nicht, was hier vorgeht.« Zamorra starrte auf das Ziegenskelett in der Ecke, das davon kündete, dass man sie in den ehemaligen Schiffsstall gesperrt hatte.
    Der Meister des Übersinnlichen zerrte wütend an seinen Ketten und hängte sich mit dem ganzen Körpergewicht hinein. Erfolglos. Die eisernen Fesseln gaben nicht einen Millimeter nach. »Warum schaffen es unsere Waffen nicht, die Piraten zu vernichten?«
    »Du bist der Professor. Wenn du's nicht weißt, weiß ich's erst recht nicht«, seufzte Nicole. »Ich weiß nur, dass mein Blaster weg ist. Und der Dhyarra auch. Von Merlins Stern wollen wir mal gar nicht reden. An den kämen wir zwar jederzeit ran, aber was würde es uns nützen?« Sie spielte darauf an, dass Zamorra und sie das Amulett rufen konnten.
    »Was also können wir machen, außer einem dummen Gesicht?«, fragte der Professor. »Hat jemand eine Idee? Und wenn's nur eine winzig kleine wäre…«
    »Vielleicht hätte ich da eine«, erwiderte Gina. Im Gegensatz zu ihrer Freundin Michaela, die seit der furchtbaren Vergewaltigung keinen Ton mehr gesprochen hatte und nur noch apathisch vor sich hin starrte, hatte die Anwesenheit der beiden Neuen ihre Lebensgeister wieder geweckt.
    »Ach was, tatsächlich?«, gab Nicole zurück. »Na, dann lass mal hören. Normalerweise haben immer nur Zamorra oder ich den rettenden Gedanken, um aus einem Schlamassel wie diesem einigermaßen unbeschadet herauszukommen.« Sie kicherte.
    »Werft mal einen Blick auf meine Haare. Was seht ihr da?«, fragte Gina.
    Zamorra beugte sich etwas vor, schaute die junge Frau von der Seite an und seufzte ergeben: »Es ist wohl im Schöpfungsprogramm nicht vorgesehen, dass wir Männer euch Frauen verstehen können. Halb tot und trotzdem eitel wie ein Pfau. Ich fasse es nicht.«
    »Weil du eben ein Mann bist«, fauchte Nicole. »Während du dümmliche, unnütze Philosophien wälzst, habe ich selbstverständlich sofort bemerkt, was Gina uns sagen will.«
    »Aha. Sollte ich dir das horrende Gehalt, das mich monatlich an den Rand des Ruins bringt, doch nicht umsonst bezahlen?«, fragte der Professor grinsend. »Na, dann schießt mal los. Ich bin ganz Ohr. Begriffen hab ich's nämlich immer noch nicht.«
    »Siehst du die Haarspangen und Kämme in Ginas Wuschelfrisur?«, half ihm Nicole auf die Sprünge. »Und nun denk mal scharf nach, was man zum Beispiel mit einer dieser Haarspangen anstellen könnte.«
    »Ich bin der Meister des Übersinnlichen, kein Frisörmeister«, brummte Zamorra. Im selben Moment ging ihm ein ganzer Kronleuchter auf. »Aber natürlich. Hätte ich jetzt eine Hand frei, würde ich mir vor die Stirn klatschen. Hm.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher