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0834 - Griff nach Armakath

0834 - Griff nach Armakath

Titel: 0834 - Griff nach Armakath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Tendyke per Sie - der Südstaatler hielt es für angebracht, seinen Brötchengeber entsprechend anzureden. Da spielte es für ihn auch keine Rolle, dass sie im Kampf gegen die dunklen Mächte Rücken an Rücken kämpften, wenn es nötig wurde.
    Tendyke schüttelte den Kopf. »Keine Zeit, Artimus. Aber ich bin gespannt, was mit dem Kleinen los ist, den Sie sicher in erster Linie sehen wollen, nicht wahr? Grüßen Sie mir die Leiterin von no tears.«
    Das war gestern gewesen - und nun stand van Zant vor dem altehrwürdigen Bau, der so gar nicht nach dem aussah, was sich in ihm abspielte. Die Villa bestand aus einen Hauptgebäude mit Flachdach und einem links anschließenden Anbau, der in einem Spitzdach endete. Die Hohen Säulen, die oben in Arkadenbogen endeten, wirkten wie ein Exoskelett, das den Bau zu stützen schien. Zwei hohe Stockwerke lagen ein wenig nach hinten versetzt, bildeten so den Platz für eine Art Veranda, die durch eine Doppeltreppe von links und rechts zu erreichen war. Und oben auf dem Geländer der linken Treppe saß eine kleine Gestalt und grinste zu Artimus herunter.
    Der Physiker blieb der Atem weg. Julo hockte dort auf seinem Rumpf… musste doch jeden Augenblick in die Tiefe stürzen! Doch Artimus hatte gelernt, diesen zähen Burschen nicht zu unterschätzen.
    »Wie ist die Luft da oben, Julo?« Er bemühte sich um einen möglichst coolen Auftritt, denn nur damit konnte man bei dem Jungen Eindruck machen; wer in Algiers Kasba geboren und aufgewachsen war, ließ sich durch nichts erschüttern.
    Julos Grinsen wurde noch breiter. »Hey! Oh, gut, gut. Aber vielleicht sollte ich doch zu dir nach unten kommen? Was meinst du? Oder hast du dann Schiss?«
    Van Zant wusste, dass alles, was Julo mit ihm und seinen Betreuern tat, ein einziger großer Test war - wie weit konnte er gehen? Womit konnte er die Yankees hier aus der Reserve locken? Mit Artimus würde er jedenfalls seinen Spaß nicht haben.
    »Dann mach das.« Van Zant wusste, das er hier Vabanque spielte, doch das musste jetzt sein, damit Julo ein für alle Mal seine Grenzen erkannte. »Na? Was ist? Dann spring doch - oder glaubst du, ich wäre ein mieser Fänger?« Der Physiker spannte alle Muskeln an. Er konnte sehen, wie es in Julos Gesicht arbeitete. Dieses Mal war er es, der herausgefordert wurde. Und einen Rückzieher konnte er sich nicht leisten, denn hinter den Fenstern erkannte van Zant die kleinen Gesichter der anderen Kinder, die diese Szene beobachteten.
    Zwei, drei Ansätze benötigte der Junge, der seinen Mund hier einfach zu weit aufgerissen hatte. Schweiß lief in Strömen über sein Gesicht. Dann stieß er sich ab und…
    Er flog direkt in van Zants Arme. Der Schlag war hart, verflixt hart sogar, doch Artimus verzog keine Miene. Mit Julo auf den Armen stieg er die Treppe hinauf.
    »Und? Täusche ich mich, oder zittert der große Held der Kasba wie Espenlaub?« Julo grinste ihn bemüht an, konnte aber noch nichts sagen. Erst jetzt war ihm klar geworden, wie sehr das hätte daneben gehen können. »Bist ein schwerer Brocken, mein Freund. Aber ich fange dich auf - immer! Oder habe ich dir das nicht versprochen, damals, in der Kasba?«
    Van Zant setzte Julo auf das Skateboard, das der Junge perfekt beherrschte. Von unten herauf sah er Artimus an. »Ja, und das hast du auch gehalten. Entschuldige… wegen vorhin.«
    Van Zant winkte nur ab. »Jederzeit, du Flugkünstler. Und nun bringe mich bitte zu Millisan Tull, okay?«
    Julo wendete geschickt sein Board und rollte durch die weiträumige Eingangshalle auf das Büro der pädagogischen Leiterin zu.
    Millisan Tull war etwa in van Zants Alter, und die unzähligen Lachfalten, die sich um ihre Augen herum gelegt hatten, verrieten den Humor der Erzieherin, den sie auch nach so vielen Jahren in diesem oft so schweren Beruf nicht verloren hatte.
    Die Frau beeindruckte jeden, der zum ersten Mal mit ihr zusammentraf. Sie strahlte Warmherzigkeit und enorme Fachkompetenz aus. Und die Kinder liebten sie heiß und innig. Als Millisan und van Zant sich schließlich alleine gegenübersaßen, drohte sie dem Physiker mit erhobenem Zeigefinger.
    »Die Aktion da vorhin… also wissen Sie, Artimus, ich muss mich schon wundern.« Ehe sich van Zant verteidigen konnte, sah er das breite Lächeln auf ihrem Gesicht. »Das war ein hohes Risiko, das ich nicht gutheißen kann, aber in diesen wenigen Momenten hat Julo mehr gelernt, als wir ihm in Wochen vermitteln können. Manchmal muss man solche Dinge einfach

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