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0835 - Im Kreisel der Angst

0835 - Im Kreisel der Angst

Titel: 0835 - Im Kreisel der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit gewissen Tatsachen abzufinden, mochte sie noch so schrecklich sein. Hier gab es nicht nur Suko, es war noch eine andere Person vorhanden, Shao nämlich.
    Durch Sukos Bewegung konnte Bill sie besser sehen. Die langen, dicken, gelben Kerzen standen so nahe, daß Shaos Körper in ihren Lichtschein geraten war. Es flackerte weich über eine Gestalt, die keinen Fetzen Kleidung mehr am Leibe trug.
    Shao war nackt!
    Suko hatte sie ausgezogen und auf den Rücken gelegt. Sie lag nicht auf dem Boden, sondern auf einem etwas höher gestellten Gegenstand, der wirkte wie eine Steinbahre. Sie lag gestreckt da, die Arme dicht an den Körper gepreßt, und sie sah auch im Tod noch schön aus - bis auf eine sehr entscheidende Kleinigkeit.
    Ihr fehlten die Haare!
    Die hatte ihr Suko abgeschnitten, umklammerte die langen Büschel mit der Faust, als wollte er im nächsten Augenblick damit Staub wegwedeln. Bill Conolly bewegte sich ein wenig nach rechts, weil er auch Shaos Gesicht sehen wollte.
    Durch den Wegfall der Haarpracht wirkte es schon verändert. Da der Mund weit offen stand, sah sie aus, als wollte sie noch einen letzten Atemzug nehmen, ohne es aber schaffen zu können, weil alles an ihr erstarrt war.
    Auf die haarlose Vorderseite des Kopfes mußte Suko Zeichen gemalt haben, denn dort fiel Bill eine Stelle auf, die dunkler war als der übrige Schädel. Er konnte die Zeichen nicht erkennen und würde auch kaum mit ihnen zurechtkommen, deshalb wanderte sein Blick nach unten und zwangsläufig dem Gesicht entgegen.
    Es war so glatt, so kalt. Bill fragte sich schon, ob diese Person überhaupt die tote Shao war. Aber sie war es, nur war es für Bill schwer, dies zu akzeptieren.
    Weit geöffnet waren auch die Augen. Er kannte sie als dunkel, als geheimnisvoll schimmernd, oder als einen kalten Blick, als sie als die Frau mit der Armbrust aufgetreten war. Diesmal hatten sie sich verändert. Sie waren seltsamerweise rot geworden. Kein dunkles Rot, mehr ein helles Orangenrot.
    Etwas war mit ihr geschehen, mit einer Toten. Das wiederum wunderte Bill, und er stellte sich automatisch die Frage, ob Shao überhaupt gestorben war und nicht wieder in einen anderen Zustand überging.
    John Sinclair hatte ihm erklärt, daß Shao nicht mehr lebte, und auf sein Wort mußte er sich einfach verlassen.
    Andererseits war eigentlich nichts unmöglich, wenn andere Mächte eine Rolle spielten und Shao für sich als eine Hauptperson angesehen hatten, um sie ins kalte Wasser zu werfen. Hier war einiges nicht so gelaufen, wie es hätte laufen müssen, und Suko stand dabei im Zentrum. Er hatte mit seiner toten Shao etwas vor. Er mußte dabei nach bestimmten Regeln handeln und den Mächten dienen, von denen Bill keine Ahnung hatte.
    Er wischte den Schweiß von seinem Gesicht weg. Der Reporter schwitzte unter der Last dieser mächtigen Eindrücke, obwohl es hier eher kalt war.
    Bisher hatte ihm Suko noch keine Antwort auf seinen leisen Ruf gegeben. Deshalb versuchte er es noch einmal, nun aber präziser. »Suko, sag was! Weißt du, wer hier steht? Siehst du, wer ich bin! Du kennst mich, du mußt mich kennen. Ich bin Bill, dein Freund…« Er kam sich selbst komisch vor bei diesen Worten, aber ihm fielen keine anderen ein. Auch in sein Gehirn hatte sich ein Blocker festgesetzt.
    Zum erstenmal zeigte Suko eine Regung. Er runzelte die Stirn, so daß sich die Augenbrauen näher zusammenschoben. Dabei machte er den Eindruck eines Menschen, der über etwas nachdachte, es aber nicht schaffte, zu einem Resultat zu gelangen.
    Bill baute ihm eine Brücke. »Wenn du etwas sagen willst, Suko, dann bitte jetzt.«
    Der Inspektor nickte.
    »Los - und…«
    Suko sprach noch immer nicht. Er handelte auf seine Art und Weise. Er öffnete die linke Faust, und nichts war mehr da, was die Haare noch hätte festhalten können.
    Sie fielen dem Boden entgegen. Dabei sahen sie aus, als hätten sie einen Auftrieb bekommen, denn sie flatterten im freien Fall entgegen der Richtung in die Höhe, breiteten sich aus und senkten sich als breites Vlies dem Erdboden entgegen.
    Sie berührten ihn, wobei kein Geräusch entstand. Eine lautlose Landung, das war alles.
    Bill wußte nicht, was er von dieser Reaktion halten sollte. Für ihn stand allerdings fest, daß er Suko gestört hatte. Und der würde eine Störung nicht so ohne weiteres hinnehmen.
    Der Chinese senkte den Kopf, als wollte er den Haaren einen letzten Abschiedsblick gönnen. Kurz danach straffte sich sein Körper wieder. Er hatte

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