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0834 - Griff nach Armakath

0834 - Griff nach Armakath

Titel: 0834 - Griff nach Armakath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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so anpacken.« Sie wurde wieder ernst. »Ich habe sie hergebeten, weil ich ganz einfach Klarheit brauche.« Sie griff in die Schublade ihres Schreibtisches und zog ein Foto hervor. Überrascht erkannte van Zant darauf sich und Khira Stolt. Fragend blickte er zu Millisan Tull.
    »Das Foto hing draußen in der Halle. Wir haben dort so eine Art Fotogalerie mit den Kindern gestaltet. Es kommen immer wieder Fragen der Kinder, wem das Haus gehört, wer das alles hier eingerichtet hat, wer das bezahlt. Sie würden sich wundern, wonach die Würmer so alles fragen. Mit Fotos erklärt man so etwas immer gut. Aber als wir dieses Bild aufgehängt haben, da geschah etwas, das hier niemand einordnen kann.«
    Sie griff erneut in die Lade und reichte Artimus eine Akte. Sie gehörte zu einem der Kinder - dem letzten Neuzugang. Der Junge hieß Serhat, war fünf Jahre alt und stammte aus der Türkei. Dort hatte man ihn neben seinen toten Eltern gefunden, denen man die Kehlen durchgeschnitten hatte. Kein Motiv - kein Täter - niemand konnte sich einen Reim auf diese Sache machen. Das Kind war schlimm traumatisiert, sprach seither kein einziges Wort, no tears hatte den Kleinen aufgenommen, der keine Familie mehr hatte.
    Die Leiterin fuhr fort. »Serhat sah das Foto und legte seinen kleinen Finger auf Sie, Dr. van Zant. Und dann hörte ich ihn zum ersten Mal sprechen. Er sagte immer das Gleiche. Ich verstehe die türkische Sprache ein wenig, daher verstand ich ihn gut: Kommt zu mir? Bald? Kommt zu mir? Mehr bekam ich aus ihm nicht heraus. Er will Sie sehen, eindeutig Sie.«
    Van Zant schüttelte den Kopf. Das machte doch keinen Sinn. Er hatte den Kleinen doch noch nie gesehen - und der ihn ganz sicherlich auch noch nicht. Die Tür hinter Artimus öffnete sich. Eine Erzieherin trat ein. Und mit ihr ein dünnes Kerlchen, das verschämt zu Boden blickte. Millisan stand auf und ging zu dem Kind.
    »Das ist unser Serhat, Dr. van Zant. Nun, Serhat? Willst du unseren Gast begrüßen?«
    Vorsichtig schielte der Junge nach oben. Artimus musste ganz einfach grinsen. Serhat hatte etwas an sich, dass den Beschützerinstinkt des Physikers sofort weckte. Sekunden lang sahen sich die beiden an, dann kam der Junge mit kleinen Schritten auf van Zant zu. Millisan-Tull atmete hörbar aus. Das war das erste Mal, dass Serhat Kontakt zu einem Fremden suchte. Und es kam noch viel besser: geschickt kletterte der Junge auf van Zants Schoss.
    Die pechschwarzen Augen des Kindes schienen in Artimus hineinzusehen. Plötzlich legte Serhat einen Zeigefinger an die Stirn des Südstaatlers. Seine Stimme war leise, doch jeder im Raum konnte sie deutlich vernehmen.
    »Großer Krieger… muss bald kämpfen. Dein Freund stirbt. Armer Krieger…« Und ganz zärtlich streichelte Serhat van Zants Wange. Dann lehnte der Junge sich an die breite Brust des Physikers und ließ sich von van Zant halten. Der Physiker und die Pädagogin sahen einander ratlos an.
    Stunden später verließ Artimus van Zant die Villa wieder. Julo und Millisan Tull standen auf der Veranda und winkten ihm lange nach. Die Erzieherin hielt den kleinen Serhat auf dem Arm, doch der war längst wieder in sein Schneckenhaus zurückgekehrt, in dem er das, was er erduldet und mitangesehen hatte, irgendwie ertragen konnte. Der Mord an seinen Eltern hatte auch ihn »sterben« lassen.
    Was er in van Zant gesehen hatte, war Millisan Tull ein großes Rätsel. Und dem Physiker erging das wohl nicht anders. Zumindest konnte sie sich den Mann aus den Südstaaten wirklich nicht als großen Krieger vorstellen.
    Dass Artimus van Zant die Worte des Jungen anders zu deuten wusste, konnte sie ja nicht ahnen;..
    ***
    Sie schlichen um die weißen Stadtmauer herum.
    Das taten sie immer. Mal waren es mehr, mal weniger.
    Viele von ihnen waren ganz einfach Diebe, die hinter dem strahlend weißen Steinwall die fetteste Beute ihres Lebens vermuteten. Immer wieder versuchten einzelne von ihnen das Hindernis zu überklettern. Sie starben rasch - und ihre feine Asche verwehte im Höllenwind.
    Und dennoch kamen immer wieder neue, auch wenn sie doch wissen mussten, was sie erwartete. Das Leben einer niederen Kreatur in den Schwefelklüften musste so bar jeder Hoffnung sein, so weit von allem Lebenswerten entfernt, dass sie bereitwillig ihr Ende in Kauf nahmen. Besser das, als eine Ewigkeit wie bisher weiterexistieren. So musste es wohl sein.
    Mal mehr; mal weniger… - seit geraumer Zeit schien diese Regel jedoch außer Kraft gesetzt zu

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